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Almanach 1920

ihrer Art außerhalb Indiens). Paris besitzt im Troca-
dero ein Museum von Abgüssen und Kunstwerken,
vor allem der großartigen Denkmäler des französischen
Cambodja. Bei uns in Deutschland sind die indischen
Skulpturen und Abgüsse vorläufig über die ethnogra-
phischen Museen verstreut. Allzuviel, was überragt, ist
nicht vorhanden. Was sich in Europa an indischen
Kunstschätzen befindet, kann nur zur Ergänzung der
Anschauung dienen. Im wesentlichen sind wir auf Ab-
bildungen angewiesen, deren Auswahl nur nach um-
fassender Kenntnis der Originale getroffen werden
darf. Die Wahl hat um so peinlicher zu sein, als das
Material an Gutem und Mittelmäßigem, das Indien
hervorbrachte, schier unübersehbar groß ist. Eine nähere
Bekanntschaft mit der bei uns nahezu unbekannten Welt
indischer Kunst dürfte für viele eine Offenbarung sein
und hoffentlich auch dazu beitragen, daß der Begriff
Weltkunst immer mehr Leben und Gestalt gewinnt.
Ägyptische und westasiatische Kunst bezieht man in
den Kreis unserer Kunstgeschichten und unserer Vor-
lesungen über Kunst ein — vor der Kunst von Indien,
China, Japan und deren Nebenländern macht man halt,
eine doppelte Unterlassungssünde: einmal ist die Kunst
dieser Völker jeder anderen zum mindesten ebenbürtig,
dann aber handelt es sich auch um die Kunst der ältesten
Kulturvölker, die heute noch bestehen, ja deren Zukunft
noch nicht abzumessen ist.
 
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