K. Scheffler: Kunstzeitschrift.
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wenn das Überflüssige fehlen würde! Man müßte
am Ende auch die Kunst zum Überflüssigen rechnen.
Und sie ist, genau besehen, doch so wirklich und
wichtig wie das liebe Brot, trotzdem man von ihr
nicht satt wird. Auf einem gewissen Punkt kehren
sich die Dinge um. Das Entbehrliche und Überflüssige
wird plötzlich sehr wichtig. Das ganz Unentbehrliche
wird zwar gegessen und verdaut, aber es ist dann auch
Exkrement; das Überflüssige aber kommt auf die
Nachwelt. Was fest im Erdreich des Alltags wurzelt,
verdorrt und stürzt, was aber in der Luft schwebt,
hat ewige Jugend. Das Praktische und ewig Empi-
rische beherrscht den Tag, das Ideelle und Gefühls-
mäßige jedoch beherrscht die Zeit. Es ist, in Meta-
morphosen, immer wieder da. Niemand kann sagen,
wozu es eigentlich nutze ist und warum es immer
wieder da ist; das Bedürfnis aber ist nicht zu vernichten.
Laßt uns darum weiterhin das Entbehrliche und
Überflüssige tun und ihm unsere beste Kraft widmen.
Und sei es nur um des Vergnügens willen, das darin
liegt, sich mit dem Schönen zu beschäftigen und die
Wahrheit zu sagen.
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wenn das Überflüssige fehlen würde! Man müßte
am Ende auch die Kunst zum Überflüssigen rechnen.
Und sie ist, genau besehen, doch so wirklich und
wichtig wie das liebe Brot, trotzdem man von ihr
nicht satt wird. Auf einem gewissen Punkt kehren
sich die Dinge um. Das Entbehrliche und Überflüssige
wird plötzlich sehr wichtig. Das ganz Unentbehrliche
wird zwar gegessen und verdaut, aber es ist dann auch
Exkrement; das Überflüssige aber kommt auf die
Nachwelt. Was fest im Erdreich des Alltags wurzelt,
verdorrt und stürzt, was aber in der Luft schwebt,
hat ewige Jugend. Das Praktische und ewig Empi-
rische beherrscht den Tag, das Ideelle und Gefühls-
mäßige jedoch beherrscht die Zeit. Es ist, in Meta-
morphosen, immer wieder da. Niemand kann sagen,
wozu es eigentlich nutze ist und warum es immer
wieder da ist; das Bedürfnis aber ist nicht zu vernichten.
Laßt uns darum weiterhin das Entbehrliche und
Überflüssige tun und ihm unsere beste Kraft widmen.
Und sei es nur um des Vergnügens willen, das darin
liegt, sich mit dem Schönen zu beschäftigen und die
Wahrheit zu sagen.
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