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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 2.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.6484#0009
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 15.

Domine diloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

März 1863.

J. Ueber die Polychromie.

und Blau, und ſchmolz dieſelben gleichſam durch Gold, wel-
ches reichlich verwendet wurde, zuſammen. Bei den überaus
einfachen Figuren herrſchte die Zeichnung vor; die Farben
wurden kunſtlos in breiten, gleichmäßigen Maſſen aufgetragen
und meiſt mit architectoniſchen Einrahmungen verſehen. Ueber-
all gab ſich der ornamentale Zweck zu erkennen, der auch
die Ruhe und Einheit des Baues bei allem Farbenglanze un-
beeinträchtigt läßt.
Bei den Fortſchritten, welche das Handwerk in gegenwär-
tiger Zeit, in den verſchiedenſten Richtungen gemacht hat, iſt
es nicht zu bezweifeln, daß auch jetzt tüchtige, talentvolle Hand-
werker, wenn ſie zumal von dem erneuten religiös-kirchlichen
Geiſte gehoben ſind, und die alten kirchlichen Malereien gründ-
lich ſtudirt haben, nicht ähnliche Arbeiten ſollten ausführen kön-
nen. Wie weit es bereits die Steinmetzen und Bildhauer in
der Sculptur gebrucht haben, kann man am beſten in den Bau-
hütten am Kolner Dome wie in München und bei uns im
Badiſchen ſehen. Ein treffliches Hilfsmittel für die kirchliche
Malerei jeder Art wird ohne Zweifel auch den Handwerkern
geboten werden in dem in Bälde erſcheinenden ,,Bilderbuche
für Künſtler zur Wiederauffriſchung der alten Kunſtgemälden
von Profeſſor Kreuſer in Köln.
Jn der griechiſchen Kirche gieng bei dem bekannten
Kunſtſinne und der Vorliebe der Griechen für Bilderſchmuck
jene Kunſtfertigkeit nicht wie bei uns verloren, ſondern ward
durch lebendige Tradition der Gegenwart erhalten. Einen ſehr
intereſſanten Bericht darüber gab der berühmte franzöſiſche Al-
terthumsforſcher und Kunſtkenner Didron in ſeinem ,,Hand-
buche der Malerei vom Berge Athos'' (deutſch überſetzt von
Schäffer, Trier 1855.) Er ſelbſt ſah es auf ſeinen Reiſen
wie Joaſaph, der Maler zu Esphigmeou, im Jahre 1839
die Kirche malte. Jn einer Stunde zeichnete er ein Gemälde
auf die Wand, welches Chriſtus vorſtellte, wie er ſeinen Apo-
ſteln den Auftrag giebt, die Völker zu lehren und zu taufen.
Chriſtus und die andern 11 Figuren waren faſt von natürli-
cher Größe. Er machte ſeine Skizze aus dem Gedächtniſſe,
ohne Carton, ohne Zeichnung, ohne Modell. Didron prüfte
die andern Gemälde, die der Maler in gleicher Weiſe und
mit Aufwand derſelben Zeit ausgeführt hatte; und dieſe Ma-

(Schluß.)
Beim Durchleſen der ſchon vorausgeſchickten zwei Aufſätze
über die Polychromie, die Bemalung von Kirchen in mittelal-
terlicher Art, wird in Manchen das Bedenken der Koſtſpielig-
keit für die Ausführung aufgeſtiegen ſein. Selbſtverſtändlich
haben wir bei Empfehlung der monumentalen Malerei nicht
im Entfernten an die Frescomalerei gedacht, die nur ein
Vorrecht der mit fürſtlicher Munificenz ausgeſtatteten Kirchen,
wie der Speyerer Dom, die Allerheiligen- oder Hofkirche und
theilweiſe die Baſilika in München u. A. bleiben wird; und
zudem wird auch die Frescomalerei in der gegenwärtigen Be-
handlung niemals populär werden. Die modernen Fres-
comaler wollen die Staffelmalerei auf die Wände übertragen,
und ſuchen dieſelben durch dramatiſche Darſtellung zu beleben.
Darum werden dann von ihnen auch enorme Forderungen ge-
macht, wobei ihnen allerdings zu Gute kommt, daß man ge-
genwärtig oft mehr den Künſtler als die Kunſt bezahlt, und
zwar Erſtere, wie Reichenſperger in ſeinen ,,Fingerzeigen
auf dem Gebiete der chriſtlichen Kunſt'' treffend geſagt hat,
nicht ſelten nach den Preiscouranten der Sängerinnen und
Tänzerinnen.
Wir denken bei unſerer Empfehlung vielmehr an das Aus-
malen mit Leimfarben, womit die meiſten der alten Wand-
gemälde übermalt waren, und gegenwärtig die St. Godehardi-
kirche zu Hildesheim geſchmückt wird (ſ. Nro. 14 dieſer Blät-
ter). Und der Zuſtand, in welchem man ſelbe häufig noch
jetzt findet, nach mehr als hundertjährigem Beſtehen, nach lan-
ger Verwahrloſung, nach wiederholter Bewerfung und Ueber-
tünchung, läßt eine Einwendung gegen ihre Dauerhaftigkeit
gewiß nicht aufkommen.
Wer jemals jene alten Wandmalereien ſorgfältig angeſchaut
und geprüft hat, wird ſich bald überzeugt haben, daß ſie zu-
meiſt von geſchickten und geübten Handwerkern ausgeführt wur-
den. Es war dabei mehr auf eine allgemeine Wirkung
abgeſehen, auf eine Hebung des Totaleindruckes des Bau-
werkes, als auf eine vollendete Darſtellung im Einzelnen. Man
bediente ſich ganzer, voller, ſatter Farben, beſonders des Roth
 
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