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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 2.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.6484#0021
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Knnſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg.

(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 18.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Juni 1868.

J. * Erinnerung an Heinrich Hübſch.

ruhe, wo er fortan blieb, obgleich er einige ſehr ehrenvolle und
glänzende Berufungen von auswärts her erhielt. Jm Jahre
1842 wurde er Vorſtand der genannten Behörde, welche Stelle
er bis zu ſeinem Tode bekleidete.
Während der langen Reihe ſeines Wirkens zu Carlsruhe
war ſein Leben reich an innerer geiſtiger und an äußerer Thä-
tigkeit - durch ſeine Amtsgeſchäfte als Baudirector und als Vor-
ſtand der Bauſchule an dem Polhtechniſchen Jnſtitute, zu deſſen
Aufblühen er weſentlich beitrug, durch viele Bauten, wiſſenſchaft-
liche Studien, literariſche Arbeiten und vielfache Kunſtreiſen
in Deutſchland, Frankreich, England, Jtalien. Beſonders in
dieſes letztere Land und nach Rom fühlte er ſich hingezogen.
Siebenmal unternahm er die Kunſtpilgerfahrt nach Rom, und
machte jedesmal dort im Jntereſſe ſeiner Studien, namentlich
zum Zwecke ſeines großen Werkes über den altchriſtlichen Kir-
chenbau, einen längern Aufenthalt. Hübſch fühlte und äußerte
bei jeder Veranlaſfung den größten Dank für die Gnade der
kunſtliebenden und für ihn ſehr huldvoll geſinnten Landesfürſten,
des Großherzogs Leopold und des Großherzogs Friedrich, welche
ihm dieſen wiederholten Aufenthalt zu Rom ermöglichte.
Aber weder die amtliche noch die künſtleriſche Thätigkeit,
noch auch die Studien und Forſchungen auf dem Gebiete der
Kunſt befriedigten den Geiſt, noch erfüllten ſie die Seele des
von uns ſo innig betrauerten Mannes ganz und vollſtän-
dig. Außer und über allen dieſen Arbeiten, Genüſſen und Zer-
ſtreuungen ſtand für ihn als die wichtigſte Angelegenheit des
Lebens die Religion. Das Studium des äußern Kirchenbaues
führte ihn zu dem Studium des Jnnern der Kirche. Schon
ſeit ſeinem erſten Aufenthalte zu Rom fühlte er ſich zur ka-
tholiſchen Kirche hingezogen; auch gehörte die Gattin ſeiner
Wahl dieſer Confeſſiou an. Aber erſt nach langem und ernſtem
Nachdenken und Studium entſchloß er ſich in der ſpätern Zeit
ſeines Lebens, aus der proteſtantiſchen Confeſſion, welcher er
angehörte, in die katholiſche Kirche überzutreten (zu Rom 1854).
Er fand hier Beruhigung und Stärkung ſeines religiöſen Le-
bens ſo wie er nicht minder Andere durch ſein Beiſpiel er-
baute.

Die Betrachtung des Lebens, der Bauwerke und der Schrif-
ten des Baudirectors Heinrich Hübſch, des trefflichen Mannes
und Künſtlers, deſſen Tod wir beklagen, gibt zu einem größern
biographiſchen Gemälde einen hinreichenden und würdigen Stoff,
und die Ausführung eines ſolchen Gemäldes ſoll auch ander-
wärts von uns verſucht werden. Hier in dem beſchränkten
Raume unſers Blattes kann nur die Skizze eines ſolchen Bil-
des in den einfachſten Umriſſen gegeben werden. Dieſes we-
nigſtens zu thun dürfen wir in unſerm Kunſtblatte nicht unter-
laſſen, da dieſer ausgezeichnete und berühmte Künſtler nicht
blos unſerm badiſchen Lande, ſondern auch als Mitglied und
Gönner unſerm inländiſchen chriſtlichen Kunſtvereine angehörte.
Von ſeinem äußern Lebensgange hat ſchon ein inländiſches
Blatt einen Abriß gegeben, auf welchen wir hier verweiſen.
(S. Carlsruher Anzeiger vom 8. April 1863 Nr. 82.) Dar-
aus ſehen wir, daß Heinrich Hübſch an der ſchönen Bergſtraße,
in glücklichen Familienverhältniſſen geboren (9. Februar 1795),
ſeine Schulſtudien zu Darmſtadt, ſeine Univerſitätsſtudien in
den allgemeinen Wiſſenſchaften während dreier Jahre zu Hei-
delberg machte, und dann ſo wohl vorbereitet ſich dem Stu-
dium der Architectur an der Bauſchule Weinbrenners zu Carls-
ruhe drei Jahre lang widmete. Vom Jahre 1820 brachte er
mit einer kurzen Unterbrechung vier Jahre lang zu in Rom, in
andern Theilen Jtaliens und in Griechenland. Hier war es
ihm vergönnt, die alten Denkmäler der Kunſt auf ihrem hei-
matlichen Boden zu ſtudiren und zugleich aus dem Umgange
mit den Heroen der neuerweckten deutſchen Malerkunſt, Over-
beck, Cornelius, Heinrich Heß, Julius Schnorr eine für ſein
ganzes Leben nachhaltig wirkende geiſtige Anregung und Kunſt-
richtung zu gewinnen. Von dieſem erſten Aufenthalte an hatte
er für die ewige Stadt und für das Leben daſelbſt eine ſtets
danernde Zuneigung gefaßt. Jn das praktiſche Leben trat er
nach ſeiner Rückkehr nach Dentſchland ein (1824) als Lehrer
der Architectur an dem Städelſchen Kunſtinſtitut zu Frankfurt.
Zugleich führte er während ſeines dortigen Aufenthaltes einige
größere Banten aus. Schon nach wenigen Jahren (1827) er-
öffnete ſich ihm ein größerer Wirkungskreis in ſeinem badiſchen
Heimatlande. Er ward Mitglied der Baucommiſſion zu Carls-

Aeußere Anerkennung und Ehre fehlten dem Künſtler nicht
Er wurde durch die Jnſignien mehrerer Orden, eines badi-
ſchen, preußiſchen, bayriſchen ausgezeichnet, von der philoſophi-
 
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