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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 2.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.6484#0041
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Chr iſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 23.

Domine diloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

November 1868.

J. * Aeber den Altar, die Ausſtattung der Kirchen,

Kirchenbauten und Reſtaurationen.

ſie auch noch ſo arm wäre, mit dem letztern ſich begnügen
wollte, da es denn doch nicht ſo ſchwer iſt, milde Beiträge zu
bekommen um einen angemeſſenen Kelch anſchaffen zu können.
Völlig unbrauchbar für Kelche und andere Kirchengefäße iſt das
Neuſilber. Denn kein Metall occydirt ſchneller als das Neu-
ſilber und zwar ſo ſehr, daß z. B. der Wein, wenn er während
der hl. Meſſe in einem unſilbernen Kännchen geſtanden, ſchon
beim ſetzten Einſchenken einen Angeſchmack bekommen hat. Es
hält daher auch keine Vergoldung auf dieſem Metall. Es
kann nämlich nur galvaniſch vergoldet werden und das Metall
erhält in der Säuere, worin das Gold aufgelöst iſt, ſogleich
eine Hant von Occhd, weßhalb ſich das Gold niemals unmit-
telbar auf dieſem Metall anſetzen kann. Daher laſſen wir das
Neuſilber dem profanen Gebrauch, für Kirchengefäße taugt es
einmal nicht.
Außer dem Material iſt auf die Form des Kelches das
größte Gewicht zu legen. Wie bei dem Kirchen und Altarbau
ſo gibt es auch hier zwei klaſſiſche Style. Die romaniſche
Zeit behandelte die Kelche, ſowie die übrigen hl. Gefäße mehr
frei ornamental, die gothiſche mehr conſtruktiv. Die Cuppe des
romaniſchen Kelches gleicht einer Halbkugel, der ſenkrechte
Durchſchnitt einer Kugel gibt die Form der romaniſchen Cuppe.
Der Fuß iſt kreisrund und ziemlich platt, der Schaft rund mit
tief ciſelirter Ornamentik, der Nodus, Knopf, hat die Form
eines Aepfelchens (daher wird er auch pomellum genannt),
oder einer tief gerippten Frucht. Dieſer Nodus hat regelmäßig
mehrere Anſätze (Zapfen), gewöhnlich ſechs, auf denen entweder
die Namen Jhesus oder S und Mar. eingegraben und mit
Email umgoſſen ſind, oder ſich Heiligenbilder finden. Cuppe
und Fuß haben meiſt denſelben Durchmeſſer, der ganze Kelch
hat eine Höhe von ca. 6 Zoll. Bei dem gothiſchen Kelche
hat die Cuppe in der Regel die Form eines umgekehrten Kegels
(Pyramide, Lilie) unten mehr oder weniger ſpitz oder gewölbt.
Der Fuß iſt polygon, im Sechsblatt geſchnitten, ſeltener acht-
eckig oder kreisförmig. Dem entſprechend iſt der Schaft eben-
falls ſechs- oder achtkantig und mit Architectur-Formen geziert.
Aus dem Nodus ſtehen ſechs Knaufe oder Zapfen (rotuli in
pomo) hervor, welche das Monogramm Chriſti ( mit da-
zwiſchen gelegtem P) bilden, oder wie bei den romaniſchen
Kelchen die Namen Jeſus und Maria enthalten, ſo daß die

Die nun folgenden Artikel ſollen den einzelnen Kult- und
Kirchenrequiſiten gewidmet ſein. Jch beginne mit dem
Kelch.
Unter den heiligen Gefäßen nimmt der Kelch mit ſeiner
Patene den erſten Rang ein, weil ſie zur Conſecration des
Leibes und Blutes Jeſu Chriſti dienen. Der Urſprung des
hl. Kelches datirt ſich von dem letzten Abendmahle her, wo
Jeſus eines ſolchen Gefäßes zur Einſetzung des erhabenſten
Sakramentes ſich bediente. Gemäß ſeiner hl. Beſtimmung hat
man deshalb von jeher den Kelch mit großer Sorgfalt be-
handelt und aus edlem Metalle gefertigt. Wenn auch in den
erſten Zeiten des Chriſtenthums vielfach die Rede iſt von
Kelchen von Glas, Holz, Horn u. dgl., ſo iſt es doch gewiß,
daß derartige Kelche nur Ausnahmen bildeten und durch be-
ſondere Umſtände und Zeitverhältniſſe bedingt waren, wie z.
B. durch eingetretene Verarmung einzelner Kirchen, Verfolgung
der Chriſten u. ſ. w. Mit Rückſicht auf die Würde des Sa-
kraments hat die Kirche ſpäter beſtimmt: daß die Kelche nicht
ſein ſollen von Holz, weil dasſelbe von Würmern zernagt
werden und auch wegen der Poroſität das conſecrirte Blut
einſaugen kann; nicht von Erz oder Kupfer, weil dieſe Me-
talle Grünſpan anſetzen und zum Erbrechen reizen; nicht von
Glas, weil es leicht zerbrechlich iſt und ſomit Gefahr zur
Verunehrung des Allerheiligſten mit ſich bringt; nicht von
Blei, Eiſen, Stein u. dgl., weil dieſe Stoffe für den hl.
Zweck zu unedel erſcheinen; ſondern die Kelche ſollen ſein
von Gold, weil für das koſtbarſte Blut auch das koſtbarſte
Gefäß ſich ziemt. Hat man nicht die Mittel, um einen durch-
aus goldenen Kelch machen zu laſſen, ſo ſoll wenigſtens die
Cuppa von Gold ſein; läßt ſich auch das nicht bewerkſtelligen,
ſo ſei der Kelch oder doch die Cuppa von Silber und inn-
wendig vergoldet. Jm äußerſten Falle wäre auch eine
Cuppa von Zinn geſtattet, natürlich immer vergoldet.') Jch
glaube übrigens nicht, daß es ſich rechtfertigen ließe, wenn man
in irgend einer Kirche oder Kapelle unſerer Erzdiöceſe, wenn

*) Miss. Comm. de celebr. Missae.
 
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