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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 2.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.6484#0038
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— 86 —

ſchieden den Vorzug verdienen, und der dafür ausgeſetzte Preis
von Gulden in Betracht der koſtſpieligen Herrichtung ein
ganz angemeſſener ſei.
Wir empfehlen darum zunächſt dem hochw. Klerus unſerer
Erzdiöceſe, wie dies bereits auch Seitens des diesſeitigen hohen
Ordinariats geſchehen, die Anſchaffung derſelben, wo ſolche
fehlen, oder anſtatt der abgenutzten oder weniger geſchmackvollen
aufs angelegentlichſte. Dieſe Tafeln werden überall ein ſchöner
würdevoller Schmuck der Altäre ſein und vermöge der klaren
Schriftzüge und der ſcharf markirten Abſätze auch
dem Prieſter das leiſten, wofür ſie vornemlich beſtimmt ſind.
Von den durch den chriſtlichen Kunſtverein angekauften
Exemplaren wird nach Beſchluß in der Sitzung vom 9. No-
vember ein Exemplar für die katholiſche Kirche zu Höllſtein
geſchenkt werden.

JJ. Die altchriſtlichen Kirchen
nach den Baudenkmalen und ältern Beſchreibungen und
der Einfluß des altchriſtlichen Bauſtyls auf den Kir-
chenbau aller ſpätern Perioden. Dargeſtellt und her-
ausgegeben für Architekten, Archäologen, Geiſtliche
und Kunſtfreunde von Dr. Hübſch, Großh. Badiſchem
Baudirector u. ſ. w. Carlsruhe 1863. Fol. Zwei
Bände (ein Band Atlas der Abbildungen mit 63 Plat-
ten, ein Band Text). Ladenpreis: 66 Gulden. (Zu
beziehen durch die Verlagshandlung Veith zu Karlsruhe,
und durch Herrn Lorenz, Seeretär der Großherzogl.
Baudireetion.)

der Paulskirche zu Rom (vor dem großen Brande im Jahre
1823), die andern Kirchenbauten aus dieſer Zeit in einem ſehr
herabgekommenen, vielfach veränderten Zuſtande und ihres
Schmuckes, namentlich der weſentlich zu dieſem Bauſtyle gehö-
renden Moſaikbilder beraubt, auf unſere Zeit gekommen ſind.
Der zweite, ſpecielle Theil enthält die Beſchreibung der
einzelnen in dieſe altchriſtliche Periode gehörenden Kirchen, ſo-
wohl derjenigen, welche noch vorhanden ſind, als auch mehrerer
ſolcher, von denen nur noch die Beſchreibungen bei alten Schrift-
ſtellern vorkommen. Die Platten des Atlas, welcher den zwei-
ten Band des Werkes ausmacht, geben dazu die Abbildungen,
Plane und Aufriſſe. So finden wir unter andern hier be-
ſchrieben und auf den Abbildungen dargeſtellt in ihrer urſprüng-
lichen Geſtalt die berühmteſten alten Kirchen wie die Laterans-
kirche, die Kirche Sta Maria Maggiore (Basilica Liberiana),
San Clemente, S. Stefano rotondo, die alte Peterskirche, die
St. Paulskirche zu Rom; Capellen in den Katakomben da-
ſelbſt; die Sophienkirche zu Conſtantinopel; die Laurentiuskirche
(S. Lorenzo maggiore) zu Mailand, in welcher Hübſch zuerſt
einen altchriſtlichen Kirchenbau entdeckte; die herrlichen Kirchen
zu Ravenna und zu Parenzo; die von Conſtantin gebaute hei-
lige Grabkirche nach Euſebius, mit beſonderer Mitwirkung des
Hrn. Prof. Bock, dargeſtellt; ebenſo mit Unterſtützung deſſelben
Gelehrten die Kirche zu Epheſus u. a., darunter auch ſolche,
die vorher noch nicht beſchrieben und dargeſtellt worden ſind.
Aber auch aus den Perioden nach dieſer altchriſtlichen finden
ſich zur Vergleichung die Beſchreibungen und Abbildungen be-
rühmter chriſtlicher Kirchenbauten, wie der Dom zu Aachen;
der Dom zu Speyer. Eine eigene Platte (Pl. LV) iſt der
vergleichenden Darſtellung von altchriſtlichen, romaniſchen und
gothiſchen Kirchenbauten gewidmet. Jn einem Anhang folgt
dann die Veſchreibung und Darftellung eigner Kirchenbauten
des Verfaſſers, welche theils ausgeführt worden ſind, wie die
Kirche zu Bulach, Lndwigshafen in Rheinbayern, Bietigheim,
Bühlerthal, Altſchweier u. a. theils nur erſt im Entwurfe
vorhanden ſind. Zu den letztern gehören die Grundriſſe, Durch-
ſchnitte und perſpectiviſche Darſtellung von zwei großen, herrli-
chen Kirchen für Karlsruhe, einer katholiſchen und evangeliſch-
proteſtantiſchen.
Wenden wir uns zur Betrachtung des innern Werthes und der
eigenthümlichen Vorzüge des vorliegenden Werkes, ſo finden wir,
daß dasſelbe ein dreifaches hohes Jntereſſe hat: ein kunſthiſto-
riſches; practiſch-architectoniſches; ein kirchliches.
Für die Geſchichte der Bauknnſt iſt es ein Epoche-
machendes Werk, weil es die Periode des Kirchenbaus behandelt,
welche bis jetzt ungeachtet ihrer hohen Wichtigkeit am wenigſten
genau durchforſcht und gekannt war; ferner weil der Verfaſſer
dieſes in einer ſo umfaſſenden und gründlichen Weiſe thut.
Er hat mit der Kenntniß und Erfahrung eines ausgezeichneten
theoretiſchen und practiſchen Architecten, die Monnmente, nicht
nach Abbildungen und aus Büchern ſtudirt, ſondern mit eigener,
wiederholter Selbſtſchau geſehen, unterſucht, gemeſſen und dar-
geſtellt. Damit hat er verbunden, was vor ihm theils gar
nicht, theils höchſt ungenügend geſchehen war, die Erforſchung
und Darſtellung der altchriſtlichen Kirchen, von denen bei den
alten Schriftſtellern, namentlich Euſebins und Procopius, Be-
ſchreibungen vorhanden ſind.
Durch die angeſtellte Vergleichung der altchriſtlichen Archi-
tectur mit den folgenden Bauſtylen, namentlich mit dem ro-
maniſchen und gothiſchen, gewinnt auch die Geſchichte und Be-
urtheilung der letztern ſehr viel und großentheils ein ganz neues
Licht. Das Werk wird dadurch gleichſam eine Geſchichte des
geſammten chriſtlichen Kirchenbaues.
Das praetiſch-architectoniſche Jntereſſe liegt
darin, daß der Verfaſſer in dem Werke den für unſere Zeit
paſſenden, wahren Kirchenbauſtyl theoretiſch begründet, und durch

Das große Werk des verewigten Künſtlers und trefflichen
Mannes liegt nun vollendet vor. Wir haben bei der Erin-
nerung an den Verfaſſer (Chriſtl. Kunſtblätter 1863. Nr. 18.)
uns vorbehalten, auf dieſes Werk nach deſſen Vollendung im
Drucke zurückzukommen. Wir ſuchen in der folgenden Anzeige
unſerer Pflicht und der gegebenen Zuſage zu entſprechen. Wir
betrachten zuerſt ſeine äußere Einrichtung und dann ſeine innere
Bedeutung und ſeine innern Vorzüge.
Der Band Text enthält nach der Dedication des Werkes,
welches S. K. H. dem Großherzog Friedrich von Baden ge-
widmet iſt, ein Vorwort über Zweck und Jnhalt des Werkes.
Darauf folgt der allgemeine Theil und dann der beſondere
Theil. Der erſtere enthält die Reſultate der Unterſuchungen
und Darſtellungen des Verfaſſers über die altchriſtliche Bau-
kunſt, d. i. über den chriſtlichen Kirchenbau von dem Anfange
des Chriſtenthums an, insbeſondere von der. Zeit Conſtantins
des Großen an bis auf Carl den Großen. Es ergibt ſich darans,
daß dieſe Periode nicht, wie die Kunſthiſtoriker bisher insgemein
annahmen, nur die unvollkommenen Anfänge des chriſtlichen
Kirchenbaues enthalten, welcher ſich in regelmäßig aufſteigender
Linie zu dem romaniſchen Bauſtyle erhob und in dem gothiſchen
Bauſiyl ſowohl in Bezug auf ſeinen chriſtlichen Character als
auf die künſtleriſche Form ſeine Vollendung erlangte. Es zeigt
ſich vielmehr, daß gerade in dieſer Periode der altchriſtliche
Kirchenbau als eine großartige und vollendete Kunſtſchöpfung
vorhanden war, mit ſelbſtſtändigem Character gegenüber der
antiken vorchriſtlichen Bauweiſe, ſowie gegenüber den ſpätern
chriſtlichen Perioden. Der altchriſtliche Kirchenbau dieſer erſten
Periode, namentlich in dem vierten bis ſechsten Jahrhundert
iſt ganz analog derſelben Periode der altchriſtlichen claſſiſchen
Literatur der großen griechiſchen und lateiniſchen Kirchenväter,
Gregorius von Nazianz, Baſilius, Chryſoſtomus, Auguſtinus,
Hieronymus, Gregorius der Große. Daß man bisher dieſes
weniger erkannte, kommt daher, weil mit Ausnahme weniger
großen Denkmale wie der Sophienkirche zu Conſtantinopel und
 
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