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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 2.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.6484#0046
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— 91 —

Südfaçade des Querſchiffes ohne Erhöhung des Ausgabe-Etats
wird vor ſich gegangen ſein, ebenſo leicht wird man die gleiche
Arbeit im Jnnern vollbringen können. Zudem hat man den
Vortheil, daß man die anderwärts gemachten Erfahrungen ſich
zu Nutzen machen kann.
Amorug. In gogenwärtigem Falls ist die Redaction entschis-
den anderer Ansicht als der ehrenwerthe Herr Correspondent. ir halten
dafür, dass die baldige Herstellung der noch fehlenden Fialen (Thürm-
chen) an der Nordseite des Chores sehr erwünscht sei, weil diese dem
Aeussern des Münsters einen nicht nerheblichen Schmuck verleihen
werden, während das Fehlen derselben den Beschauer unangenehm be-
rührt. Doch wünschen wir jetzt wie früher auch in Blde die Rostau-
ration im Innern; und wir zweifeln icht, dass bei dem regen Interesse
für diesen erhabenen Bau hier wie auderwärts gern aueh ausserordent-
iche Mittel beigesteuert werden würden, wenn die Sache ernstlieh
erwogen und mit theoretischem und practischem Verständniss angegri-
fen wird.

IJ. Miscellen.

möchten doch folgende Notizen einen annährenden Begriff von
deſſen Anlage und Größe geben.
Die Länge des Domes beträgt 410 und die Breite 207
Fuß rheiniſch.
Der Grundriß bildet ein Kreuz, deſſen vorderer Theil drei
Schiffe hat; gleich hinter der Vierung wird der Chor mit
einem Chorgange und neun großen Kapellen als Kranz um-
ſchloſſen. Die hintere Schlußkapelle iſt im Viereck mit kleinem
Marienchor conſtruirt. Zu beiden Seiten des Chorkranzes
liegen die Sakriſteien, Oratorien und Orgelbühnen für den
Chordienſt. Der Chor iſt durch einen Lettner abgeſchloſſen,
vor welchem der Pfarraltar ſteht.
Die Höhe der Kirche bis zum Schluſſe der Gewölbe be-
trägt 100 Fuß und bis zur Dachfirſt 137 Fuß; der Dach-
reiter auf der Vierung iſt 74 Fuß hoch und wird in Blei (nicht
von Eiſen) ausgeführt.
Die Größe des Thurmes beträgt 65 Fuß im Quadrat
bei einer Höhe von 410 Fuß, mit ſteinernem Helm. Ueber
den Seitenſchiffen und dem Chorkranze erheben ſich ſechsund-
zwanzig Strebebogen. Zu beiden Seiten des Thurmes iſt eine
Tauf- und eine Todtenkapelle angebracht. Jn einer großen
Krypta unter dem Chore und Kapellenkranze befinden ſich die
Gräber der Biſchöfe.
Der Geſammt-Flächeninhalt des innern Kirchenraumes be-
trägt 34,000 Q.-Fuß — eine Größe, die nicht von vielen
gothiſchen Kirchen übertroffeu wird (der St. Stephansdom in
Wien enthält 32,400 Q.-Fuß Flächenranm) — zu deren Aus-
führung aber auch viele Jahre erforderlich ſind, je nachdem die
Mittel zum Baue, die nur aus freiwilligen Beiträgen gebildet
werden, zur Verfügung ſtehen. Uebrigens hat unſer Hoch-
würdigſter Herr Biſchof, in weiſer Vorſicht zur unnnterbroche-
nen Fortführung des Baues, zuerſt ein bedeutendes Kapital
angeſammelt, deſſen Zinſen für den Fortbau, und nach der
Vollendung des Domes für deſſen Unterhaltung beſtimmt ſind.

1. Köln, 12. Dezember. Es wird die Freunde des Dom-
baues intereſſiren, daß die Stadt Köln ſämmtliche Gebäude,
welche an der Nordoſt-, Oſt- uud Südſeite des Domes liegen,
zum Niederreißen erworben hat. Um den Dom herum ſoll
nun ein Umgang geführt werden, welcher dem Publikum täg-
lich offen ſteht, und nach Oſten hin nach der Außenſeite des
Chors der Kirche ſich zu einer großartigen Halbrotunda gerade
der feſten Rheinbrücke gegenüber erweitert. Der Plan ſoll
bald ausgeführt werden, und dann wird der Dom von einem
prächtigen freien Platze umgeben ſein, der größer und anſehn-
licher iſt als unſeres Wiſſens ein ſolcher ſich bei irgend einer
Kathedrale findet. (A. A. Z.)
2. Linz a. d. Donau. Ueber unſere Bauthätigkeit am
Mariä-Empfängniß-Dome kann ich heute Erfreuliches
berichten. Nachdem alle Schwierigkeiten, die ſich dieſem groß-
artigen Unternehmen entgegenſtellten, glücklich beſeitigt worden,
entwickelt ſich auf der ausgedehnten Bauſtelle eine Thätigkeit,
die mit den ſchönſten Hoffnungen auf einen glücklichen Erfolg
erfüllt. Ueber 90 Werkleute ſind beſchäftigt und ſchon ſind
über zwei Drittel der ganzen Fundamentirung fertig; die An-
lage der Krypta iſt gemacht, und ſoll dieſe ſowie die Marien-
kapelle zunächſt, und zwar in einigen Jahren vollendet werden.
Bereits erhebt ſich ein Baugerüſt mit Laufwagen in einer Höhe
von 30 Fuß, eine für unſere Stadt neue und ſeltene Er-
ſcheinung.
Der ganze Bau wird in Granit ausgeführt und faſt täg-
lich kommen Zufuhren dieſes vortreffllichen Materiales als Ge-
ſchenke hier an. Ueberhaupt belebt ſich die Theilnahme für
das großartige Werk zuſehends, und ſie wird mit dem empor-
ſteigenden Baue immer noch wachſen. Nach dem Vorbilde des
Kölner Dombauvereines iſt auch hier unter dem Protectorate
des Hochwürdigſten Herrn Biſchofs Franz Joſeph Rüdiger ein
Dombauverein gebildet worden, der ſich mit großem Eifer der
ganzen Angelegenheit annimmt und zur Förderung derſelben
weſentlich beiträgt. Dem Diöceſan-Baumeiſter V. Statz zu
Köln, der bekanntlich den Plan entworfen, iſt die Oberleitung
des Baues übertragen und derſelbe förmlich zum Dombau-
meiſter ernannt worden. Er muß jährlich zwei Mal perſön-
lich die Arbeiten beſichtigen und alle Werkzeichnungen dazu
liefern, während von ihm ebenfalls einem Kölner, Herr Otto
Schirmer, als Dombau-Conducteur hier die ſpezielle Bauleitung
übertragen worden iſt. Somit können wir unſern neuen Dom
mit Recht als einen Sprößling des Kölner Domes betrachten
und die Hoffnung hegen, daß derſelbe dieſes erhabenen Vor-
bildes würdig werde. Vielleicht könnte dem ,Organ einmal
eine Abbildung unſeres Domes — wie er werden ſoll, wenn
Gott ſeinen Segen verleiht — beigegeben werden; einſtweilen

3. Ein Rauchfaß in Lille. — Das ſchönſte ſinnvollſte
Rauchfaß der Welt iſt wohl in Lille im Privatbeſitz. Didron
hat davon einen Kupferſtich mitgetheilt. Welch ein herrliches,
erbauendes Gebilde! Der Unterbau beſteht aus zwei Halb-
kugeln, welche durchbrochen und mit ſtyliſirten Thieren und
Pflanzen geziert ſind. Nach obenhin wachſen ſie in drei Giebel
aus, auf welchen drei Jünglinge ſitzen, deren Namen unterhalb
ſtehen: Annanias, Azarias, Miſael. Etwas höher, den Mittel-
punkt bildend, ſehen wir einen Engel, der jenen Jünglingen
gleichſam die Hand bietet. Wir ſehen alſo, der Künſtler hat
hier darſtellen wollen die drei Jünglinge im Feuerofen, welche
der Engel Gottes befreit hat. Wie paſſend für ein kirchliches
Rauchgefäß! Unten wo die glühenden Kohlen ſich befinden
haben wir den Feuerofen ſichtbar vor uns. Die Jünglinge,
durch den Engel errettet, ſind bereits erhaben über die Glut.
Die Thiere und Pflanzen am Gefäß aber ſtellen vielleicht das
Benedicite vor, das die Jünglinge ſangen und in dem ſie alle
Weſen zum Lobe Gottes aufriefen. Da der Weihrauch ſelbſt
das Gebet der Gläubigen ſinnbildet, ſo iſt die Darſtellung die-
ſes großartigen Lobgeſanges gewiß am Weihrauchgefäß höchſt
geeignet. So iſt dieſes Rauchgefäß aus dem 12. Jahrhundert
ſelbſt ein heil. Bild, eine Predigt! Vergleichen wir dieſes alte
Gefäß mit den modernen Jncenſorien, ſo haben wir nicht Ur-
ſache, auf unſere Fortſchritte ſtolz zu ſein. Alle modernen
Rauchfäſſer ſind meiſt nichtsſagende Waſchkeſſel ohne Geſchmack,
ohne Form, ohne Bild, ohne Sinn und Solidität. (Kirchenſchmuck).

4. Ma iland. Die Façade unſerer Kathedrale erhält endlich
den langentbehrten ſtatuariſchen Schmuck. Sechsundzwanzig
Standbilder in Gardoglia-Marmor, von mailändiſchen Künſt-
lern ausgeführt, ſind vollendet. Sind die Arbeiten auch nicht
 
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