Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
175

schluß geben. Vor allem gilt dies von dem bereits erwähnten Exkurs, aus dem
dritten Buche der Proportionslehre. Sehr zum Vorteil gereicht es aber dem
Buche, daß die Herausgeber sich nicht ans diesen Gesichtspunkt beschränkten, son-
dern soweit dies die Anlage ihrer Ausgabe gestattete, aus den gedruckten Werken
wiederholten, was überhaupt von allgemeinerem Interesse ist. Bei der Selten-
heit der Dürerschen Schriften ist nicht jeder, der sich für seine Kunst interessiert,
in der Lage, die Originale selbst znr Hand zu nehmen, so hat man aber jetzt
alle wichtigeren Stücke zu bequemer Benützung beisammen.
Den andern Teil des Dürerschen Nachlasses, der in dem Lange-Fuhseschen
Werke seinem Inhalt entsprechend voransteht, bilden die Familienchronik, einzelne
Blätter eines Gedenkbuches, die Briefe an Pirkheimer aus Venedig, die an Heller
in Frankfurt a. M., sowie einzelne Stücke, die an verschiedene andre Personen
gerichtet sind, dann Reime, und vor allem das niederländische Tagebuch. Leider
ist das meiste dieser für die Kunstgeschichte so überaus wichtigen Urkunden nur
mehr in Abschriften erhalten. Von den Neimen war bisher eine Anzahl ganz
unbekannt. Zweihundertfünfuudzwanzig Zeilen sind hier zum erstenmal veröffent-
licht. Ein Teil von ihnen ist an Kirchenheilige gerichtet. Da die Verse aus
den Jahren 1509 und 1510 stammen, ist der von ultramontaner Seite gemachte
Versuch, für Dürers Verhalten der Reformation gegenüber zu verwerten, ganz
ohne Grund. Die Textgestaltung des nur abschriftlich Erhaltenen weist durch
Heranziehung neuer, nicht unwichtiger Handschriften für die Familienchronik, das
niederländische Tagebuch und die Hellerschen Briefe einen beachtenswerten Fort-
schritt auf. So manche bisher unklare Stelle ist dadurch verständlich geworden,
und wir wissen jetzt in vieler Beziehung Genaueres über die Geschichte der Text-
überlieferung. Nicht ohne Interesse wird man aus den textkritischen Noten aber
auch entnehmen, wie ungenügend oft früher der Abdruck von Schriftstücken war,
die noch im Original erhalten sind. Daß der Meinung Thausings entgegen-
getreten wird, der Dürer sein niederländisches Tagebuch zu Hause einer Art Re-
daktion unterziehen läßt, wird allgemein Zustimmung finden.
Den Schluß des Buches bildet unter der Überschrift „Verschiedenes" eine
Anzahl wichtiger, kleinerer Notizen nebst einer Auswahl aus den, auf Gemälden,
Holzschnitten und sonst sich findenden Aufschriften, die irgend ein Streiflicht auf
Dürers Leben oder Anschauungen und Bestrebungen fallen lassen. Wir heben
unter denselben heraus das in London erhaltene Verzeichnis von sechzehn Schriften
Luthers, die Erklärung gegen den Marienkultus in Regensburg vom Jahre 1523
mit dem Schluß: „Gott Helf uns, daß wir sein werthe Mutter nit also unehrn,
sunder in Christo Jesu Amen," und den in mehrfacher Hinsicht zu beachtenden
Eintrag in dem Euklid-Exemplar Dürers, das in Wolfenbüttel verwahrt wird:
„Das Buch habe ich zu Venedig um einen Dukaten kauft im 1507 Jahr.
Albrecht Dürer."
Das Verständnis der Texte suchten die Herausgeber durch sinngemäße Inter-
punktion und Modernisierung der Äußerlichkeiten der Orthographie zu erleichtern,
wobei jedoch die Wortformen selbst streng beibehalten wurden. Was dazu ver-
anlaßte, sowie die dabei befolgten Grundsätze, sind im Vorwort ausführlich dar-
 
Annotationen