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gelegt. Ilm wissenschaftlichen Ansprüchen Genüge zu leisten, wurden außerdem
wichtige orthographische Abweichungen im Wörterverzeichnis angemerkt. Dieses
Verfahren wird man nnr billigen können. Man mnß im Auge behalten, daß
Dürers Orthographie durchaus der Konsequenz entbehrt, und daß ein guter Teil
des Nachlasses nur in Abschriften vorliegt, die nicht einmal jene Schreibweise
bieten. Die Verbreitung des Buches über die eigentlichen fachmännischen Kreise
hinaus und damit die Kenntnis Dürers wird durch eine solche Erleichterung der
Lektüre entschieden gefördert werden, zumal Anmerkungen und ein sorgsam ge-
arbeitetes Wörterverzeichnis über sprachliche und sachliche Schwierigkeiten in kürze-
ster Form hinweghelfen.
Während man bisher eine Reihe von Büchern zn Rate ziehen mußte, ist
man jetzt in den Stand gesetzt, rasch und in vollständigerer Weise zu überblicken,
was der Forschung aus dem Dürerschen schriftlichen Nachlaß noch erhalten ist.
Auf die kurzen, alles Wichtige berührenden Einleitungen, die den einzelnen Ab-
schnitten beigegeben sind, sei hiebei besonders hingewiesen. Für die Schrift-
züge Dürers sind, nm deren verschiedenen Charakter anschaulich zu machen,
einige Proben aus früheren und späteren Jahren gegeben. Wer sich fortan
mit Dürer beschäftigen will, wird das Buch mit Dank in die Hand nehmen,
das nns die nähere Bekanntschaft mit unserem Nürnberger Meister als denken-
dem und forschendem Künstler in so rasch und sicher orientierender Weise
vermittelt.
Zum Schlüsse möchte ich noch zwei Bemerkungen beifügen. In dem zehnten
Briefe aus Venedig an Pirkheimer ist Seite 40 Anmerkung 3 betont, daß eine
bekannte, wenig ansprechende Stelle jenes Briefes für das Verhältnis Dürers zu
seiner Frau künftig entschiedener zu verwerten sein dürfte. Ich glaube, man hat
jene Äußerung bisher mißverstanden, Thausings Übersetzung mag daran mit schuld
sein, da sie einer andern Auffassung den Weg versperrt. Nach meiner Meinung
ist das entscheidende „denn" als „dann" aufzufassen. Die fraglichen Worte er-
weisen sich unter dieser Voraussetzung einfach als ein nicht eben feiner Scherz,
der Pirkheimers derber Sinnlichkeit einen Hieb versetzen soll. Ich werde an
anderer Stelle darauf zurückkommen.
Seite 59 ist der Holzstock des Behaimschen Wappens als wahrscheinlich ver-
schollen bezeichnet, auf dessen Rückseite Dürer eine die Zeichnung des Wappens
angehende Mitteilung geschrieben hatte, die in der Geschichte des Holzschnittes
früher mehrfach besprochen worden ist. Diese interessante Dürer-Reliquie hat
sich inzwischen wieder gefunden. Fnhse selbst berichtet darüber in den Mitteilungen
ans dein germanischen National-Museum 1895 Seite 9. 2.

Inhalt: Was hat Michelangelo in der Sirtinischen Kapelle dargestellt? Van Karl Brnn.
(Schloß.) — Altes und Neues vam Dam zu Schleswig. Mit zwei Abbildungen. Bon
Doris Schnittger. (Fortsetzung.) — Dürers schriftlicher Nachlaß.

Verantwortliche Redaktion: Oberkonsistorialrat vr. Johs. Mer) in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. F. Steinkopf in Stuttgart.
AW— .snezn eine Beilage ans dem Verlage von (^hr- >?cilii. Tanchnitz in Leipzig,
betreffend Kunstiviffenschaftlichc Werke.
 
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