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Passion und Ostern in einen Streit einzutreten. Ts ist mir von mancher
Seite dieses Vorgehen Zpittas in Anbetracht der teilweise ungerechten,
lieblosen und unwahren Art, die wir Zpitta im folgenden nachweisen
müssen, als ein Akt von Gefühlshärte bezeichnet worden. Wenn Bur-
nand und ich geirrt haben sollten, warum mußte denn gerade um diese
Veit den Leuten die Freude verdorben werden, denen Burnand mehr ist
als Zpitta, also den Konfirmanden und Pfarrern und den Gemeinden, die
Burnand mit Freuden aufgenommen haben? Abgesehen von der im fol-
genden nachzuweisenden übergroßen Zelbsteinschätzung Zpittas als „be-
rufsmäßiger" Exeget und Kunstverständiger.
Einen Tag, ehe ich meine erste Tochter konfirmierte und meinen
jüngsten Zohn taufte, kam mir Zpittas Streit ins paus. Ich habe da
so recht empfunden, welch häßlicher Ton der Streitsucht und Kritisiererei
in unsrer evangelischen Kirche ist, von dem neulich Professor 5-reberg
so schrieb, daß auch Kade in der Thristlichen Welt, trotz gegenteiliger
dogmatischer Stellung, diesem Überdruß an den Streitigkeiten zustimmte.
Ich hätte zu Zpittas Bedenken auch noch aus einem andern Grunde
gerne geschwiegen. Als der 2. Kirchenkunsttag in Dresden vorbereitet
wurde, schrieb Zpitta einen Artikel gegen mich, der mich zu scharfer
Abwehr nötigte. Der Artikel trug deutlich die Absicht, mich für diesen
Kirchenbautag auszuschalten. Der Erfolg war, daß von mancher Seite
der Artikel Zpittas als nicht loyal erklärt wurde, und daß wir dann
den Kirchenbaukunsttag ohne Zpitta abhielten.
Ich habe seither schriftlich und mündlich überall Zpittas Verdienste
anerkannt, gerade auch während meiner Berliner Arbeit, nicht nur,
um jede Reibungsfläche zu vermeiden, sondern in der Freude, daß wir
trotz persönlicher Differenzen Bundesgenossen sind.
Aun schießt Zpitta wieder einen Pfeil aus seinem Köcher ab.
Er sagt, er habe nach Magdeburg einen ähnlichen Pfeil neulich geschossen
und trotzdem ihm das übel bekommen sei, so müsse er wieder schießen,
oder, wie er sagt: „in den hoch aufschäumenden Wein der Begeisterung
das Wasser nüchterner Kritik schütten".
Zpitta schreibt bei der Anzeige seiner Broschüre in seiner Monats-
schrift :
Eine von mir angestellte Prüfung der 32 von ihm illustrierten
Parabeln hat das mich bestürzende Resultat ergeben, daß von dem
Gleichnis vom barmherzigen Zamariter abgesehen, die parabolische
Da ist mir O. Friedrich Naumanns Wort aus einer Passionsandacht
in den Sinn geklommen: „Vie Gelehrten aber kamen zum Kreuze und sprachen dort:
Was ist es eigentlich, Gekreuzigter, was dich unvergeßlich macht und größer als
alle anderen Philosophen und Entdecker, hastdu doch kein § pstem geg r ü ndct
und keine Werke geschrieben? Du bist nicht wissenschaftlich, und doch bist du mehr
als wir, denn du bist die Tat, du bist der Wille, du bist Leeleukraft bis hin ans
Kreuz! Wir sind mit allem Wissen Zwerge vor dir, denn wir geben Gedanken,
du aber gibst Blut; du bist der Meister!" (Dotteshilfe von O. Friedrich Naumann.
Gesamtausgabe Leite 97. Verlag vandenhoeck und Nuprecht. Göttingen k904.)
Was Zpittas Autorität auf dem neutestameutlichen Gebiet anlaugt — gewiß
habe ich Nespekt vor seiner Gelehrsamkeit und Dialektik, aber wer hält mit ihm
den zweiten petrusbrief für echt? Den Zakobusbrief jüdischen Ursprungs? Wer
vertritt seine A und V - (huellenscheidung in der Apostelgeschichte? Wer seine Abend-
mahlstheorie? — Er ist überall isoliert geblieben. Als allgemein anerkannte Auto-
rität auf neutestamentlichem Gebiete kann Spitta kaum gelten. Wie lhnrnack über
Zpitta urteilt in seinen Vorlesungen, wollen wir hier nicht anführen, nm alles zu
vermeiden.
 
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