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Februar 191!

Vreiundfünszigster Jahrgang

Nr. 2





llrgsn kies Sundes der freunde für Volkskunst.



NunsL und Religion.
H^ie Leiter des apologetischen Kurses in Berlin l9lO vom Zentralausschuß
für innere Mission haben sich ein Verdienst erworben, daß sie Professor
vr. Weber in Jena zu einem Vortragszyklus berufen haben über die Wechsel-
wirkung von Religion und Kunst, erläutert an einem Gange durch die Geschichte
der christlichen Kunst.
Im Verlag von Lugen Lalzer erscheint der Zyklus als Buch (2 M., geb. Z M.)
mit 18 guten Abbildungen.
Wie exakt Professor Weber unsere ganze Bewegung in den geschichtlichen
Kähmen einzureihen verstanden hat, erhellt schon aus dem einleitenden Vortrag,
von dem wir mit gütiger Erlaubnis einiges bekannt geben können.
Professor Vr. Weber sagt einleitend zu „der gegenwärtigen Lage":
vor zwei Menschenaltern prägte der schwäbische Ästhetiker Friedrich Theodor
Vischer den Latz: „Mit der Religion hat die Kunst entschieden gebrochen". Vas
schien für das Deutschland der damaligen Zeit, wenn auch nicht ganz, so doch im
wesentlichen richtig. Vie Lchule der Nazarener hatte abgeblüht. Line neue
religiöse Malerei wollte sich nicht einstellen. Im Kirchenbau zehrte man von
kraftloser Wiederholung der Gotik. Religiöse Plastik war so gut wie ausgestorbsn.
Vieser Bruch zwischen Kunst und Religion war nicht etwa erfolgt, weil jene
Zeit besonders ernste und gewichtige Bedenken gegen die Verwendung der Kunst
im Dienste der Religion gehabt hätte, sondern weil im allgemeinen jene Epoche
ästhetisch sehr bedürfnislos war und im besonderen die kirchliche und religiöse
Kunst nicht mehr von dem Interesse weiterer Kreise getragen war. Venn es
war die Zeit des machtvollen Peraufdringens des modernen Materialismus. Im
Bündnis mit der historischen Kritik, die alles zersetzte und auflöste, was bisher
als feststehend gegolten hatte, zerriß er das alte Band zwischen Kunst und Religion.
Und es schien auch weiterhin in Deutschland so bleiben zu wollen. Bis in
die Mitte der 1880er Jahre gehörten Bilder aus dem religiösen Gedankenkreise
aus den großen Kunstausstellungen zu den Leltenheiten. Einzelne der modernen
Meister biblischer Bilder: Eduard von Gebhardt, Wilhelm Lteinhausen, Pans
 
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