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September 1911

Dreiundfünfzigster Jahrgang

Nr. 9


MWches lkunflchlslt
ZsürMlhe,slhuleunSIHsus
b Heraus gegeben von
2 D.theol. David Hoch
0 erscheint monatlich in einem heftzu Z2 bis 48
Zeiten und enthält viele rextillustrationen, 1-2
farbige lrunstbeilagen und bisweilen Noten,
preis Vierteljahr 2 stlark. ^u beziehen
durch alle Postämter und öuchhanölungen.


Vrgsn des Sundes der freunde sm Volkskunst.

Vie Gleichnisse des Herrn
nach den Vorschriften des Malerbuches vom Berge Athos.
HHie Malereien der Katakomben zeigen uns die „Auferstehung des Herrn"
nur im Vorbild, d. h. durch die Darstellung des Propheten Ionas, isoliert, unter
der Kürbislaube, oder von einem Meerungetüm, einem hippokampen verschluckt
oder ausgespien. Denn gleich wie Ionas war drei Tage und drei Nächte in
des Fisches Bauch, also wird des Menschen Zohn drei Tage und drei Nächte
in der Erde sein. (Matth. l2, 39. 40). wer die Bilderschrift der Katakomben
kennt, wird noch viel derartige Gleichnisse finden, alttestamentliche Vorbilder, die
sich auf Christus und seine Wundertaten beziehen und gewissermaßen übersetzt
werden müssen, z. B. Noah, Daniel, die drei babplonischen Jünglinge. Die Auf-
lösung der Hieroglyphe ist die Errettung aus Tod und Zünde, der Gpfertod
des Isaak ist das Vorbild für die Kreuzigung. Zchon im vierten Jahrhundert
aber treten häufiger neutestamentliche Darstellungen hinzu: die Vrotvermehrung,
die Auferweckung des Lazarus, die Kreuztragung, besonders auf Zarkophagen,
und der Herr wird selbst dargestellt, nicht wie wir ihn kennen, mit dem be-
kannten, von der byzantinischen Kunst geschaffenen Typus, sondern als idealschöner,
apollinischer Jüngling. Die Kunst der ersten drei christlichen Jahrhunderte ist
Dekorationsmalerei, man kann kaum von Kunst im wahren Zinn des Wortes
sprechen z sie will auch keine sein, sie hat höhere Zwecke z sie will nicht etwas dar-
stellen wie es ist und war, sondern sie gibt Andeutungen, Nätsel, nur dem Gläu-
bigen verständlich. Zie waren schnell und unter schwierigen Verhältnissen von
Handwerkern ausgeführt, mit mehr oder weniger Geschick, und machen keinen
Anspruch auf selbständige Kunstwerke. Ihr Wert besteht einzig und allein in
ihrem dogmatischen Inhalt.
Die byzantinische Kunst, obwohl sie den Typus des Herrn festgestellt und
durch Jahrhunderte bewahrt hat, welche neue Zzenen zu den wenigen schon vor-
handenen des Lebens Jesu und seiner Mutter geschaffen hat, — eine reiche Illustration
der Evangelien, - verzichtet doch keineswegs auf die alttestamentlichen vor-
 
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