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bilder und auf den Symbolismus der ersten Jahrhunderte, sie liebt es sogar,
sie einander parallel gegenüber zu stellen. Sogar in Kirchen des Abendlandes
wird es bis zum lO. Jahrhundert Mode, die korrespondierenden Szenen des
Nlten Testamentes denen des „Neuen" gegenübergestellt darzustellen. Nuf der
einen Langseite der Kirche, der linken, sah man die Szenen der Genesis bis zum
Kampfe Iakobs mit dem Engel, auf der andern die Szenen von der Verkündigung
bis zur Kreuzigung; der Verstoßung Ndams und Evas aus dem Paradies stand
so gegenüber die Verkündigung des Engels an die Jungfrau Maria, der Er-
schaffung des ersten Menschen die Taufe Iesu usw. In Italien haben wir
solche Hreskanzyklen erhalten in Monreale (12. Iahrhundert) und Ferentillo (Um-
brien), es existierten solche in Nola, Navenna und Nom, in Deutschland in der
Klosterkirche von St. Gallen, Ingelheim, auf der Neichenau, in Petershausen, Mainz,
vom Beginn des elften Jahrhunderts an tritt das Ulte Testament mehr und mehr
in den Hintergrund.
Die symbolischen Darstellungen sind bei den Byzantinern fast ebenso häufig als
in der ersten Zeit. Line der bekanntesten ist die Darstellung der h. Dreieinigkeit
durch die Szene der „p h ikoxenie", d. h. der Bewirtung der drei Engel des
Herrn durch Nbraham. Wir sehen diese Darstellung auch in 5. Vitalis in Na-
venna. Drei Engel sitzen mit Stäben um einen Tisch, auf dem Brot und Wein
steht. Der mittlere von ihnen ist durch den Kreuznimbus als Gottes Sohn be-
zeichnet, öfters auch trägt er allein den goldenen Schein um das Haupt, die
andern einen rosenroten oder hellblauen Glorienschein. Die Kreuzigung wird
vorgebildet durch Moses, den Nron und Hur zum Gebet unterstützen, so daß
die Mittelfigur nut den ausgebreiteten Nrmen ein lebendiges Kreuz bildet, oder
durch den Segen Iakobs, wo die verschränkten Nrme der Söhne Iakobs
ebenfalls mit ihrem Vater vereint ein Kreuz bilden. vor allem triumphiert
aber der Symbolismus in der Darstellung der Parabeln, der Gleichnisse des
Herrn (Bgrobolai). Die plerrnenai ton Lograton, das Malerbuch vom Berge
Nthos, zählt vierzig zu illustrierende Parabeln auf unter dem Titel
Den Gleichnissen des Herrn begegnet man häufig
(auch auf dem „Hagios Gros"), in Klöstern, Vorhallen von Kirchen, in Refek-
torien, in Kapitelsälen, denn in den Kirchen hat jeder Platz seine ganz be-
stimmten Bilder, die in einem rhythmischen Zusammenhänge stehen.
Wir gedenken von diesen vierzig Gleichnissen nur eine Nuswahl, zwölf, ein-
gehend zu betrachten und zu erklären, da sie vielleicht die charakteristischen sind
und uns einen Begriff von der Nuffassung der orthodoxen Christen, der Erben
der alten Byzantiner, zu geben imstande sind, viele der Gleichnisse des Herrn
haben zwar früher auch im Okzident Nufnahme gefunden und sind, wie z. B.
die Gleichnisse vom verlorenen Sohn, vom reichen Mann und armen Lazarus, ost
und gern dargestellt worden; ebenso häufig auch das Gleichnis von dem König,
der zu seinem Gastmahl die Bettler und Krüppel einladet, und das von dem
Manne, der kein hochzeitliches Kleid anhatte. In Refektorien abendländischer
Klöster treffen wir sie neben dem Nbendmahl Thristi. Nuch die neuere Kunst
hat sich an den Gleichnissen versucht und viele tüchtige Künstler dieselben jeder
 
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