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Mi 19N

vreiundfünfzigster Jahrgang

Nr. 7


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striflliches Kunfl-Vlall
Z für Kirche, schule M Aus
8 lherausgegeben von
2 D.theol. Maoist Eoch
0 krscheiut monatlich in einem Ast zu Z2 bis 48
2 Zeiten nnb enthält viele Lertillustrationen, 1-2
farbige Kunstbeilagen unü bisweilen Noten,
preis tzgg Vierteljahr 2 sstark. Lu beziehen
durch alle Postämter und Buchhandlungen.

Agsn des Sundes der fteunde für Volkskunst.

Wilhelm Zteinhausen in Berlin.
der Großen Berliner Kunstausstellung sind dem frankfurter Meister zwei
Säle zugestanden z über ein halb hundert Bilder seiner Hand hängen dort
beisammen, die meisten aus neuerer Zeit. Unter ihnen ein Selbstporträt aus
dem letzten Jahre.
Nichts gibt dem sehenden und begreifenden Nuge so unmittelbar Aufschluß
über das Wesen eines Künstlers, als wenn dieser sich selber darstellt. Nicht die
banale Tatsache, daß er so oder so aussieht, ist das Wichtige, wiewohl freilich
die Gesichtszüge die wesentlichen Träger des psychologischen sind. Ls spricht sich
eine Gesinnung aus, der Maler charakterisiert seine eigene Nrt, und die Methode
seiner Charakteristik kann ein Verräter seiner Unart werden. Wir Beschauer
müssen uns vor solchen Werken bewußt bleiben, daß das menschliche Gesicht mit
den Jahren Änderungen unterworfen ist und daß sich gegenwärtige Stimmungen
und Erlebnisse in ihm ausprägen.
Steinhaufen hat sich selber wiederholt gemalt; man möchte diese Arbeiten als
Material zu einer Biographie der Seele ansprechen dürfen, halte ich dies letzte
Bild neben ein paar andere, die ich in der Erinnerung oder in der Wiedergabe
vor mir habe, dann sehe ich auf eine merkwürdige und reiche Entwicklung. Es
ist der Weg einer inneren Befreiung, eines sicher- und Nuhigwerdens. Um dieses
schöne und kluge Greisenhaupt liegt der Glanz einer großen Klarheit der Seele,
es atmet den frieden, die Gewißheit eines Menschen, der sein Ziel in Händen
hat. Der Steinhaufen, der die schlichten, einfachen Blätter geschaffen hat, die
zum Edelsten an deutscher Volkskunst gehören, ist nie ein einfacher, naiver Mensch
gewesen; ich sehe eine feine und empfindsame Seele, die viel gefältelt ist und der
Unruhen nicht entbehrte, einen grüblerischen und besinnlichen Geist, der seine Wege
sich suchen niußte und nicht alle Türen zum Leben offen fand. Über jene früheren
Bildnisse war manchmal eine stille Melancholie gebreitet, eine kleine Traurigkeit
und Nesignation, die vom Ernst des Erkämpften sprachen. Nichts mehr davon:
eine festigkeit, die sich mit Nuhe und innerem Ebenmaß behauptet, stark, ohne
 
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