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Wesentlich anders ist dies doch bei heiligen Gefässen, an die Pietät und
Interesse die Gemeinden ganz anders binden. Uns solchen aber bestand auf evan-
gelischer Seite der weit überwiegende Teil der Ausstellung. Ts war eine wahre
Herzensfreude, diese schönen alten Stücke zu betrachten, diese Tauf- und Ubend-
mahlskannen, Schüsseln, patenen, Kelche, Hostiendosen. Wie ehrt es eine Gemeinde
und ihre gottesdienstliche Feier, wenn solch schöne Stücke gebraucht werden, wie
hebt es den festlichen Charakter des Gottesdienstes! Sie sollten daher auch fort
und fort im gottesdienstlichen Gebrauch erhalten und nicht an Händler, Liebhaber-
oder Museen, sei es unter einem Grund, welcher es wolle, weggegeben werden.
Und wie ,,bodenständig" im guten Sinn erscheinen diese Gefässe, wie festwurzelnd



Architekten: Prof, vöklen K Feil, Stuttgart.

in der gesunden geschichtlichen Entwicklung des Kunstgewerbes. Das macht nicht
das „Handwerk"; die Augsburger Werkstätten, aus denen ein großer Teil des
württembergischen Kirchensilbers stammt, waren Großbetriebe so gut wie heute die
Uruckmannsche Silberwarensabrik in Heilbronn. Das macht vielmehr die Abwesen-
heit eines besonderen „kirchlichen Stils"; die Schmuck- und Gebrauchsformen
der Zeit sind einfach auch für den gottesdienstlichen Zweck verwendet und nur
soweit, als es dieser erforderte, umgestaltet. Klan kann das an jeder Geräte-
gattung verfolgen: an den Schüsseln, an den Kannen und Kännchen, an den
Hostiendosen, den Uucheinbänden. Nur der Kelch hat seine eigene hochinteressante
Entwicklung von der Gotik bis zu Uarock, Uokoko und Empire. Gerade die
Kelche der Spätzeit sind im Gebrauch vielfach besonders zweckmäßig, der Umriß
 
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