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KreiseS der Amtspslichten wirkte er erziehend und bildend; er hielt
eine Reihe von Vorträgen aus allen Gebieten der Geschichte und
Literatur, eine Anzahl dieser Reden erschien 1902 gesammelt unter
dem Titel i „Kultur- und Lebensbildsr". Leider legte diese angestrengte
uielseitige Tatigkeit innerhalb und außerhalb seines Dienstes den Keim
zu seinem späteren Herzleiden. Die vielfachen Reisen in seinem Be-
zirke benützte er, mit seinem beobachtiamen Sinne und hisroriicher
Bilduug ausgeftattet, auch zur Erforschung der Lolkspspche und hat
gerade sür Volkskunvc schätzeuswerte Beiträge geliefert, die er in
Tages- und Fachblattern vcrösscntlichte. Auch über pädagogische
Fragen legte er gern seine Ansichten öisentlich dar. Er war ein liebens-
würdiger Mann und Gesellschafter, ein humorvoller Erzähler, der
iinmer einen Kreis von Freunden um sich versammelte, mit denen
er in Scherz und Ernst über die Fragen des Tages verhandelte.
Am gleichen Tage schied aus dem Leben Altsiadtrat Alsred
Rodrian im Alter von 74 Jahren. Schon längere Zeit hatte man
uur seincn Gruß aus dcm Wagen empsangen, in dem er noch hie
und da cine Ausfahrt machte, um sich der Stadt und des Lebens
in ihr zu frcnen. Der Frühling machte seinem Lcben ein Ende.
Er war der Sohn eines ArztcS, geboren am 31. März 1838 in
Baven-Badcn und verlor früh beide Eltern. Nachdem er in einem
Jnftitut in Edingen seine Vorbildung beendet hatte, trat er als Lehr-
ling in die Schwanenapotheke in Heidelberg cin; als Apothckergehilfe
lernte er auch die Schweiz und Frankreich kennen, sodann war er
1Hz Jahre in Heidelberg und kaufte nach einem neuen Wanderleben
eine Apotheke in Zweibrücken, die er bis Oktober 1880 sührte. Jn Heidel-
berg trat er sodann in die von seinem Schwager E. Desaga geführte
Firma ein und hat nach dessen Tode die bekannte Fabrik chemischer,
physikalischer und bakteriologischer Apparate allein geleitet, bis er
schließlich seinen Sohn als Teilhaber heranzog. Er war ein durch-
aus lauterer, zuverlässiger, von Herzen wohlwollender Eharakler, in
dessen Nähe man sich wohl fühlte, dazu sein ruhig klares, immer be-
sonnenes Urteil, die Gleichniäßigkeit seiner Haltung. Er verftand
es mit allen Schichten der Bevölkerung nach seinem freundlichen
Sinne zu verkehren und erwarb sich das größte Vertrauen und all-
KreiseS der Amtspslichten wirkte er erziehend und bildend; er hielt
eine Reihe von Vorträgen aus allen Gebieten der Geschichte und
Literatur, eine Anzahl dieser Reden erschien 1902 gesammelt unter
dem Titel i „Kultur- und Lebensbildsr". Leider legte diese angestrengte
uielseitige Tatigkeit innerhalb und außerhalb seines Dienstes den Keim
zu seinem späteren Herzleiden. Die vielfachen Reisen in seinem Be-
zirke benützte er, mit seinem beobachtiamen Sinne und hisroriicher
Bilduug ausgeftattet, auch zur Erforschung der Lolkspspche und hat
gerade sür Volkskunvc schätzeuswerte Beiträge geliefert, die er in
Tages- und Fachblattern vcrösscntlichte. Auch über pädagogische
Fragen legte er gern seine Ansichten öisentlich dar. Er war ein liebens-
würdiger Mann und Gesellschafter, ein humorvoller Erzähler, der
iinmer einen Kreis von Freunden um sich versammelte, mit denen
er in Scherz und Ernst über die Fragen des Tages verhandelte.
Am gleichen Tage schied aus dem Leben Altsiadtrat Alsred
Rodrian im Alter von 74 Jahren. Schon längere Zeit hatte man
uur seincn Gruß aus dcm Wagen empsangen, in dem er noch hie
und da cine Ausfahrt machte, um sich der Stadt und des Lebens
in ihr zu frcnen. Der Frühling machte seinem Lcben ein Ende.
Er war der Sohn eines ArztcS, geboren am 31. März 1838 in
Baven-Badcn und verlor früh beide Eltern. Nachdem er in einem
Jnftitut in Edingen seine Vorbildung beendet hatte, trat er als Lehr-
ling in die Schwanenapotheke in Heidelberg cin; als Apothckergehilfe
lernte er auch die Schweiz und Frankreich kennen, sodann war er
1Hz Jahre in Heidelberg und kaufte nach einem neuen Wanderleben
eine Apotheke in Zweibrücken, die er bis Oktober 1880 sührte. Jn Heidel-
berg trat er sodann in die von seinem Schwager E. Desaga geführte
Firma ein und hat nach dessen Tode die bekannte Fabrik chemischer,
physikalischer und bakteriologischer Apparate allein geleitet, bis er
schließlich seinen Sohn als Teilhaber heranzog. Er war ein durch-
aus lauterer, zuverlässiger, von Herzen wohlwollender Eharakler, in
dessen Nähe man sich wohl fühlte, dazu sein ruhig klares, immer be-
sonnenes Urteil, die Gleichniäßigkeit seiner Haltung. Er verftand
es mit allen Schichten der Bevölkerung nach seinem freundlichen
Sinne zu verkehren und erwarb sich das größte Vertrauen und all-