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Delphi.
[2561]
Der Cippus ist nahezu quadratisch (0,36X0,39; H. 1,055), von festem
h. Elias-Kalkstein; oben gebrochen; auf allen 4 Seiten gross und gut
geschriebene οτοιχηδόν-ZeWen von je 18 —20 Zeichen, im ganzen 20G Zeilen.
Die Schrift ist jünger als die der alten Felseninschrift Nr.
1683. Letztere ist jetzt zu lesen: Toi πεντεκαίδεκ[α] τον Λαβυαδαν, τοι
[περ] Θ[ρ]ασύμαχον και '/[. .] <[. .]α *), επί Τρίχα αρχ[ον],'τος, απέδειξαν
[μνά]\ς δεκατέτορες [και] Ηεμιμναΐον [κα]\ί δραχμας πεν\τε] κοντά και Fi'i.
Darin ist noch + = £, ψ = χ, Ε = ε und η, ο = ο, ον, ω; Θ = ϋ.
In unserer Nr. ist J7 erhalten, es ist Β = Λ; Η = η; 0 = 7? und ο;
-Ω- = ω: also liegt zwischen Nr. 1683 und 2561 der Übergang
zur ionischen Schrift. Da man sich aber vom alten Alphabete noch
nicht ganz frei gemacht hat, ist die Zeit unmittelbar nach 400 anzunehmen.
Vergleicht man das Amphiktyonengesetz aus dem J. 380, Nr. 2501, so
muss man Nr. 2561 älter nennen: also erhalten wir das erste Jahr-
zehnt des vierten Jhrh. als Abfassungszeit.
Ζ u A. Die Tafel zu Α (PI. XXIII) nützt für die ersten Zeilen wenig,
weil die Schrift sehr zerstört ist. Das Sätzchen, zu dem εστω den Schluss
bildete, hiess (vgl. C 19) wohl Ώόδ' 6 Βόρκος των ταγών εοτω. Durch
τα[γ]ενέτω Β 31 und ταγενηι Β 33 ist Ζ. 1 ταγε[ν]οέω gesichert, ταγός -
athen. φρατρίαρχος; Amtszeit ein Jahr. Hier immer der Plural; Zahl un-
bekannt, δικαίως auch Α 7, Β 15, 18. — 2 [κ]ατά, nur hier, sonst vor
Artikelformen κάτ (Α 13, Β 16, 25, D 50). τουν νόμους, vgl. Β 16 κατ τον
νόμους, sonst nie Assimilation des ς. — Stadt und Phratrie verbunden wie
Β 16; D 19/20. Bemerkenswert die Dazwischenstellung des subjectiven
Genitivs zwischen die zusammengehörigen Wörter τους περ των άπελλαίων
και ταν δαραταν. Vgl. Homolle's unnötige Erwägungen von S. 35. — 4
πέρ, wie im Thessalischen, hier und C 19, daneben περί Β 6 und 8. Vgl.
2501, 16 πέροδος. — Über die άπελλαΐα und δαράται s. zu Z. 24. — 6 Als
Abrechnung über die Gelderverwaltung der Phratrie stellt sich jetzt Nr.
1683 (s. oben) heraus: dort in Z. 5 απέδειξαν, hier άποδειξέω, beide Male
im Sinne von „(das Eingekommene) überweisen, übergeben" (vgl. άπο-
φαίνω). Was der ταγός „eingetrieben" hat, will er den Labyaden „über-
weisen", und zwar ohne jegliche Verkürzung. Vgl. Hermann'* Lehrbuch
der gr. Λ. 0 I, 2, 323. — 7 Η. Λαβυάδαις j οΰτε, Bechtel in Bezz. Beitr.
22, 281 °δαις [κ]\οϋτε. — 8/9 entspricht 2501, 6 ούδε των χρημάτων των
14μφικτιονικών ύποβ[αλέομαι — αύτώι] εμίνγα ot'<5' αλλωι δωα[έω] τώγ κοινών
χρημάτοιν ύ[ποβάλλ]ε[σϋαι] 2). Η. schwankt zwischen [β~\λα[χι>~\έω und
1) Buchheim, Beiträge zur Geschichte des delphischen Staatswesens
(Progr. von Freiberg 1898) S. 23 setzt kühn [Κ]αλλ[ίον]α ein.
2) Zu diesem hier mehrfach verglichenen Eide trage ich eine Be-
merkung Wilhelm?'s in Arch.-epigr. Mitt. XX, 80 nach, der auf die Formel
im attischen Richtereid (Dem. Timokr. 150:) ούδε δοΐρα δέξομαι — ουτ
αυτός εγώ οϋτ άλλος εμοι ονδε αλ.λη ειδότος εμοΰ aufmerksam macht. Vgl.
W. Hofmann, de iurisiurandi apud Athenienses formulis 3, 20. Die Formel
passt ausgezeichnet zur Ausfüllung von Z. 4 der Nr. 2501.
Delphi.
[2561]
Der Cippus ist nahezu quadratisch (0,36X0,39; H. 1,055), von festem
h. Elias-Kalkstein; oben gebrochen; auf allen 4 Seiten gross und gut
geschriebene οτοιχηδόν-ZeWen von je 18 —20 Zeichen, im ganzen 20G Zeilen.
Die Schrift ist jünger als die der alten Felseninschrift Nr.
1683. Letztere ist jetzt zu lesen: Toi πεντεκαίδεκ[α] τον Λαβυαδαν, τοι
[περ] Θ[ρ]ασύμαχον και '/[. .] <[. .]α *), επί Τρίχα αρχ[ον],'τος, απέδειξαν
[μνά]\ς δεκατέτορες [και] Ηεμιμναΐον [κα]\ί δραχμας πεν\τε] κοντά και Fi'i.
Darin ist noch + = £, ψ = χ, Ε = ε und η, ο = ο, ον, ω; Θ = ϋ.
In unserer Nr. ist J7 erhalten, es ist Β = Λ; Η = η; 0 = 7? und ο;
-Ω- = ω: also liegt zwischen Nr. 1683 und 2561 der Übergang
zur ionischen Schrift. Da man sich aber vom alten Alphabete noch
nicht ganz frei gemacht hat, ist die Zeit unmittelbar nach 400 anzunehmen.
Vergleicht man das Amphiktyonengesetz aus dem J. 380, Nr. 2501, so
muss man Nr. 2561 älter nennen: also erhalten wir das erste Jahr-
zehnt des vierten Jhrh. als Abfassungszeit.
Ζ u A. Die Tafel zu Α (PI. XXIII) nützt für die ersten Zeilen wenig,
weil die Schrift sehr zerstört ist. Das Sätzchen, zu dem εστω den Schluss
bildete, hiess (vgl. C 19) wohl Ώόδ' 6 Βόρκος των ταγών εοτω. Durch
τα[γ]ενέτω Β 31 und ταγενηι Β 33 ist Ζ. 1 ταγε[ν]οέω gesichert, ταγός -
athen. φρατρίαρχος; Amtszeit ein Jahr. Hier immer der Plural; Zahl un-
bekannt, δικαίως auch Α 7, Β 15, 18. — 2 [κ]ατά, nur hier, sonst vor
Artikelformen κάτ (Α 13, Β 16, 25, D 50). τουν νόμους, vgl. Β 16 κατ τον
νόμους, sonst nie Assimilation des ς. — Stadt und Phratrie verbunden wie
Β 16; D 19/20. Bemerkenswert die Dazwischenstellung des subjectiven
Genitivs zwischen die zusammengehörigen Wörter τους περ των άπελλαίων
και ταν δαραταν. Vgl. Homolle's unnötige Erwägungen von S. 35. — 4
πέρ, wie im Thessalischen, hier und C 19, daneben περί Β 6 und 8. Vgl.
2501, 16 πέροδος. — Über die άπελλαΐα und δαράται s. zu Z. 24. — 6 Als
Abrechnung über die Gelderverwaltung der Phratrie stellt sich jetzt Nr.
1683 (s. oben) heraus: dort in Z. 5 απέδειξαν, hier άποδειξέω, beide Male
im Sinne von „(das Eingekommene) überweisen, übergeben" (vgl. άπο-
φαίνω). Was der ταγός „eingetrieben" hat, will er den Labyaden „über-
weisen", und zwar ohne jegliche Verkürzung. Vgl. Hermann'* Lehrbuch
der gr. Λ. 0 I, 2, 323. — 7 Η. Λαβυάδαις j οΰτε, Bechtel in Bezz. Beitr.
22, 281 °δαις [κ]\οϋτε. — 8/9 entspricht 2501, 6 ούδε των χρημάτων των
14μφικτιονικών ύποβ[αλέομαι — αύτώι] εμίνγα ot'<5' αλλωι δωα[έω] τώγ κοινών
χρημάτοιν ύ[ποβάλλ]ε[σϋαι] 2). Η. schwankt zwischen [β~\λα[χι>~\έω und
1) Buchheim, Beiträge zur Geschichte des delphischen Staatswesens
(Progr. von Freiberg 1898) S. 23 setzt kühn [Κ]αλλ[ίον]α ein.
2) Zu diesem hier mehrfach verglichenen Eide trage ich eine Be-
merkung Wilhelm?'s in Arch.-epigr. Mitt. XX, 80 nach, der auf die Formel
im attischen Richtereid (Dem. Timokr. 150:) ούδε δοΐρα δέξομαι — ουτ
αυτός εγώ οϋτ άλλος εμοι ονδε αλ.λη ειδότος εμοΰ aufmerksam macht. Vgl.
W. Hofmann, de iurisiurandi apud Athenienses formulis 3, 20. Die Formel
passt ausgezeichnet zur Ausfüllung von Z. 4 der Nr. 2501.