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69

Lageplan der antiken Bauwerke.
Blatt Via—/ der Mappe.
Erläutert von Wilhelm Dörpfeld.

Der im Massstabe i : 250 gezeichnete Plan umfasst
die ganze Altis und alle rings um den heiligen Bezirk
gelegenen Bauwerke, i'oweit sie ausgegraben lind. Nur
das örtliche Ende des Stadion und das nördliche Stück
der Orthalle des grossen Gymnalion konnten, obwohl sie
freigelegt lind, nicht in den Plan aufgenommen werden,
weil sie zu weit von der Altis entfernt sind. Alle byzantini-
schen Bauwerke lind fortgelassen, nur die grosse Feltungs-
mauer und die Wände der byzantinischen Kirche sind als
besonders wichtig durch punktierte Linien angedeutet.
Bei den antiken Bauten ist der unmittelbar nach der
Ausgrabung vorhandene Erhaltungszustand dargettellt.
Ergänzungen haben nur in sehr geringem Masse, soweit
sie vollständig getichert waren, Aufnahme gefunden; sie
sind durch Punktierung und gleichmä'ssige Schraffierung
deutlich von den wirklich erhaltenen Mauern und Säulen
unterschieden, welche ihrerseits eine dunklere Tönung
oder eine ungleichmässige Strichelung zeigen. Die noch
über dem Boden aufrecht slehenden Bauteile sind, damit
sie sich von den Fundamenten und Unterbauten besser
abheben, mit einem gleichmäßigen dunklen Tone an-
gelegt und zwar die griechischen und helleniltischen Bau-
werke mit dunkelgrauer, die römischen mit roter Farbe.
Wo zwei römische Gebäude verschiedener Epochen
übereinander liegen, ist zur Erzielung einer deutlichen
Scheidung der ältere Bau rot angelegt, der jüngere weiss
geblieben. Fundamente aus römischem »opus incertum«
und auch einige altgriechische Fundamente, die aus
kleinen unregelmässigen Steinen beliehen, z. B. die Reite
des elliptischen grossen Zeusaltars und einige Schatz-
häuserfundamente, sind mit kleinen runden Steinen ge-
zeichnet, damit die Bauart zu erkennen ist.
Mit einem hellgelben Tone sind diejenigen Felder
angelegt, welche noch nicht ausgegraben sind. Man
kann daher auf dem Lageplane mit einem Blicke über-
sehen, welche Bauwerke und Plätze von dem alten- Schutt
und den angeschwemmten SandmalTen befreit sind und
welche noch teilweise unter der Erde liegen.
Die in dem Plan eingeschriebenen Zahlen geben die
Höhe des mit einem kleinen Kreise hervorgehobenen
Punktes im Verhältnis zum örtlichen Stylobat des Zeus-
tempels an, und zwar bedeutet z.B. die Zahl -f- 2,10 m,
dass der betresfende Punkt 2,10 m über diesem Stylobat
liegt. Ist dagegen die Zahl mit dem Zeichen — versehen,
so liegt der Punkt unter dem als Fixpunkt dienenden
Stylobat. Aus diesen Zahlen ist daher nicht nur die
Formation des antiken Bodens und die Höhenlage der
Gebäude zu einander zu sehen, sondern man kann auch
erkennen, wie hoch die Zuschüttung der noch nicht aus-
gegrabenen antiken Bauwerke ist.

Die Originalzeichnung, nach welcher der litho-
graphierte Plan hergestellt ist, hat Herr Architekt R. Heyne
nach meinen Aufnahmen angefertigt.
Die Besprechung der zahlreichen Gebäude, Mauern,
Baien, Wasserleitungen und sonstigen Anlagen des Lage-
planes geschieht am bellen in einzelnen Abschnitten und
zwar sollen hier behandelt werden:
1. Die Altis, ihre Grenzmauern und Thore.
2. Die Gebäude und Anlagen im Inneren der Altis.
3. Die Bauwerke ausserhalb des heiligen Bezirks.
4. Die Wege des Pausanias bei seiner Beschreibung
Olympias.

1. Die Altis, ihre Grenzmauern und Thore.
Nicht nur die Beschreibung des Pausanias, sondern
auch die Analogie anderer heiliger Bezirke berechtigten
zu der Annahme, dass die Altis, der heilige Hain des
olympischen Zeus, mit einer Grenzmauer umgeben und
so als Hieron vollkommen abgegrenzt war. In der That
wurde bei den Ausgrabungen eine mit einigen Thoren
durchbrochene Mauer gefunden, welche die drei wich-
tigslen Tempel und einige andere Bauwerke umschliesst
und daher ohne jedes Bedenken als die Grenzmauer
der Altis bezeichnet werden durfte.
Im Welten und Süden ist diese Mauer fall überall
noch bis zu 1 m hoch erhalten und daher leicht zu er-
kennen. Auf unterem Lageplan ist sie durch rote Farbe
und die Bezeichnung »Altismauer« kenntlich gemacht.
Die Westmauer beginnt an der Südwestecke des Pry-
taneion und läuft in fall gerader Linie nach Süden bis
zu einem Punkte gegenüber der Mitte der Ostfront des
Leonidaion, wo sie im rechten Winkel umbiegt und die
Südmauer der Altis bildet. Nur einmal in der Nähe
ihres nördlichen Endes macht sie einen Knick, der später
durch eine auf dem Plane weiss geladene Mauer abge-
schnitten wurde, als in spätrömischer Zeit weltlich vom
Philippeion eine Säulenhalle angelegt wurde. Die Mauer
hat ein Fundament aus kleinen Steinen mit Kalkmörtel
und einen aus Porosquadern zusammengefügten Oberbau,
dessen Steine durch Kalkmörtel und schwalbenschwanz-
förmige Holzdübel unter einander verbunden waren. An
einigen Stellen ist die 0,55—0,57 m starke Mauer in ihrer
ganzen Dicke aus einem einzigen Block, an anderen
Stellen dagegen aus zwei, nach Art der Orthostaten
nebeneinander gestellten Platten gebildet. Ihre ehemalige
Höhe ist nicht bekannt, muss aber, wie sich aus der im
Südwesten angebauten Wasserleitung noch jetzt erkennen
lässt, mindestens 2,50 m gewesen sein. An ihrer Innen-
seite war die ganze Mauer mit Strebepfeilern versehen,
 
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