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Olympia in römischer Zeit.
Olympia in römischer Zeit.
Blatt IV der Mappe.
Erläutert von Wilhelm Dörpfeld.

Der Plan soll Olympia in dem Zustande zeigen, wie
es etwa im 2. Jahrhundert n. Chr., allb zur Zeit des
Pausanias, ausgesehen hat. Er ist in demselben Massstabe
gezeichnet wie Tafel III, auch in Bezug auf die Ergänzung
der Gebäude und die Ausführung der Zeichnung sind
dieselben Grundsätze massgebend gewesen. Kein Bau ist
willkürlich ergänzt, sondern nur so weit sind Mauern,
Säulen, Thüren und Basen gezeichnet, als die Ruinen
erhalten sind und deutliche Reste und Standspuren eine
Ergänzung erlauben.
Besonders lehrreich ist ein Vergleich mit Tafel III,
weil man mit einem Blick die grossen Umbauten und
zahlreichen Neubauten- übersieht, welche innerhalb und
namentlich ausserhalb der Altis in der Zwischenzeit ssatt-
gefunden haben. Im Süden und Westen ist die Altis er-
weitert und eine neue Grenzmauer mit mehreren Thoren
entstanden, die alte Westmauer der Altis ist ganz ver-
schwunden und die alte Südmauer zu einer Terrassen-
mauer des Zeustempels geworden. Im Innern des Be-
zirks bemerkt man als Neubau die stattliche Exedra des
Herodes; an Stelle des alten Südostbaues ist ein römisches
Wohnhaus getreten und das Prytaneion hat nicht nur eine
Erweiterung, sondern einen gänzlichen Umbau erfahren.
Ob die Halle westlich und südlich vom Philippeion, die
auf dem Plane gezeichnet ist, schon zur Zeit der An-
wesenheit des Pausanias bestand, ift sehr zweifelhaft.
Ausserhalb der Altis bemerkt man im Osfen römische
Wohnhäuser, die neben dem «Hause des Nero« über
den griechischen Gebäuden errichtet sind. Das eine von
ihnen, auf dem Plane mit dem Namen Oktogon be-
zeichnet, isf für die Ruinen Olympias deshalb von her-

vorragender Bedeutung, weil sich an seinen tiefen und
soliden Fundamenten im Mittelalter die Wogen des
Alpheios gebrochen haben, die alle Ruinen der Altis
zu zeritören drohten.
Im Süden ist vor dem Buleuterion ein Säulenhof
und südlich neben ihm eine grosse Halle errichtet, der
wir den Namen Südhalle gegeben haben. Auch die
hinter dem Buleuterion gelegenen beiden kleinen Ge-
bäude sind zu einem Bau mit mehreren Zimmern und
einer Halle erweitert worden.
Die Gebäude im Westen haben auch mehrere Ver-
änderungen erfahren. Im Leonidaion finden wir eine
ganz veränderte Einteilung des Grundrisfes; statt der
vielen einzelnen Zimmer, die vorher vorhanden waren,
hat man vier einzelne Wohnungen eingerichtet und in
dem offenen Hofe Wasser- und Gartenanlagen gemacht.
Der Theoköleon ist durch den Anbau eines grossen
Hofes mit Hallen und vielen Zimmern vergrössert und
in dem Vorraum des Megaron (des Unterbaues der by-
zantinischen Kirche) sind Säulen und ein Wasserbehälter
aufgestellt worden. Schliesslich bemerken wir das statt-
liche Thorgebäude, welches dem Nordwestthore der Altis
gegenüber zwischen dem Gymnasion und der Palästra
in der Zwischenzeit erbaut worden ist.
Dass auch die Wasserleitungen und Kanäle bedeutend
vermehrt sind, ist bei dem Werte, den die Römer auf
Zuführung und Verwendung reichlichen und guten Wassers
legten, wohl zu verliehen und wurde grossenteils erst
ermöglicht durch die von Herodes Atticus angelegte
Hochquellleitung aus dem oberen Alpheiosthal.
 
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