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Chronik für vervielfältigende Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3765#0013
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Briefe und Handschriften sür die Graphischen Künste und die Chronik für vervielfältigende Kunst sind an den Schristleiter
Dr. Richard Graul, Wien, VI., Luftbadgasse 17, zu richten.
INHALT: Schmidt: Über den Antheil Wolf Traut's, H. Springinklee's und A. Altdorser's an der Ehrenpforte Kaiser Maximilian's I. — Jaro
Springer: Bemerkungen zu dem Werke Ludwig's von Siegen. — Koehler: Jacob Binck's Porträt Christian's II. — Vermischte
Nachrichten: Versteigerungen in Wien und Berlin. — Ausstellung in Boston. — Anzeigen.
ÜBER DEN
ANTHEIL WOLF TRAUT'S, H. SPRINGINKLEE'S UND A. ALTDORFER'S
AN DER
EHRENPFORTE KAISER MAXIMILIAN'S I.


ie Ehrenpsorte Maximilians I. wurde bekanntlich vor einigen
1[ Jahren in neuen Abdrücken herausgegeben und im „Jahrbuch
) der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiser-
hauses", Vol. IV, 1886, p. 289 f., von Dr. E. Chmelarz mit vortrefslichem
Texte versehen. Chmelarz hat das Verdienst, zuerst auf die Verschieden-
heit der Hände in dem Werke ausmerksam gemacht zu haben, und dem
was er über den Antheil A. Dürer's sagt, kann man, mit einigen Ein.
schrankungen allerdings, zustimmen. Als Mitarbeiter Dürer's, der ja auch
als der künstlerische Entwerser des Ganzen angeschen werden muss,
glaube ich W. Traut, H. Springinklee und A. Altdorfer nachweisen zu
können. Ob noch andere Hilsskräste dabei thätig waren, etwa Hans
Dürer, vermag ich weder zu bejahen, noch zu verneinen; dies heraus-
zubringen, muss ich der Zukunst überlassen, mir fehlen vorderhand alle
Anhaltspunkte.
Durch v.Lützow's ,,Geschichte des deutsehen Kupferslichcs und
Holzschnittes", S. 128, war ich aufmerksam geworden, dass S. Laschitzer
in Vol. VIII des „Jahrbuches" über drei Holzschnitte im Theuerdank lieh
ausgesprochen hatte, die er sür Arbeiten desjenigen Meisters hielt, der
den schonen Holzlchnitt „Christus nimmt Abschied von Maria" (Pass. III,
198, Nr. 224) gezeichnet hat. Dieser Meister jedoch i(t Wolf Traut
von Nürnberg. Da ich über denselben im Repertorium XII, S. 300,
geschrieben hatte, so ergab sich mir die Notwendigkeit der Nach-
prüfung von Laschitzer's Behauptung, und ich kann dieselbc nur
betätigen. Nun schrieb aber Laschitzer weiter eine Anzahl von Blättern
zur Ehrenpsorte, welche Chmelarz richtig zusammengestellt, jedoch
Springinklee benannt hatte, ebenfalls dem obgenannten Meister zu.
Sicher auch hier mit Recht; mit Springinklee haben sie nichts zu thun:
sie rühren zweisellos von Wols Traut her. Es sind dies die historiseben
Darstellungen aus Tasel 19, mit Ausnahme derjenigen links unten, auch

die Krönung Maximilian's zum römiseben König, die von Chmelarz und
Laschitzer nicht erwähnt wird, ist von W. Traut, sodann auf Tafel 20
die Darstellung links oben und alle drei Darstellungen unten; ferner auf
Tafel 26 alle drei unten. Aus der gleichen Tafel befindet sich noch die
Figur Rudolfs des Streitbaren, die nach ihrer sauberen, correcten Aus-
führung wahrscheinlich ebenfalls dem Meister Wolf zuzutheilen ist, doch
käme hier auch Springinklee in Frage.
Was nun Hans Springinklee betrifft, so scheint sein Antheil
an der Ehrenpforte bedeutend grosser als der des Wolf Traut. Es ist
dies auch nicht zu verwundern. Zufolge Neudörfer wohnte er bei Dürer
im Hause, und so ist es nur natürlich, dass dieser ihn bei dem colosfalen
Werke ausgiebig beschästigte. Er konnte ihn auch überwachen und
corrigiren. Als zweisellose Arbeiten des Springinklee nun sehe ich an
das Schlachtenbild links unten auf Tafel 19 („Die Flemming nun" etc.),
das Schlachtenbild rechts oben auf Tafel 20 („Sein ersten krieg" etc.),
die beiden Darstellungen rechts und links oben auf Tafel 25 („Gheldern
das land" etc. und „Venedig graif" etc.). Bei diesen Gesechtsscenen
ist besonders das Landschaftliche. sehr bezeichnend: pyramidal aus-
steigende, mit Strichelchen versehene Bäume, bei denen einzelne
Häkchen überfallen; auch sind die Baumreihen des Hintergrundes
charakteristisch, die Baumformen sind oval und die kleineren Ovale
werden immer wieder durch ein höheres Oval unterbrochen, Jusi
dieselben Kennzeichen finden wir in den monogrammirten Blättern des
Springinklee wieder. Abgesehen davon stimmt auch die Zeichnung der
Figuren überein. Ich glaube, man kann diese Zuschreibung als gesichert
betrachten. Weit schwieriger ilt der andere Antheil des Springinklee zu
bestimmen. Es ist dies ganz natürlich: in den Schlachtendarstellungen
war seiner Erfindung ein unbeschränkter Spielraum gegeben und
besonders war hier die Landschastsbehandlung ein untrüglicher Factor.
 
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