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Chronik für vervielfältigende Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3765#0045
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Briefe und Handschriften für die Graphischen Künste und die Chronik für vervielfältigende Kunst sind an den Schriftleiter
Dr. Richard Graul, Wien, VI., Luftbadgasse 17, zu richten.
INHALT: Lippmann: Über die künstlerische und kunstgeschichtliche Bedeutung der Abdrucksgattungen von Kupfershchen. — Vermischte
Nachrichten. Kupserstich und Radirung auf den Ausstellungen in Berlin und München. — Eine Chodowiecky-Sammlung. — Preis-
verteilungen. — Neuigkeiten des Buch- und Kunsthandels. Die Meisterwerke der königlichen Galerie im Haag. — Meister-
holzschnitte aus vier Jahrhunderten. — Brockhaus' Conversaüons-Lexicon, 14. Auflage. — Neue Kunstblätter. — Anzeigen.

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ÜBER DIE
KÜNSTLERISCHE UND KUNSTGESCHICHTLICHE BEDEUTUNG DER
ABDRUCKSGATTUNGEN VON KUPFERSTICHEN.

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'n der Berliner Kunstgeschichtlichen Ge-
, sellschaft sprach am 29. Mai Herr Geheimer
Regierungsrath Lippmann überdie künstlerische
und kunstgeschichtlicheBedeutung der Abdrucksgattungen
von Kupferstichen. Dem Sitzungsbericht 1891, V, 21—24,
entnehmen wir das folgende Referat.
Die Art des Zuslandekommens eines Kupferstichs
bringt es mit sich, dass es möglich ist, in jedem Stadium
der Ausführung einen Abdruck desselben herzustellen.
Es sind dies die sogenannten Probedrucke. Sie dienen dem
Künstler zur Controlirung seiner Arbeit, und es kommt
ihnen, soweit sie bedeutendere Künstler betresfen, eine
hohe Bedeutung zu, eine umso grössere natürlich, je hervor-
ragender der Künstler ist. Denn es gewähren uns diese
„Etats" einen unmittelbaren Aufschluss über das Schaffen
des Künstlers. Wir haben, als einfachsten Fall, die Platte
vor uns einmal im Zustande ihrer Vollendung, einmal vor
ihrer Vollendung („erster und zweiter Zustand"). Im Laufe
der Zeit haben sich indessen Complicationen heraus-
gebildet, von denen im Weiteren die Rede sein soll.
Von den ältesten Meistern sind fast keine Probedrucke
auf uns gekommen, also von Stechern wie dem Meister E. S.

vom Jahre 1466, Schongauer etc. Es kommen aber zu-
weilen auch schon auf ihren Blättern Veränderungen vor,
welche nicht vor, sondern nach der Vollendung des Stiches
auf der Platte ausgeführt worden sind. Die Platte nützt
sich nämlich beim Drucken ziemlich rasch ab, bald mehr,
bald weniger, und in ungleicher Weise an den verschie-
denen Stellen. Die Abnützung des Stiches in den tieferen
Stellen geht langsamer vor sich als dort, wo der Strich
zarter wird. Der künstlerische Effesit des Blattes verändert
sich hierdurch, die Harmonie leidet darunter. Es geht dies
zuweilen so weit, dass von den zarteren Arbeiten der
Platte fast nichts mehr übrig bleibt. Um diesem zu begeg-
nen, pflegten die Stecher während des Drückens Ver-
änderungen der Platte vorzunehmen: Retouchen. Diese
sind aber ■— da es eine technische Unmöglichkeit ist, die
abgenützten Striche so nachzufahren, wie sie ursprünglich
gezogen waren — nicht mehr mit der Freiheit ausgeführt,
welche die Arbeit der vollendeten Platte aufweist, es sind
eben Nacharbeiten. Rühren diese Retouchen vom Künstler
selbst her, so haben sie ja immerhin ein gewisses Interesse.
Sind sie von anderen gemacht, so sinkt der Werth des
Blattes ungemein. Von einer Platte erhielten die alten

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