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das
sein
,****
Pro-
liches Wischen der Platte, Stehenlassen der Schwärze hier,
Fortnehmen dort u. s. w. lallen (ich Effecte erzielen, die auf
andere Art nicht zu erreichen sind. Die alten Künstler nun,
denen das Aufziehen noch unbekannt war, waren ganz
und gar auf das Wischen angewiesen. Von diesem Ge-
sichtspunkte aus betrachtet, könnte man Rembrandt als
den ersten uns bekannten Monotypisten bezeichnen. Er
wusste mittelst der Schwärze auf der Platte wunderbare
Esfecte zu erzielen, die keineswegs in der geätzten oder
mit der trockenen Nadel gearbeiteten Zeichnung lagen,
welche auf der Platte ausgeführt war. Ich kenne einen
Abdruck seines „St. Franziscus im Gebet", B. 284 (im
Besitze des Herrn Theodor Juvin in Oswego, A. Y.), der
aussieht, als ob er getuscht wäre, auf dem man aber
deutlich die Spuren des Lappens erkennt. Hier bildet
jedoch die Zeichnung in Strichen immer noch die Basis,
während das reine Monotyp aller solcher Vorzeichnung
entbehrt. Der Erste, der derartige Drucke lieferte, war, so
weit wir jetzt wissen, Benedetto Castiglione (1616—1670),
wiederum ein Radirer und, wie gewöhnlich angegeben
wird, ein Nachahmer Rembrandt's, wenn freilich auch ein
„Nachahmer" sonderbarer Art. Man kann sich recht gut
denken, dass er bei seinen Verslachen, Rembrandt'sche
Effecte zu erlangen, endlich auf denGedanken kam, Bilder
in Druckerschwärze auf derPlatte herzustellen, ohne irgend
welche vorhergehende Vorzeichnung. Die Resultate, die er
auf solche Weise erzielte, finden sich noch heute in der
Albertina zu Wien und werden von Bartseh, „Peintre-
Graveur" XXI, p. 39, folgendermassen beschrieben: „Man
findet manchmal Blätter von B. Castiglione, die wie
Aquatinta aussehen; da aber dieses Verfahren zu seiner
Zeit noch nicht erfunden war, so mussen diese Drucke auf
eine andere Weise gemacht worden sein. Wir glauben,
dieses Verfahren aus der Art und Weise, wie die Drucke
hergestellt sind, erkannt zu haben. Unserer Meinung nach
hat Castiglione eine polirte Kupferplatte dick mit Ölfarbe
bedeckt und hat dann mit einem hölzernen Griffel die
Farbe, je nach Bedürfnis, in den Halbtönen und Lichtern
weggenommen. Nachdem die Platte derart behandelt
war, liess er dieselbe auf gewöhnliche Weise auf Papier
abdrucken. Nach diesem Verfahren hergestellte Abdrücke
mussen natürlich Unica sein, da die Schwärze durch das
Papier ganz von der Platte abgehoben wird und daher
keinen zweiten Druck geben kann. Es verhält sich daher
mit diesen Stücken des Castiglione wie mit den mit
Schwärze chargirten Drucken Rembrandt's, von welchen
diese Castiglione'schen gewissermassen Nachahmungen
sind." Wegen weiterer Details, betresfend solche Rem-
brandt'sche Drucke, verweist Bartseh auf seinen Rembrandt-
Katalog, p. XXXVIII.
Ähnlich wie Rembrandt hat wohl jeder Radirer, der
seine Platten selbst druckte, Experimente mit dem Wisch-
lappen gemacht, wenn das Endresultat auch nicht immer
Monotypen waren. So hat z. B. der französische Radirer
Vicomte Lepic vor mehreren Jahren eine ganze Reihe von
Abdrücken einer radirten Landschaft veröffentlicht, deren
jedes einen anderen Efsect zeigt — Winter, Sommer,
Morgen, Mondschein, Feuereffect u. s. w. Und auf dem-
selben Wege sind auch die amerikanischen Radirer Chase
und Walker endlich bei dem Monotyp angelangt. Ich
erinnere mich noch sehr gut, wie eines Nachmittags in
Chase's Atelier von dem Drucken von Radirungen mit
Aufziehen, Tonwischen und allen sonstigen „Hindernissen"
die Rede war. „Da brauchte man ja zuletzt gar nichts
mehr auf die Platte zu radiren, sondern könnte gleich ein
Bild darauf wischen", warf einer der an der Discussion
Betheiligten hin, und bald darauf stellte Chase sein erstes
„Monotyp" aus, aber freilich noch nicht unter dieser
Benennung.
Es sei hier noch auf eine besondere Anwendung des
demMonotyp unterliegendenPrincips hingewiesen, welche
bis jetzt meines Wissens nur von zwei Künstlern gemacht
worden ist, die aber vielleicht auch anderen verlockend
scheinen möchte. In Band XXI auf p. 40 seines „Peintre-
Graveur" beschreibt Bartseh, ausser Castiglione's eigent-
lichen Monotypen, auch noch eine ähnliche Gattung der
Arbeiten dieses Künstlers. Zur Herstellung derselben
„skizzirte Castiglione die Umrisse seiner Bilder in röthlicher
Ölfarbe und machte davon einen Gegendruck auf Papier,
welcher einer breit in rother Kreide ausgeführten
Zeichnung sehr ähnlich sah. Nachdem diese Umrisse aus
dem Papier gehörig trocken waren, fügte er die Schatten
und Lichter hinzu und stellte so mehr oder weniger
vollendete Zeichnungen her." Auf ähnliche Weise, jeden-
falls aber ohne irgendwelches Wissen von Castiglione's
Arbeiten, stellte William Blake, der geniale, wenn auch
geistig gestörte englische Visionär und Künstler, seine
„Farbendrucke" her. „Blake", erzählt Gilchrist, nach
Jatham, in seinem Leben Blake's, 2. Ausg., I, p. 421,
„nahm, wenn er seine Ölfarbendrucke herstellen wollte, ein
Stück gewöhnlicher dicker Pappe und führte darauf seine
Zeichnung breit und dick in irgend einer Druckerfarbe
oder Ölfarbe aus. Darauf malte er mit Ölfarben von solcher
Beschaffenheit, dass sie sich gut in einander verarbeiten
liessen. Er malte rauh und rasch, so dass keine Farbe Zeit
hatte zu trocknen. Alsdann machte er seinen Abdruck auf
Papier und diesen Abdruck übermalte er in Wasserfarben.
Wollte er weitere Abdrücke machen, so retouchirte er
seinen Umriss auf der Pappe. Er bediente sich dieses
Verfahrens, weil er jeden Abdruck anders behandeln
konnte, und da jeder etwas Zufälliges an sich hatte, so
konnte er auch jedem ein verschiedenes Aussehen geben.
Der Charakter des Zufälligen in ihrer Erscheinung war
sehr anziehend."
Man sieht, dass der Zweck dieser „Farbendrucke"
ein anderer war, als der der Monotypen. Diese sollen
womöglich fertig sein, wie sie aus der Presse kommen,
ohne weiterer Retouchen zu bedürfen. Blake's und auch
Castiglione's Drucke sollten nur als Basis dienen zu
weiterer Ausführung. Dabei hatte Blake's Gewohnheit,
das
sein
,****
Pro-
liches Wischen der Platte, Stehenlassen der Schwärze hier,
Fortnehmen dort u. s. w. lallen (ich Effecte erzielen, die auf
andere Art nicht zu erreichen sind. Die alten Künstler nun,
denen das Aufziehen noch unbekannt war, waren ganz
und gar auf das Wischen angewiesen. Von diesem Ge-
sichtspunkte aus betrachtet, könnte man Rembrandt als
den ersten uns bekannten Monotypisten bezeichnen. Er
wusste mittelst der Schwärze auf der Platte wunderbare
Esfecte zu erzielen, die keineswegs in der geätzten oder
mit der trockenen Nadel gearbeiteten Zeichnung lagen,
welche auf der Platte ausgeführt war. Ich kenne einen
Abdruck seines „St. Franziscus im Gebet", B. 284 (im
Besitze des Herrn Theodor Juvin in Oswego, A. Y.), der
aussieht, als ob er getuscht wäre, auf dem man aber
deutlich die Spuren des Lappens erkennt. Hier bildet
jedoch die Zeichnung in Strichen immer noch die Basis,
während das reine Monotyp aller solcher Vorzeichnung
entbehrt. Der Erste, der derartige Drucke lieferte, war, so
weit wir jetzt wissen, Benedetto Castiglione (1616—1670),
wiederum ein Radirer und, wie gewöhnlich angegeben
wird, ein Nachahmer Rembrandt's, wenn freilich auch ein
„Nachahmer" sonderbarer Art. Man kann sich recht gut
denken, dass er bei seinen Verslachen, Rembrandt'sche
Effecte zu erlangen, endlich auf denGedanken kam, Bilder
in Druckerschwärze auf derPlatte herzustellen, ohne irgend
welche vorhergehende Vorzeichnung. Die Resultate, die er
auf solche Weise erzielte, finden sich noch heute in der
Albertina zu Wien und werden von Bartseh, „Peintre-
Graveur" XXI, p. 39, folgendermassen beschrieben: „Man
findet manchmal Blätter von B. Castiglione, die wie
Aquatinta aussehen; da aber dieses Verfahren zu seiner
Zeit noch nicht erfunden war, so mussen diese Drucke auf
eine andere Weise gemacht worden sein. Wir glauben,
dieses Verfahren aus der Art und Weise, wie die Drucke
hergestellt sind, erkannt zu haben. Unserer Meinung nach
hat Castiglione eine polirte Kupferplatte dick mit Ölfarbe
bedeckt und hat dann mit einem hölzernen Griffel die
Farbe, je nach Bedürfnis, in den Halbtönen und Lichtern
weggenommen. Nachdem die Platte derart behandelt
war, liess er dieselbe auf gewöhnliche Weise auf Papier
abdrucken. Nach diesem Verfahren hergestellte Abdrücke
mussen natürlich Unica sein, da die Schwärze durch das
Papier ganz von der Platte abgehoben wird und daher
keinen zweiten Druck geben kann. Es verhält sich daher
mit diesen Stücken des Castiglione wie mit den mit
Schwärze chargirten Drucken Rembrandt's, von welchen
diese Castiglione'schen gewissermassen Nachahmungen
sind." Wegen weiterer Details, betresfend solche Rem-
brandt'sche Drucke, verweist Bartseh auf seinen Rembrandt-
Katalog, p. XXXVIII.
Ähnlich wie Rembrandt hat wohl jeder Radirer, der
seine Platten selbst druckte, Experimente mit dem Wisch-
lappen gemacht, wenn das Endresultat auch nicht immer
Monotypen waren. So hat z. B. der französische Radirer
Vicomte Lepic vor mehreren Jahren eine ganze Reihe von
Abdrücken einer radirten Landschaft veröffentlicht, deren
jedes einen anderen Efsect zeigt — Winter, Sommer,
Morgen, Mondschein, Feuereffect u. s. w. Und auf dem-
selben Wege sind auch die amerikanischen Radirer Chase
und Walker endlich bei dem Monotyp angelangt. Ich
erinnere mich noch sehr gut, wie eines Nachmittags in
Chase's Atelier von dem Drucken von Radirungen mit
Aufziehen, Tonwischen und allen sonstigen „Hindernissen"
die Rede war. „Da brauchte man ja zuletzt gar nichts
mehr auf die Platte zu radiren, sondern könnte gleich ein
Bild darauf wischen", warf einer der an der Discussion
Betheiligten hin, und bald darauf stellte Chase sein erstes
„Monotyp" aus, aber freilich noch nicht unter dieser
Benennung.
Es sei hier noch auf eine besondere Anwendung des
demMonotyp unterliegendenPrincips hingewiesen, welche
bis jetzt meines Wissens nur von zwei Künstlern gemacht
worden ist, die aber vielleicht auch anderen verlockend
scheinen möchte. In Band XXI auf p. 40 seines „Peintre-
Graveur" beschreibt Bartseh, ausser Castiglione's eigent-
lichen Monotypen, auch noch eine ähnliche Gattung der
Arbeiten dieses Künstlers. Zur Herstellung derselben
„skizzirte Castiglione die Umrisse seiner Bilder in röthlicher
Ölfarbe und machte davon einen Gegendruck auf Papier,
welcher einer breit in rother Kreide ausgeführten
Zeichnung sehr ähnlich sah. Nachdem diese Umrisse aus
dem Papier gehörig trocken waren, fügte er die Schatten
und Lichter hinzu und stellte so mehr oder weniger
vollendete Zeichnungen her." Auf ähnliche Weise, jeden-
falls aber ohne irgendwelches Wissen von Castiglione's
Arbeiten, stellte William Blake, der geniale, wenn auch
geistig gestörte englische Visionär und Künstler, seine
„Farbendrucke" her. „Blake", erzählt Gilchrist, nach
Jatham, in seinem Leben Blake's, 2. Ausg., I, p. 421,
„nahm, wenn er seine Ölfarbendrucke herstellen wollte, ein
Stück gewöhnlicher dicker Pappe und führte darauf seine
Zeichnung breit und dick in irgend einer Druckerfarbe
oder Ölfarbe aus. Darauf malte er mit Ölfarben von solcher
Beschaffenheit, dass sie sich gut in einander verarbeiten
liessen. Er malte rauh und rasch, so dass keine Farbe Zeit
hatte zu trocknen. Alsdann machte er seinen Abdruck auf
Papier und diesen Abdruck übermalte er in Wasserfarben.
Wollte er weitere Abdrücke machen, so retouchirte er
seinen Umriss auf der Pappe. Er bediente sich dieses
Verfahrens, weil er jeden Abdruck anders behandeln
konnte, und da jeder etwas Zufälliges an sich hatte, so
konnte er auch jedem ein verschiedenes Aussehen geben.
Der Charakter des Zufälligen in ihrer Erscheinung war
sehr anziehend."
Man sieht, dass der Zweck dieser „Farbendrucke"
ein anderer war, als der der Monotypen. Diese sollen
womöglich fertig sein, wie sie aus der Presse kommen,
ohne weiterer Retouchen zu bedürfen. Blake's und auch
Castiglione's Drucke sollten nur als Basis dienen zu
weiterer Ausführung. Dabei hatte Blake's Gewohnheit,