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Chronik für vervielfältigende Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3765#0031
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Dann stimmt auch das Wert „früherrn", denn zweifelsohne hat Er wein
1460 das Münzmeisteramt aufgegeben und ist weg, vielleicht in seine
Heimat gezogen; in der That finden wir ihn erst im December 1469
wieder in Neustadt. Diese Beobachtung stimmt allerdings auffallend zu
denForschungsergebnisfen über die Thätigkeit des Meisters E.S. von 1466.
Auch engere freundschaftliche Beziehungen, die ja auch verwandtschaft-
liehe sein konnten, zu _____.________
einem Maler, der überdies
ein Züricher ist, mussen
uns ausfällig erscheinen.
Im Jahre 1469 fin-
den wir Erwein vom Steg
von neuem wieder als
Münzmeister zu Neustadt
angesleht. Am 3. Decem-
ber dieses Jahres gibt die
Regierungdem Neustädter
Stadtrathe bekannt, dass
der Kaiser sseh vorgenom-
men habe, durch Erwein
vom Steg eine neue Münze
schlagen zu lassen, über
welche er Bürgerin-elster
und Rath zu Auffehern
bestimmt habe. Letztere
mögen die nothigen Pro-
birer und Elsen grab er be-
stellen und daraus sehen,
dass kein Mangel an der
Münze gefunden werde.
(Arch.Neust.Scr.E.159.1.)
Man wird diese Verfügung
leicht mit der damaligen
Münzverscblechterung,
der Zeit der „Schinder-
linge " in Verbindung
bringen, aber sonderbar
muss uns erscheinen,dass,
wenn Erwein vom Steg
wirklich, wie von Wurz-
bach annimmt, ein Siegel-
schneider gewesen ist, der
Rath von Neustadt beauf-
tragt wird, „Eisengraber"
zu bestellen, dazu wäre
doch der Fachmann selbst
die geeignetste Person-
lichkeit gewesen.
Von dem vermünz-
ten Metalle erübrigte ein
gewisser Betrag, der soge-
nannte „Schlagschatz",
der dem Landesfürsten
gehörte. Bei der häufigen
Geldnoth des Kaisers
Friedrich III. wardieser oft
nicht im Stande die Aus-
zahlung zu erwarten und musste den Münzmeister auffordern, meistens
im Vorhinein Auszahlungen zu machen. So folgen sleh auch in der Reihe
eine Anzahl von derlei Ausforderungen des Kaisers wie am 2. Jänner
1470 an Linhart Harrer um 300 Gulden zur Bezahlung des Soldes, am
15. März 1470 an Christof von Spaur um 26 Pfund Pfennige, um die
Thorschützen in der Burg zu Neuftadt zu bezahlen, am selben Tage
um 12 Pfund Psennige zur Erhaltung des Hosstaates der Erzherzogin,
am 17. September desselben Jahres um 21 Pfund Psennige 3 Schillinge
zur Zehrung der polnischen Botschaft. Und nun reiht sich hier jene


Die Gioconda von Lior
(Aus Müntz, Histoiro de 1

Urkunde ein, welche A. von Wurzbach Anlass zur Annahme gegeben
hat, Erwein vom Steg sei derjenige, welcher den Entwurf zum Grabmale
des Kaisers Friedrich III. geliefert hat. Sie ia zu Graz vom 26. November
1470 datirt und enthält nichts als eine Anweisung für Peter Musica (sie!
Pusica) Steinmetz an Erwein vom Steg über 150 Talente „zu notdurften
seiner gnaden paw", eine gleiche Anweisung erhielt der Steinmetz Sigm.
„ . . . ,i.,,,| . ,l„ ■ .i .......ll-,.F,.rr,t1„mi,.,.. Mtmann (St A.Mscr417
^"'i'1""1' i|:' "^ ': ":' s':':J hl ' Fol. 180. Jahrb. Reg. 134.)
i, ■, k, ■ '' Nun ist hier die Aufklä-
, ;!;'. rung für denjenigen, der
das Neustädter Archiv
naher kennt, sehr leicht.
Peter von Pusica und
Sigmund Altmann waren
beide als Meister am Baue
der Vorderseite der Burg
mit der Marienkapelle
(heute Georgskapelle) be-
schäftigt, welche Arbeit
stets mit „Seiner Gnaden
Bau" bezeichnet wurde,
wo das Grabdenkmal in
Urkunden erscheint, wird
selbes immer mit „Seiner
Gnaden Grab" angeführt.
Erwein erscheint hier nun
wieder als Vorstrecker
einer Summe aus dem
Schiagschatze und ist gar
nichts weniger als „an
einem Bau beschäftigt"
gewesen, damit entfallen
auch alle Vermuthungen
in kunsthistorischer Rich-
tung, die A. von Wurz-
bach an diesen Wortlaut
geknüpft hat.
Mit der oberwähn-
ten Urkunde schliessen
alle Nachrichten, welche
Erwein unmittelbar be-
treffen. Er selbst scheint
Anfangs des Jahres 1473
sein Münzmeisteramt er-
neuert niedergelegt zu
haben, denn am 24. Mai
dieses Jahres stellt Hans
vom Steg von Marchburg
dem Kaiser Friedrich III.
einen Revers aus, dass er
als Münzmeister zu Neu-
stadt bis auf Widerruf die
Gulden und Pfennige nach
der Vorschrift münzen
und von hundert je zwei
Gulden und von jedem
Guss zwanzig Pfennige
ben wolle. (St. A. — Boeheim Chron. I.

:ardo da Vinci im Louvre.
art pendant la renaissance.l

als Schlagschatz dem Kaiser
164. - Chmel Reg. 6722.)
Wir stehen hier wieder vor einem neuen Räthsel. Ein Angehöriger
der Familie vom Steg, ohne Zweifel der ehemalige Münzmeister von
Wien wird durch den Ort seiner Herkunft bezeichnet; aber wo ist dieses
Marchburg? Wir suchten es anfänglich bei Zürich, wo thatsächlich ein
kleines, in den Zürichersee mündendes Thal noch heute ,,in der March"
genannt wird. Wir wendeten uns an dortige Freunde um nähere Aus-
kunft. Dr. Theodor von Liebenau war so gütig, uns zu erwidern, dass

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