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Chronik für vervielfältigende Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3765#0051
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Neuigkeiten des Buch- und Kunst handeis.

M. Die Meisterwerke der königlichen Gemäldegalerie im Haag.
Photogravüre-Prachtwerk mit erläuterndem Text von A. Bredius.
München. Frans Hanfstängl. Kunstverlag. — Holland ist lange zurück-
geblieben in der Veröffentlichung von Galeriewerken. Während die
übrigen Galerien Europas schon Iängst in Stich oder Lithographie ihre
grössten Schätze vervielfältigt hatten, Randen zur Kenntnis unterer
Museen nur einige mangelhafte Publicationen zu Dienste.
Ein Werk dieser Art ist das von 1826 bis 1830 von dem damaligen
Direktor Steengracht herausgegebene Sammelwerk der Haager Galerie
mitUmrissstichen. Die von 1828 bis 1833 herausgegebenen Lithographien
von Desguerrois von derselben Galerie, waren allerdings eine weit

nicht gerade zum Vortheil. Dazu kommt, dass der Büderbestand in einem
Gebäude aufgestellt ist, das zwar für den Zweck gebaut ist, doch dessen
viele Mängel nur allzugut bekannt sind.
Die Sammlung im Mauritshuis dagegen möchten wir eine Antho-
logie der holländischen Kunst nennen, Fast nur Perlen ersten Ranges sind
zur Aussüllung gelangt. Die meiden Bilder sind Kabinetsstücke, die einst
die Wohnhäuser unserer Patrizier im siebzehnten Jahrhundert geschmückt
haben; sie hängen hier nun wieder in einer Privatwohnung. Die äusserst
geschickte Ausnützung der Räume des alten gräflichen Schlosses erhöht
nicht wenig den gemüthlichen Eindruck, den ein Besuch im Mauritshuis
auf jeden vorurteilsfreien Besucher macht. Von den Schätzen dieser


Jacob Wimfelmg's Schrift „De side coneubinarum".
Holzschnitt von Lud wig Hohen wan g.
(Meisierholzscbnitte aus vier Jahrhunderten.)

erfreulichere Erscheinung, jedoch sür die jetzigen Bedürfnisse eben-
sowenig genügend. Mit dem Ryks-Museum in Amsterdam hat Dr. Bredius
den Anfang gemacht, in Bild und Wort das bedeutendste zu zeigen, was
wir noch an Kunstwerken besitzen. Hierin vortresflich unterstützt von
Hansstängl in München, wurde ein Werk geschaffen, das in der äusseren
Form sich mit jedem andern derartigen Werke mesfen kann, und dazu in
wissenschaftlicher Bedeutung die meisten übertrifft.
Ein würdiges Gegenfiück zum Amsterdam'schen Museum ist die
Königliche Galerie in Haag. Ein würdiges Pendant sollte darum auch dem
ebengenannten Prachtwerke geschaffen werden.
Welch' ein Unterschied zwischen dem Ryks-Museum in der Haupt-
stadt und dem Mauritshuis in der Residenz! Hier eine Fülle von alt-
holländisehen Bildern, wie man sie sonlt nirgends in der Welt beisammen
sseht, dort nur eine kleine Sammlung. Und doch hat diese kleine
Sammlung so viele Vorzüge über die weit grössere in Amsterdam! Die
Vermehrung der Sammlung in Amsterdam geschieht seit Jahren systema-
tisch, und der Endzweck soll sein, alle Meister durch ein oder mehrere
Bilder vertreten zu haben. Diese Anhäusung von Bildern zweiten und
dritten Ranges ist für den Kunsthistoriker hochwichtig, jedoch für das
kunstsinnige Publikum wirkt es ermüdend und gereicht den Hauptwerken

Galerie haben nun Bredius und Hanfstängl ein ähnliches Prachtwerk
herausgegeben, wie die Publication des Ryks-Museums. Ähnlich aber
nur in der vortrefflichen Ausstattung des Buches und in der Vorzüglich-
keit der Hanfstangl'schen Photogravüren. Denn die Behandlung des
Textes musste eine ganz andere sein.
Bekanntlich hat Dr. Bredius in seinem Amsterdam'schen Werke
eine Art holländische Kunstgeschichte geliefert, und nur die Illustrationen
erinnern an den Bestand des Amsterdam'schen Museums. Hier war das
nicht möglich. Die ganze Galerie im Haag ist ja nur eine im Lause der
Jahre vergrößerte Privatsammlung, bei deren Erwerbung man sich von
rein ästhetischen, fast nie von kunsthistonsehen Gründen hat führen lassen.
Darum konnte hier nur eine Ährenlese gegeben werden. Die Wahl
war eine vorzügliche. In bunter Reihe werden fünfzig der bedeutendsten
Bilder vorgeführt, und bei jedem betreffenden Maler gibt der Verfasser
eine Causerie. Nur einer, der so wie er begeistert ist für untere Altmeister,
versteht es, immer wieder Neues über denselben Gegenstand zu sagen.
Die zwei bedeutendsten Sammlungen sind nun in gediegenster
Weise dem entferntwohnenden kunstsinnigen Publicum eröffnet. Die
Herausgeber mögen nun noch eine Wahl treffen aus den kleineren
ösfentlichen Sammlungen Hollands, und damit wäre dann ein drittes

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