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Parello, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Regensburg und der Oberpfalz: ohne Regensburger Dom — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 13,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52874#0347
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EHEMALS SPEINSHART • PRÄMONSTRATENSERKIRCHE

Die Verglasung der Speinsharter Klosterkirche ist vollständig verloren. Erhalten ist jedoch die getreue Nachzeichnung
eines Wurzel-Jesse-Fensters, auf deren Grundlage Aussagen zur Einordnung der ehemaligen Verglasung möglich sind.
Die Bedeutung der Kopie für das Verständnis der Regensburger Glasmalerei der Hochgotik ist nicht hoch genug ein-
zuschätzen, sodass Speinshart als Standort an dieser Stelle - und nicht im Anhang - behandelt werden soll.
Bibliographie: Schuegraf, I, 1847, S. 218-220 und Anm. 222 (interpretiert die gezeichnete Kopie des Wurzel-
Jesse-Fensters als originale Vorlage für das Achsenfenster der ehemaligen Klosterkirche und sieht im inschriftlich
überlieferten Stifter Otto Greslin aus Regensburg den ausführenden Glasmaler); Niedermayer 1857, S. 36, 273 (folgt
Schuegraf 1847); Mayer 1862, S. i6f. (wie Schuegraf 1847); Lotz 1863, S. 411 (»Scenen aus dem Leben Mariä
von Bruder Otto, genannt Greslin von Regensburg«); Sighart 1863, S. 411 (folgt Schuegraf 1847); Walderdorff
4i8y6, S. m (Skizze zu einem Glasgemälde von Bruder Otto dem Greslin); Oidtmann 1897 (zitiert Schuegraf
1847, zieht jedoch die Vorstellung, es handle sich um einen mittelalterlichen Originalentwurf, in Zweifel); Oidt-
mann 1898, S. 290, 317 (der Regensburger Glasmaler Otto, genannt Greslin, war vielleicht Lehrer und Meister des
Wenceslaus lectory, Scheglmann 1908, S. 353E (folgt Schuegraf 1847); Hager 1909, S. 129 (der Glasmaler Otto
Greslin wurde aufgrund einer falschen Übersetzung der Stifterinschrift in die Kunstgeschichte eingeführt, was zu
streichen sei); Schmitz 1913, I, S. 25, Anm. 2 (sieht in der Farbskizze irrtümlich ein frühes Beispiel für die Kom-
position von Großmedaillonfenstern; Vergleich mit den Chorfenstern von Königsfelden); Schinnerer 1914, S. 205
(der Laienbruder und Glasmaler Otto Greslin war möglicherweise auch an den Glasmalereien des Domes der ersten
Periode beteiligt); Fischer 2 * 4i937, S. 79 (zitiert Schinnerer 1914); Elsen 1940, S. 33-36, Taf. 52c (die unverkennbare
rheinische Kompositionsform gehe auf den aus Köln stammenden Auftraggeber Volkwin zurück; das Fenster stam-
me vom Meister des Sippenfensters im Regensburger Dom); Wentzel 219 $4, S. 32 (möchte in der Nachzeichnung ein
Werk des späteren 13. Jahrhunderts sehen, in dem sich die erste Begegnung mit gotischer Malerei zeige; Inschrift und
Datierung sind auf spätere Veränderungen zurückzuführen); Hartig 219 56, S. 2 (datiert das verlorene Apsisfenster
fälschlich in das Jahr 1323); Motyka 1972, S. 12 (Beschreibung); Hubel 1981, S. 20 (Werkstatt des Nothelferfensters
nord VIII im Regensburger Dom); Fritzsche 1985 (aus der Regensburger Domwerkstatt des jüngeren Nothelferfens-
ters um 1330); Laipple-Fritzsche 1989a, S. 263 (Arbeit einer auch für Chammünster, Seligenporten und Nabburg
tätigen Werkstatt); Peter Morsbach, in: Kat. Ausst. Regensburg 1989, S. 252L (datiert die Kopie um 1690 und folgt
Fritzsche 1985); Doris Gerstl, in: Kat. Ausst. Speinshart 1996, S. 38 und Abb. 16 (folgt Fritzsche 1985); Fitz
2003, S. 94 (verweist vor dem Hintergrund der retrospektiven Ikonographie in der Marienkapelle des Halberstädter
Doms auf das Speinsharter Beispiel).
Geschichte des Baues: Der kinderlose Reichsgraf Adelvolk und seine Gattin Reitz schenkten den Prämonstraten-
sern im Jahr 1145 ihre Besitzungen um Speinshart zur Errichtung eines Klosters1. Die ersten Chorherren kamen aus
Wilten bei Innsbruck und ließen sich an der Stelle eines älteren adligen Ansitzes nieder. Kaiser Friedrich I. verpflich-
tete sich, das Kloster der allerseligsten Jungfrau mit all seinen Gütern und Besitzungen zu schützen und sicherte sich
hierfür das Vogteireicht. Der hohe Adel zählte zu den großzügigen Gönnern der Niederlassung. Im 15. Jahrhundert
erhielt Propst Jordan von Neuseß das Amt des Generalinquisitors über die Prämonstratenserklöster in den östlichen
Ländern. Auf dem Generalkapitel in Saint-Quentin erhielt sein Nachfolger die Würde eines Abtes von Speinshart.
Kurfürst Ottheinrich verbot die Ausübung der katholischen Religion und ließ das das Kloster 1556 auf heben. Unter
dem Bayernherzog Maximilian übernahmen die Jesuiten, später die Benediktiner die Abtei. Im Jahr 1669 gelangte das

1 Zur Gründungsgeschichte s. Machilek 1995. Zur Geschichte des
Klosters im Folgenden Eder 1868.
2 Kat. Ausst. Speinshart 1996, Nr. 2.5.2. (um 1670) und Abb. 17.
StA Amberg, Bausachen, Rep. 17, Fasz. 1, Nr. 6. Zitiert nach Hager
1909,S.130.
4 Heidenreich/Sandor 1997.

5 Machilek 1995, S. 29-32 mit Abb. 4.
6 Schuegraf, I, 1847, S. 220. Die bloße Vermutung Schuegrafs,
wonach die Zeichnung 1804 bei Aufhebung des Klosters von einem
Händler erworben worden war, wandelte sich bei Elsen 1940, S. 33,
zur Gewissheit.
 
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