EDELSFELD • PFARRKIRCHE ST. STEPHAN
Bibliographie: Lauter 1893, S. 83 (identifiziert das Wappen Breitenstein in einem Chorfenster der Kirche); Hager/
Lill 1910, S. 22L, 127 (detaillierte Beschreibung der Verglasungsreste in den Chorfenstern, jedoch mit fehlerhafter
Bestimmung der Wappen).
Gegenwärtiger Bestand: In den Couronnements von vier Maßwerkfenstern des spätgotischen Chores haben sich
mittelalterliche Verglasungsreste - eine figürliche Darstellung und drei Wappenscheiben - erhalten (Abb. 35—39)-
Geschichte des Baues: Der gegen Mitte des 12. Jahrhunderts errichtete, im Kern noch erhaltene Saalbau besaß
ursprünglich eine halbrunde, im Jahr 1991 ergrabene Apsis. Anstelle des romanischen Chores wurde um 1498 ein
einjochiger polygonaler Chor mit südlich angebauter Sakristei errichtet (Fig. 88f.). Das auf fünf Seiten eines Achtecks
schließende Polygon ist mit Strebepfeilern und einem tief sitzenden Kreuzrippengewölbe versehen. In den Wandab-
schnitten sitzen durchgängig zweibahnige Fenster mit reichen Maßwerkformationen. Den Übergang vom Chor zum
gleich breiten Kirchenschiff markiert ein leicht gespitzter Chorbogen. Im romanischen Langhaus wurden um 1800
die Fensteröffnungen vergrößert und eine Flachtonne eingezogen. An der Südseite befindet sich der alte, durch einen
späteren Turmanbau versperrte Zugang zur Kirche, dessen Bogenfeld mit Flachreliefs verziert ist. Die Kirche wurde
zuletzt in den 1970er- und I98oer-Jahren 1883, 1946 und 1986 renoviert1.
Das oberpfälzische Geschlecht der von Breitenstein besaß 1480 das Patronatsrecht über die Pfarrei Edelsfeld2. Die
1666 erloschene Familie war eine Seitenlinie der Stain zu Hilpoltstain und hatte die Burgen von Breitenstein und Kö-
nigstein in ihrem Besitz3. Mehrere für den Chor der Kirche in Edelsfeld überlieferte Grabdenkmäler der Breitensteiner
zeugen von diesen Rechts- und Besitzverhältnissen4.
Geschichte der Verglasung: Möglicherweise war die Errichtung eines barocken Altares im Jahr 1687 der An-
lass dafür, die Glasmalereien in den Lanzetten zur Aufhellung des Chorraumes zu entfernen5. Zwei Wappenfelder
wurden vermutlich in diesem Zusammenhang in die Maßwerköffnungen versetzt. Die von Hager/Lill 1910 be-
schriebene, offenbar vor Kriegsende noch vorhandene Rundscheibe einer Maria mit Kind muss bedauerlicherweise als
verloren gelten6. Eine ältere Instandsetzungsmaßnahme blieb auf das Flicken von Fehlstellen durch blanke Glasstücke
beschränkt; im Zuge einer jüngeren Restaurierung wurden die Mörtelablagerungen und außenseitigen Korrosions-
schichten stellenweise mechanisch entfernt7. Die florale Farbverglasung sämtlicher Kopfscheiben im Chor ist modern.
Erhaltung: Die wenigen Reste mittelalterlicher Glasmalereien befinden sich - nicht zuletzt aufgrund mangelnder
Fürsorge - in einem bedauernswerten Zustand. Ein Vergleich mit der Fotodokumentation aus der Zeit der Kriegsber-
gung offenbart den Verlust der federartig feinen Zeichnung und auch der Halbtonbemalung während der vergangenen
70 Jahre. Die violetten Randstreifen der beiden Wappen haben ihre Transparenz vollkommen eingebüßt, auch Blau
und das ursprünglich hellbraun getönte Glas sind stark verbräunt; nur rote, gelbe und farblose Gläser erwiesen sich
gegenüber den Witterungseinflüssen als resistenter. Da die Felder ausgesprochen grob in die zu großen Maßwerköff-
nungen eingeputzt waren, führte dies beim letzten Ausbau vor allem im Randbereich zu Zerstörungen. Die Scheiben
haben ihr originales Bleinetz weitgehend bewahrt.
Rekonstruktion, ikonographisches Programm: Die Überlegungen zur Rekonstruktion der Chorverglasung
müssen sich auf die Frage der Verteilung der vorhandenen Verglasungsreste beschränken. Während sich die Maß-
1 Dehio 22oo8, S. 136.
2 Suttner 1879, S. 2.
3 Zum Geschlecht derer von Breitenstein s. Schwemmer 1965.
4 Lauter 1893, S. 89.
5 Hager/Lill 1910, S. 22. Anstelle des barocken Retabels befin-
det sich heute ein einfacher Blockaltar mit dahinter aufragendem
Kreuz.
6 Ebenda, S. 23. Auf der Kriegsbergungsaufnahme der Anna-
Selbdritt-Scheibe befindet sich ein rückseitiger Vermerk von Hans
Wentzel: Ganz kleines Scheibchen, Maria mit Kind. Glas 'verdorben H.
0,165, Br- °>12 m- Gelblich mit Schwarzlot, ziemlich grobe Zeichnung,
Ende 15. Jh. Nicht aufgenommen. Archiv des CVMA Freiburg i. Br.
7 Dies geht aus dem Vergleich älterer und jüngerer In-situ-Aufnah-
men hervor.
Bibliographie: Lauter 1893, S. 83 (identifiziert das Wappen Breitenstein in einem Chorfenster der Kirche); Hager/
Lill 1910, S. 22L, 127 (detaillierte Beschreibung der Verglasungsreste in den Chorfenstern, jedoch mit fehlerhafter
Bestimmung der Wappen).
Gegenwärtiger Bestand: In den Couronnements von vier Maßwerkfenstern des spätgotischen Chores haben sich
mittelalterliche Verglasungsreste - eine figürliche Darstellung und drei Wappenscheiben - erhalten (Abb. 35—39)-
Geschichte des Baues: Der gegen Mitte des 12. Jahrhunderts errichtete, im Kern noch erhaltene Saalbau besaß
ursprünglich eine halbrunde, im Jahr 1991 ergrabene Apsis. Anstelle des romanischen Chores wurde um 1498 ein
einjochiger polygonaler Chor mit südlich angebauter Sakristei errichtet (Fig. 88f.). Das auf fünf Seiten eines Achtecks
schließende Polygon ist mit Strebepfeilern und einem tief sitzenden Kreuzrippengewölbe versehen. In den Wandab-
schnitten sitzen durchgängig zweibahnige Fenster mit reichen Maßwerkformationen. Den Übergang vom Chor zum
gleich breiten Kirchenschiff markiert ein leicht gespitzter Chorbogen. Im romanischen Langhaus wurden um 1800
die Fensteröffnungen vergrößert und eine Flachtonne eingezogen. An der Südseite befindet sich der alte, durch einen
späteren Turmanbau versperrte Zugang zur Kirche, dessen Bogenfeld mit Flachreliefs verziert ist. Die Kirche wurde
zuletzt in den 1970er- und I98oer-Jahren 1883, 1946 und 1986 renoviert1.
Das oberpfälzische Geschlecht der von Breitenstein besaß 1480 das Patronatsrecht über die Pfarrei Edelsfeld2. Die
1666 erloschene Familie war eine Seitenlinie der Stain zu Hilpoltstain und hatte die Burgen von Breitenstein und Kö-
nigstein in ihrem Besitz3. Mehrere für den Chor der Kirche in Edelsfeld überlieferte Grabdenkmäler der Breitensteiner
zeugen von diesen Rechts- und Besitzverhältnissen4.
Geschichte der Verglasung: Möglicherweise war die Errichtung eines barocken Altares im Jahr 1687 der An-
lass dafür, die Glasmalereien in den Lanzetten zur Aufhellung des Chorraumes zu entfernen5. Zwei Wappenfelder
wurden vermutlich in diesem Zusammenhang in die Maßwerköffnungen versetzt. Die von Hager/Lill 1910 be-
schriebene, offenbar vor Kriegsende noch vorhandene Rundscheibe einer Maria mit Kind muss bedauerlicherweise als
verloren gelten6. Eine ältere Instandsetzungsmaßnahme blieb auf das Flicken von Fehlstellen durch blanke Glasstücke
beschränkt; im Zuge einer jüngeren Restaurierung wurden die Mörtelablagerungen und außenseitigen Korrosions-
schichten stellenweise mechanisch entfernt7. Die florale Farbverglasung sämtlicher Kopfscheiben im Chor ist modern.
Erhaltung: Die wenigen Reste mittelalterlicher Glasmalereien befinden sich - nicht zuletzt aufgrund mangelnder
Fürsorge - in einem bedauernswerten Zustand. Ein Vergleich mit der Fotodokumentation aus der Zeit der Kriegsber-
gung offenbart den Verlust der federartig feinen Zeichnung und auch der Halbtonbemalung während der vergangenen
70 Jahre. Die violetten Randstreifen der beiden Wappen haben ihre Transparenz vollkommen eingebüßt, auch Blau
und das ursprünglich hellbraun getönte Glas sind stark verbräunt; nur rote, gelbe und farblose Gläser erwiesen sich
gegenüber den Witterungseinflüssen als resistenter. Da die Felder ausgesprochen grob in die zu großen Maßwerköff-
nungen eingeputzt waren, führte dies beim letzten Ausbau vor allem im Randbereich zu Zerstörungen. Die Scheiben
haben ihr originales Bleinetz weitgehend bewahrt.
Rekonstruktion, ikonographisches Programm: Die Überlegungen zur Rekonstruktion der Chorverglasung
müssen sich auf die Frage der Verteilung der vorhandenen Verglasungsreste beschränken. Während sich die Maß-
1 Dehio 22oo8, S. 136.
2 Suttner 1879, S. 2.
3 Zum Geschlecht derer von Breitenstein s. Schwemmer 1965.
4 Lauter 1893, S. 89.
5 Hager/Lill 1910, S. 22. Anstelle des barocken Retabels befin-
det sich heute ein einfacher Blockaltar mit dahinter aufragendem
Kreuz.
6 Ebenda, S. 23. Auf der Kriegsbergungsaufnahme der Anna-
Selbdritt-Scheibe befindet sich ein rückseitiger Vermerk von Hans
Wentzel: Ganz kleines Scheibchen, Maria mit Kind. Glas 'verdorben H.
0,165, Br- °>12 m- Gelblich mit Schwarzlot, ziemlich grobe Zeichnung,
Ende 15. Jh. Nicht aufgenommen. Archiv des CVMA Freiburg i. Br.
7 Dies geht aus dem Vergleich älterer und jüngerer In-situ-Aufnah-
men hervor.