GEISLING • URSULAKAPELLE
Bibliographie: Sighart 1863, S. 642E (Erwähnung); Neumann 1878, S. 9 (Hinweis auf die von den Auern ge-
stifteten Glasgemälde der »Grabkapelle«); Mader 1910, S. 77 und Fig. 48k (die vier erhaltenen Figuren saßen ur-
sprünglich im Achsenfenster des Chores, das Wappen der Auer von Brennberg war zusammen mit weiteren Wappen,
darunter auch das Stammwappen der Auer, in den seitlichen Fenstern unter gebracht); Schinnerer 1914, S. 206-208
(identifiziert Wernt Auer als Stifter mehrerer Fenster im Regensburger Dom und führt die stilistischen Zusammen-
hänge mit den Geislinger Fenstern auf dessen Stiftertätigkeit für Geisling zurück); Röttger 1927, S. IX und Abb. 26k
(»Regensburger Provenienz, um 1380«); Elsen 1940, S. mf., 123, 151 undTaf. 64 (schließt im Vergleich mit dem Kreu-
zigungsfenster NORD VI im Querhaus des Regensburger Domes auf ein um 1365 entstandenes Frühwerk Heinrich
Mengers und leitet die charakteristische Ornamentik von südböhmischen Prachthandschriften ab); Wentzel 2i 954,
S. 45 (führt die Farbfenster von Geisling als ein Beispiel für den Umschwung vom Linien-Farben-Stil der Hochgotik
zum Räumlich-Plastischen der Spätgotik an); Frodl-Kraft 1972, S. 70 (führt den Figurentyp der Hl. Ursula in der
Pfarrkirche zu Gars-Thunau in Niederösterreich auf bayerische bzw. Regensburger Quellen zurück, wie sie in Wer-
ken wie der Hl. Barbara in Geisling anzutreffen sind); Motyka 1975, S. 148 (folgt Mader 1910); Fendl 1979, S. 3
(Erwähnung von Glasfenstern des 14. Jahrhunderts); Hubel 1981, S. 145, 151 (erkennt in der Ornamentik Ähnlich-
keiten mit dem Andreas-Bartholomäus-Fenster süd III des Regensburger Domes und sieht im dortigen Tabernakel-
Medaillon-Fenster süd XV das gleiche Regensburger Atelier am Werk); Schürer-von Witzleben 1982, S. 26 (die
Verglasung wurde von einem Gehilfen Mengers ausgeführt, der auch am Fenster des Marientods SUD III im Regens-
burger Dom beteiligt war); Dünninger 1985, S. 12 (die Familie der Auer stiftete auch Fenster für den Regensburger
Dom); Schulze 1986 (unrichtige Angaben zum Bestand); Fritzsche 1987,1, S. LXIf., LXVf., LXXIV, 165, 167-169,
193 und Textabb. 52 (folgt Elsen 1940 und erkennt darüber hinaus kompositionelle und figürliche Zusammenhänge
zum Andreas-Bartholomäus-Fenster); Laipple-Fritzsche 1989b, S. 135—139, Abb. 10 (erkennt im Tabernakelfenster
süd XIV des Regensburger Domes und im Franziskusfenster der Regensburger Minoritenkirche die Handschrift des
Geislinger Malers und schließt über Stilvergleiche mit Straßburger und Niederhaslacher Glasmalereien auf eine Wan-
derschaft Mengers im Elsass); Hoernes 2000, S. 105E (identifiziert den Ritterheiligen mit dem Hl. Wenzel und ver-
weist auf die besondere Tradition der Wenzelsverehrung bei den Auern); Hoernes 2001, S. 34k (wie Hoernes 2000);
Dehio 22oo8, S. 193 (»die einzigen spätgotischen Glasgemälde außerhalb Regensburgs«).
Gegenwärtiger Bestand: In drei von insgesamt sieben Fenstern der Ursulakapelle sind mittelalterliche Glasmale-
reien erhalten. Es handelt sich um Standfiguren von Heiligen im zweibahnigen Achsenfenster des Chores und in den
beiden einfachen Lanzettfenstern der Südseite, wobei drei der vier Figuren ihre Sockelfelder eingebüßt haben. Zum
Originalbestand zählen fünf Rechteckfelder, vier Kopfscheiben und eine Dreipassfüllung (Fig. 95k, 99k, Abb. 40-46.
Geschichte des Baues: Die Kapelle ist ein einfacher, flachgedeckter Saalbau, an den sich ein eingezogener quadratischer
Chor mit Kreuzrippengwölbe anschließt (Fig. 94). Der Schlussstein des Chores und der Stein der Eingangsschwelle zei-
gen das Auer’sehe Zinnenwappen1. Die Errichtung oder Umgestaltung der Kapelle geht offenbar auf die Initiative Wernt
Auers von Triftlfing zurück, der als Inhaber des Regensburger Hochstiftlehens von Geisling im Jahr 1365 je ein Benefi-
zium in die Ursulakapelle und die benachbarte Marienkirche stiftete2. Zusammen mit seiner Gemahlin Anna von Wil-
denstein hatte sich Wernt Auer (f 1375) vor dem Altar der Marienkirche begraben lassen3. Die Ursulakapelle war einst
1 Mader 1910, Fig. 47.
2 Matrikel 1863, S. 438. Wernt Auer von Triftlfing und seine Gemah-
lin Anna stifteten 1365 zwei Benefizien St. Katharina und St. Ursula.
Wöchentlich war hierzu eine Stiftsmesse am St.-Katharinen-Altar der
Pfarrkirche sowie monatlich eine Messe in der Schlosskapelle St. Ursula
zu lesen. Lipf 1838, S. 342, nennt hierfür fälschlich das Jahr 1385. Eine
erste Messstiftung hatte Wernt bereits im Jahr 1358 für die Marienkir-
che eingerichtet; Ried 1823, S. 557k Im Jahr 1489 wurde den Brüdern
Georg und Jodokus Zenger durch Erzbischof Heinrich von Regens-
burg ein Benefizium für das Seelenheil des Ritters Wernt Auer in
Form einer Messe in der Marienkirche zu Geisling bestätigt; den
Zengern und ihren Erben blieb das Patronatsrecht vorbehalten. Vgl.
hierzu Ried 1823, S. 569, und Auer von Welsbach 1862, S. 225L
3 Mader 1910, Fig. 46.
4 Mader 1910, S. 76, sah am Dachstuhl noch die Jahreszahl 1772, die
mit einer Wiederherstellung des Daches in spätbarocker Zeit Zusam-
menhängen dürfte. Zur letzten Restaurierung siehe: Jb. der bayeri-
schen Denkmalpflege 40, 1986, S. 490.
Bibliographie: Sighart 1863, S. 642E (Erwähnung); Neumann 1878, S. 9 (Hinweis auf die von den Auern ge-
stifteten Glasgemälde der »Grabkapelle«); Mader 1910, S. 77 und Fig. 48k (die vier erhaltenen Figuren saßen ur-
sprünglich im Achsenfenster des Chores, das Wappen der Auer von Brennberg war zusammen mit weiteren Wappen,
darunter auch das Stammwappen der Auer, in den seitlichen Fenstern unter gebracht); Schinnerer 1914, S. 206-208
(identifiziert Wernt Auer als Stifter mehrerer Fenster im Regensburger Dom und führt die stilistischen Zusammen-
hänge mit den Geislinger Fenstern auf dessen Stiftertätigkeit für Geisling zurück); Röttger 1927, S. IX und Abb. 26k
(»Regensburger Provenienz, um 1380«); Elsen 1940, S. mf., 123, 151 undTaf. 64 (schließt im Vergleich mit dem Kreu-
zigungsfenster NORD VI im Querhaus des Regensburger Domes auf ein um 1365 entstandenes Frühwerk Heinrich
Mengers und leitet die charakteristische Ornamentik von südböhmischen Prachthandschriften ab); Wentzel 2i 954,
S. 45 (führt die Farbfenster von Geisling als ein Beispiel für den Umschwung vom Linien-Farben-Stil der Hochgotik
zum Räumlich-Plastischen der Spätgotik an); Frodl-Kraft 1972, S. 70 (führt den Figurentyp der Hl. Ursula in der
Pfarrkirche zu Gars-Thunau in Niederösterreich auf bayerische bzw. Regensburger Quellen zurück, wie sie in Wer-
ken wie der Hl. Barbara in Geisling anzutreffen sind); Motyka 1975, S. 148 (folgt Mader 1910); Fendl 1979, S. 3
(Erwähnung von Glasfenstern des 14. Jahrhunderts); Hubel 1981, S. 145, 151 (erkennt in der Ornamentik Ähnlich-
keiten mit dem Andreas-Bartholomäus-Fenster süd III des Regensburger Domes und sieht im dortigen Tabernakel-
Medaillon-Fenster süd XV das gleiche Regensburger Atelier am Werk); Schürer-von Witzleben 1982, S. 26 (die
Verglasung wurde von einem Gehilfen Mengers ausgeführt, der auch am Fenster des Marientods SUD III im Regens-
burger Dom beteiligt war); Dünninger 1985, S. 12 (die Familie der Auer stiftete auch Fenster für den Regensburger
Dom); Schulze 1986 (unrichtige Angaben zum Bestand); Fritzsche 1987,1, S. LXIf., LXVf., LXXIV, 165, 167-169,
193 und Textabb. 52 (folgt Elsen 1940 und erkennt darüber hinaus kompositionelle und figürliche Zusammenhänge
zum Andreas-Bartholomäus-Fenster); Laipple-Fritzsche 1989b, S. 135—139, Abb. 10 (erkennt im Tabernakelfenster
süd XIV des Regensburger Domes und im Franziskusfenster der Regensburger Minoritenkirche die Handschrift des
Geislinger Malers und schließt über Stilvergleiche mit Straßburger und Niederhaslacher Glasmalereien auf eine Wan-
derschaft Mengers im Elsass); Hoernes 2000, S. 105E (identifiziert den Ritterheiligen mit dem Hl. Wenzel und ver-
weist auf die besondere Tradition der Wenzelsverehrung bei den Auern); Hoernes 2001, S. 34k (wie Hoernes 2000);
Dehio 22oo8, S. 193 (»die einzigen spätgotischen Glasgemälde außerhalb Regensburgs«).
Gegenwärtiger Bestand: In drei von insgesamt sieben Fenstern der Ursulakapelle sind mittelalterliche Glasmale-
reien erhalten. Es handelt sich um Standfiguren von Heiligen im zweibahnigen Achsenfenster des Chores und in den
beiden einfachen Lanzettfenstern der Südseite, wobei drei der vier Figuren ihre Sockelfelder eingebüßt haben. Zum
Originalbestand zählen fünf Rechteckfelder, vier Kopfscheiben und eine Dreipassfüllung (Fig. 95k, 99k, Abb. 40-46.
Geschichte des Baues: Die Kapelle ist ein einfacher, flachgedeckter Saalbau, an den sich ein eingezogener quadratischer
Chor mit Kreuzrippengwölbe anschließt (Fig. 94). Der Schlussstein des Chores und der Stein der Eingangsschwelle zei-
gen das Auer’sehe Zinnenwappen1. Die Errichtung oder Umgestaltung der Kapelle geht offenbar auf die Initiative Wernt
Auers von Triftlfing zurück, der als Inhaber des Regensburger Hochstiftlehens von Geisling im Jahr 1365 je ein Benefi-
zium in die Ursulakapelle und die benachbarte Marienkirche stiftete2. Zusammen mit seiner Gemahlin Anna von Wil-
denstein hatte sich Wernt Auer (f 1375) vor dem Altar der Marienkirche begraben lassen3. Die Ursulakapelle war einst
1 Mader 1910, Fig. 47.
2 Matrikel 1863, S. 438. Wernt Auer von Triftlfing und seine Gemah-
lin Anna stifteten 1365 zwei Benefizien St. Katharina und St. Ursula.
Wöchentlich war hierzu eine Stiftsmesse am St.-Katharinen-Altar der
Pfarrkirche sowie monatlich eine Messe in der Schlosskapelle St. Ursula
zu lesen. Lipf 1838, S. 342, nennt hierfür fälschlich das Jahr 1385. Eine
erste Messstiftung hatte Wernt bereits im Jahr 1358 für die Marienkir-
che eingerichtet; Ried 1823, S. 557k Im Jahr 1489 wurde den Brüdern
Georg und Jodokus Zenger durch Erzbischof Heinrich von Regens-
burg ein Benefizium für das Seelenheil des Ritters Wernt Auer in
Form einer Messe in der Marienkirche zu Geisling bestätigt; den
Zengern und ihren Erben blieb das Patronatsrecht vorbehalten. Vgl.
hierzu Ried 1823, S. 569, und Auer von Welsbach 1862, S. 225L
3 Mader 1910, Fig. 46.
4 Mader 1910, S. 76, sah am Dachstuhl noch die Jahreszahl 1772, die
mit einer Wiederherstellung des Daches in spätbarocker Zeit Zusam-
menhängen dürfte. Zur letzten Restaurierung siehe: Jb. der bayeri-
schen Denkmalpflege 40, 1986, S. 490.