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Parello, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Regensburg und der Oberpfalz: ohne Regensburger Dom — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 13,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52874#0132
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KALTENBRUNN • PFARRKIRCHE

Doch fängt ein zweites, einfacher profiliertes Pfeilerpaar dahin-
ter nun die rückseitige Bogenöffnung des verräumlichten und
reich diamantierten Nischengewölbes ab. Dieser Bogen um-
schließt einen Grund aus radierten Blattmustern. Das der Dal-
matik außenseitig aufgelegte Stoffmuster aus schräg verlau-
51 Ebenda, Abb. 354 (1-4).
52 Ebenda, Abb. 479 (4/50). Mit kegelförmiger Tiara und Knauf ist
auch die steinerne Petrusfigur am nordöstlichen Vierungspfeiler des
Doms bekrönt. Hubel/Schuller, IV, 2012, Abb. 2247.
53 Fritzsche 1987, II, Abb. 237 (Chor NORD IV, 3d). Fritzsche
schreibt das von Wernt Auer und seiner Gattin gestiftete Fenster der

fenden, mit Blattranken verzierten Bändern wurde auch im jün-
geren Epiphaniefenster des Regensburger Domchores benutzt53.
Der Abschnitt oberhalb des Arkadenbogens ist architektonisch
als Quadermauerwerk ausgeführt und geht in der Kopfscheibe in
ein mit Mönch- und Nonnenziegeln gedecktes Dach über.
CVMA T 5962, T 5963, Großdia T XIII/66
Menger-Werkstatt zu und sieht darin deren jüngste Arbeit für den
Dom (»um 1375«); Fritzsche 1987, I, S. 135L Wenn auch die Kompo-
sition in der großzügigen Anlage der Architektur an die Arbeiten der
Menger-Werkstatt anknüpft, so sprechen doch die technischen und
stilistischen Unterschiede entschieden gegen eine Identifikation dieses
Ateliers mit deren Werken.

KALTENBRUNN • PFARRKIRCHE ST. MARTIN

Bibliographie: Mader 1907, S. 58, 164 (Erwähnung zweier Kabinettscheiben im südlichen Chorfenster: Darstel-
lungen der Muttergottes mit Kind und des Hl. Ulrich, um 1520); Glöckner 1972, S. 106 (erwägt die Einbeziehung
von Teilen des Vorgängerbaues in den Neubau, verweist in diesem Zusammenhang auf die Rundscheiben); Glöck-
ner 1981, S. 141 (die Ulrichsscheibe erinnere noch an den ehemaligen Schutzpatron der Kaltenbrunner Pfarrkirche);
Dehio 22oo8, S. 251 (wie Mader 1907).
Gegenwärtiger Bestand: Im Chorfenster süd III befinden sich zwei Rundscheiben mit Darstellungen der Mutter-
gottes im Strahlenkranz und des Hl. Ulrich (Fig. 105, Abb. 47E).
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Als Teil des Gemeinschaftsamtes Parkstein-Weiden war Kalten-
brunn in der Zeit von 1421 bis 1714 gemeinschaftlicher Territorialbesitz der Markgrafen von Brandenburg und der
Kurfürsten von der Pfalz; der brandenburgische Anteil ging im Jahr 1505 an das neu gegründete Fürstentum Pfalz-
Neuburg über. Eine Kirche - ursprünglich dem Hl. Ulrich geweiht - wird erstmals im Freiheitsbrief Herzog Rudolfs
von Sachsen erwähnt (1344)1. Der bestehende Bau ist nach der großen Feuersbrunst des Jahres 1755 errichtet worden,
was aus der Jahreszahl 1756 über dem Nordportal zu erschließen ist. Das Langhaus ist ein prächtiger, von Vorhang-
fenstern durchlichteter Festsaal mit reicher Pilastergliederung und einer zweigeschossigen Empore im Westen. Der
eingezogene, auf drei Seiten geschlossene Chor greift die Wandgliederung des Schiffs auf und wird von einem Stich-
kappengewölbe überfangen. In seine Wandabschnitte sind mit Ausnahme der vermauerten Ostwand Segmentbogen-
fenster eingelassen. An der Chornordseite befindet sich ein massiver steinsichtiger Turm mit Zwiebelhaube, der im
Jahr 1773 vollendet wurde. Falls nicht Teile des spätmittelalterlichen Chores in den Neubau einbezogen wurden, wozu
Untersuchungen fehlen, wird man davon auszugehen haben, dass die spärlichen Verglasungsreste von dort in den neu-
en Chor übertragen worden sind.
Erhaltung: Beide Rundscheiben sind in eine moderne Blankverglasung eingelassen. Die Marienscheibe befindet sich
in einem guten Zustand, die Bemalung zeigt lediglich im figürlichen Bereich kleine punktförmige Ausbrüche. Demge-
genüber ist die Ulrichsscheibe durch schwerwiegende Verluste der Konturzeichnung in ihrer Lesbarkeit stark beein-
trächtigt; zudem verdeckt schwarze Lackfarbe, mit der das Bleinetz des Fensters gestrichen wurde, Teile der Mitra, des
Nimbus und der Krümme der Bischofsfigur; der Glasträger selbst ist unversehrt. Eine außenseitige Schutzverglasung
gibt es gegenwärtig nicht.

1 Glöckner 1972. Ulrich war auch Schutzpatron der nahe gelege-
nen Quelle, der die Siedlung ihren Namen verdankt.
 
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