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Die Kirche von Mölsheim, die seit i6o5 als Kathedrale gedient hatte, wurde der Stadt
Molsheim überlassen, das Hohe Kapitel und der Hohe Chor, die zusammen den Chor
der dortigen Kirche neuerbaut hatten, behielten sich aber das Eigenthumsrecht daran vor.
Der Bischof Franz Egon von Fürstenberg, der Nachfolger des Prinzen Leopold
Wilhelm seit 1663, war seitdem durch die Ungunst der Zeiten von Strassburg ferne
gehalten worden; jetzt kehrte er in das Elsass zurück und weihte das Münster am
21. Oktober r681 feierlich ein; am Tage darauf wurde darin das Domherrengebet wieder
aufgenommen. Am 23. Oktober hielt Ludwig XIV. seinen Einzug in Strassburg und am
folgenden Tage besuchte er das Münster, begleitet von der Königin, dem Kronprinzen
und der Kronprinzessin und seinem ganzen Hofe. Der Fürstbischof empfing ihn am
Portal, umgeben von seiner Geistlichkeit: bei dieser Gelegenheit richtete er an den
König eine Ansprache, die ganz den Umständen gemäss und des Bischofs würdig war,
die aber später entstellt und zur Grundlage unverdienter und lügenhafter Vorwürfe
gegen den Bischof gemacht wurde; vor Kurzem erst sind diese Angriffe auf ihren
wahren Werth zurückgeführt worden.
Er starb zu Köln am i. April 1682. Ihm folgte sein Bruder Wilhelm Egon, der
von dem Hohen Kapitel am 8. Juni desselben Jahres gewählt wurde.
Der Magistrat von Strassburg liess dem neuen Bischof am 7. Juli einen reich
in Gold und Silber gearbeiteten Kirchenschmuck überreichen, der aus dem Jahre i522
stammte. Der Kirchenfürst nahm das Geschenk dankbar an. Es war allem Anschein nach
ein Kunstwerk, das während der Reformationszeit in einem ausgehobenen Frauenkloster
beschlagnahmt worden war.
Wilhelm Egon gründete im Jahr i6g3 das Priesterseminar, dessen Leitung er
den Jesuiten anvertraute. Es wurde in den Gebäulichkeiten der ehemaligen Dechanei
und in drei Gebäuden eingerichtet, die sich über dem unmittelbar an das Münster
anstossenden Kreuzgang erhoben und von denen eines dem Hohen Chor, die beiden
anderen dem Hohen Kapitel gehörten. Der Bruderhof, den der Magistrat im Jahr 1687
dem Hohen Kapitel zurückgegeben hatte, wurde gleichfalls damit vereinigt. Alle diese
Grundstücke und Gebäulichkeiten zusammen umfassen die jetzigen Gebäude des Priester-
seminars und des Lyceums.
Der König von Frankreich schenkte dem Seminar die Güter der Abteien Seltz
und Walburg, die es bis zur Revolution besessen hat; dazu wurde noch die Pfarrei
Weyersheim dem Seminar einverleibt mit der Bestimmung, dass deren Einkünfte zum
Unterhalt der Bibliothek verwendet werden sollten. Das Hohe Kapitel aber wurde für
die Abtretung des Bruderhofs an das Seminar dadurch entschädigt, dass ihm der König
im Jahr 1713 das Priorat St. Peter zu Colmar verlieh.
In dem erwähnten Jahr 1687 liess man auch die vier Domherrenstellen eingehen,
die bis dahin in dem Besitze zweier Prinzen aus dem Hause Brandenburg und zweier

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