Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
WER HAT DAS MÜNSTER GEBAUT?


^amit sind wir bei der Baugeschichte der Facade und des Thurmes an-
te gelangt, denen unsere Kathedrale vor allem ihre Wehberühmtheit Ver-
ls dankt. Es lohnt sich aber, vorher noch die Frage zu untersuchen,
S welcher Antheil an diesem Denkmal im Einzelnen allen Denen zufällt,

die zu seiner Errichtung in der jetzigen Gestalt beigetragen haben.
Wie im Vorausgehenden näher ausgeführt ist, hat Bischof Wernher von Habsburg
das Verdienst, im Jahre ioi5 den Bau der romanischen Kathedrale unternommen zuhaben,
der dann von seinen Nachfolgern zu Ende geführt wurde. Man zählt deren sechs im u.,
neun im 12. und vier im i3. Jahrhundert. Unter diesen Letzteren wurden Chor und
Querschisf umgestaltet und die drei Langschiffe neu erbaut. Naturgemäss mussten sich
bei diesem Unternehmen die Bischöfe auf ihren Klerus stützen, der allein im Stande
war, ihnen die Mitwirkung der gläubigen elsässischen Bevölkerung zu sichern. Augen-
scheinlich haben dabei in erster Linie die Priester der nächsten Umgebung, die
Bruderschaft zu Unserer Lieben Frau, in überaus thatkräftiger und nützlicher Weise
mitgearbeitet, wenn auch nirgends in den Geschichtsbüchern weiter davon die Rede ist.
Mehr als die Bischöse selbst, die von den geistlichen und bürgerlichen Geschäften der
Diözesanverwaltung vollauf in Anspruch genommen waren, musste dieser Klerus bei
dem grossen Werk die eigentliche Arbeitslast auf sich nehmen, und ihm war es zu
danken, dass der Bau bis zum Ende des i3. Jahrhunderts energisch weitergeführt
wurde. Es konnte aber nicht ausbleiben, dass seine Mitwirkung allmählich versagte:
wenn die alte, von Bischof Heddon dem Kapitel gegebene Organisation in ihren Grund-
linien lange fortbestand, so änderte sie sich doch langsam und gründlich, um schliesslich
unter dem Einflüsse eines neuen Zeitgeistes . völlig zusammen zu brechen. Diese Thatsache
ist wichtig genug, um näher besprochen zu werden.
Die wechselvolle Gestaltung, die den menschlichen Dingen eigen ist, zeigt sich auch
 
Annotationen