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Debler, Werner [Hrsg.]; Aderbauer, Herbert [Bearb.]
300 Jahre Dreifaltigkeitskapelle in Schwäbisch Gmünd: 1693 - 1993; Geschichte und Geschichten — Schwäbisch Gmünd, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.42984#0145
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Grundstückskauf statt Grabmalsprotz:
Das Stiftsgut bei der Dreifaltigkeitskapelle
Werner Debler

üdwestlich der Dreifaltigkeitskapelle breitet sich ein etwa
drei Hektar großes, vorwiegend als Streuobstwiese genutz-
tes Gebiet aus. Es erstreckt sich vom linken Steilufer des
Waldstetter Baches im Süden bis zu dem am Hang gelege-
nen Waldstück oberhalb der Pfeilhalde. Westlich wird es
von der auf der Liashochfläche gelegenen Kleingartenan-
lage „Straßdorfer Berg“ jenseits der ehemaligen Bahnlinie
(und des heutigen Radweges) Schwäbisch Gmünd - Göp-
pingen begrenzt. Dieses Gelände samt der Dreifaltigkeits-
kapelle ist Eigentum der „Balthasar-Deblerschen-Stiftungs-
pflege“. Das Areal, das weder bebaut, verkauft, noch verpfändet werden darf, wird seit
dem Jahre 1800 von den Debler-Familien und anderen Bürgern der Stadt als „Gütle“ ge-
nutzt.
Das Deblersche Stiftsgut - einst städtische Viehweide
In der Mitte des 18. Jahrhunderts gründete Johann Debler (1720-1790) zusammen mit
seinem Bruder Johann Georg (1718-1770) im „Grünen Haus“ in der Bocksgasse das Deb-
lersche Handelshaus. Nach Johann Deblers Tod im Jahre 1790 führten seine Söhne Johann
Georg Debler (1762-1804) und Franz Xaver Debler (1757-1796)1 die Firma mit Erfolg
weiter. Ihre Waren (vorwiegend Silberwaren, Filigranarbeiten, Baumwolle, Lebensmittel
und Edelsteine) wurden schon damals europaweit verkauft. Der ältere Geschäftspartner,
Johann Georg Debler, avancierte bald dank seines Fleißes und seiner Geschäftstüchtigkeit
zum reichsten Mann der Stadt. Als alteingesessener, selbstbewußter und gebildeter Stadt-
patrizier, der selbstverständlich auch französisch sprach, besaß er in und um Gmünd viele
Grundstücke, die er durch Zukauf ständig erweiterte. So erwarb Johann Georg Debler im
Jahre 1797 auch die Pfeilhalde aus der Konkursmasse des Achilles von Stahl.2 Manch
einflußreichem Funktionsträger half er damals mit Geld aus - beispielsweise schuldete ihm
allein Bürgermeister Storr im Jahre 1800 die riesige Summe von 6000 Gulden.3
Johann Georg Debler war ein eigenwilliger, aber auch ein weitsichtiger Mann. Trotz
seines immensen Reichtums und seiner vor allem von Dominikus Debler kritisierten pro-
fitgierigen Geschäftspraktiken4 (Debler nennt ihn einen Egoisten und einen dem Staat
„verdörblichen“ Mann) zeigte er aber auch Familiensinn: Im Jahre 1800 kaufte er statt
eines protzigen Grabsteins für seinen im Jahre 1790 verstorbenen Vater von der Stadt ein
größeres Grundstück vor den Toren Gmünds und übereignete es später der Debler-
Stiftung. Dieses Gelände konnte zuvor von allen Bürgern als Viehweide genutzt werden.
Dr. Klaus Graf hat im Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd eine Aufstellung entdeckt5, die
den Verkauf genau einzuordnen erlaubt. Die Quelle ist betitelt: „Beschreibung der sämtli-
chen Gemeinds- und Allmand-Plätze im Siechenberg und Straßdorferberg, welche vom


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