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Debler, Werner [Hrsg.]; Aderbauer, Herbert [Bearb.]
300 Jahre Dreifaltigkeitskapelle in Schwäbisch Gmünd: 1693 - 1993; Geschichte und Geschichten — Schwäbisch Gmünd, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.42984#0159
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des Wehres fließt der Waldstetter Bach in einer etwa acht bis zehn Meter tiefen und im
Sohlenbereich bis zu 15 Meter breiten Schlucht, die sich bis zur Einmündung des Bettrin-
ger Baches erstreckt. Bei der beidseitigen Erosion dieser Sandsteinschicht wurde und wird
die härtere, darüberliegende Sandsteinschicht unterspült. So brachen und brechen immer
wieder einzelne Blöcke am Bachrand ab und rutschen ins Bachbett. Sie liegen als mächtige
Kolosse so lange dort, bis sie im Laufe der Zeit durch die Arbeit des Wassers und durch
die Verwitterung allmählich zerkleinert und weggespült werden. „Die Wegräumung der im
Frühjahr dieses Jahres (1893) in den Waldstetterbach abgestürzten Felsenblöcke wurde
durch Werkmeister Angstenberger für die Pauschalsumme von 30 Mark besorgt.“34 Heute
ist das anders: Aus Gründen des Naturschutzes bleiben die riesigen Felsen im Wasser
liegen. Ein Erlenwald beschattet die Schlucht und führt zusammen mit dem tiefen Ein-
schnitt zu einem feucht-kühlen Mikroklima, in dem sich verschiedene Moosarten und
Farne ausbilden können.
Unweit der Hangkante findet man im Stiftsgut auch noch Reste eines ehemaligen Müh-
lengrabens. Er wurde im letzten Jahrhundert angelegt und versorgte mehrere Handwerks-
betriebe in der Klarenbergstraße mit Wasser.35 Die Linienführung des Grabens zog sich ab
dem Stauwehr bei der Pfeilhalde entlang der Oberkante der Schlucht in Richtung Norden.
Das Bächlein (nach einem „Situationsplan der Oberamtsstadt Gmünd“ mit „Nr. 4“ be-
zeichnet) überquerte kurz vor der Dreifaltigkeitskapelle den Waldstetter Bach in einer
breiten Betonrinne. Der Bettringer Bach wurde mittels einer Röhre unterquert. Von dort
führte der Graben, nachdem er sich mit dem Mühlengraben des Bettringer Baches verei-
nigt hatte, offen über den Schwäbisch Gmünder Marktplatz hinunter zur Rems. Der
Graben war ab dem Wehr bei der Pfeilhalde ca. 10 Meter verdolt und wurde dann offen
geführt. Als kleine Kinder krochen wir - trotz der Blutsauger - häufig durch das Rohr und
ließen auf dem schnell dahinfließenden Bächlein kleine Holzstecken und große Blätter als
Schifflein dahingleiten. Für die Hobbygärtner im Stiftsgut lieferte der Kanal das notwen-
dige Wasser zum Gießen. Kleine Holzbrücken überquerten das Bachbett, aus dem immer
wieder der angeschwemmte Sand ausgehoben werden mußte.
Durch einen Teilabbruch des Wehres und den Abbruch der Verrohrung am Beginn des
Mühlengrabens ist der Wasseranschluß seit etwa 3 Jahrzehnten unterbrochen. Im weiteren
Verlauf des offenen Grabens im Wäldchen haben sich durch die Zufuhr von Quellwasser
Feucht- und Sumpfbiotope gebildet. Beim Eintritt in das Stiftsgut ist der Graben durch
eine Aufschüttung ebenfalls unterbrochen. An dieser Stelle wurde ein wasserführender
Graben aus dem Wald hinter der Aufschüttung in den Mühlgraben eingeleitet. Im Süden
des Stiftsguts mündet der Rest dieses Grabens in 3 kleine Teiche, die in den Waldstetter
Bach entwässern. Vor einigen Jahren tummelten sich dort sogar zahlreiche Enten. Ab
diesem Bereich liegt der Graben heute trocken und ist nur noch als Mulde erkennbar.
Durch Verfügung des Bürgermeisteramts vom 5. Dezember 1968 wurde der Ausbau
eines geteerten Weges in südöstlicher Richtung von der Dominikus-Debler-Straße bis zur
Dreifaltigkeitskapelle mit einer Länge von etwa 80 m dem öffentlichen Verkehr gewid-
met.36 Seitdem kann man „sauberen Schuhes“ die Dreifaltigkeitskapelle von der Stadt aus
erreichen. Die Stiftung bürgt aber dafür, daß dieser Weg auch in Zukunft bei der Kapelle
enden wird, damit das Biotop „Stiftsgut“ weiterhin als Teil der städtischen grünen Lunge
erhalten bleibt.

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