Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0086
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
78

Erster Theil. Schriftenkunde.

gekannt und gebraucht ist, wie bei den Aegyptern, wird sie zur
Hieroglyphenschrift. Die Stammvölker der Chinesen, sowohl die
Tufan und Sifan, beides Urbewohner, als die aus Mittelasien ein-
gewanderten, bedienten sich anfangs, gleich anderen Asiaten, in
Ermangelung von Schriftzeichen verschlungener, mit Knoten ver-
sehener Stränge, Kia'ischeng genannt, fast von derselben Art wie
die Guipos der alten Amerikaner und die Wampums der Wilden
im Norden Amerikas. Solche Kia'ischeng, deren Erfindung dem
Sui-gin-schi, einem der ersten Herrscher Chinas, zugeschrieben wird,

Figur 49. sind noch heutzutage

bei den in das südwest-
liche Gebirgsland zu-
rückgedrängten Miao in
Gebrauch. Die ersten
Schriftzeichen der Chi-
nesen, Kua oder Kwa
genannt, bestanden nur
aus zwei geraden Stri-
chen, womit in 8 ver-
schiedenen Linienbil-
dungen 64 Gestalten ge-

ljuipos der reruaner, nach ischudi: Feru, Keiseskizzen, und . u .

nach einem in Leipzig- befindlichem Exemplar. DllCiet WUrdeil. DaS al-

FlV,ir ,n teste Schriftstück der

Chinesen, ihr I - King
oder Buch-I, das Buch
der Diagramme, ist mit
dieser bis jetzt noch
unentzifferten, obschon
tausendfältig ausgeleg-
ten, Schrift zusammen-
getragen , ebenso wie
einige Beischriften, wel-

Wampumgürtel aus Muschelschalen der Wilden Nordamerikas, che Unter dem Kaiser
nach Wuttke, Geschichte der Schrift (Taf. XIV, 71)'. TTT ,

Wenwang, dem ersten
Herrscher des Hauses der Tschen (i 150 v. Chr.), herstammen sollen.

Die Keilschrift, deren Vaterland wahrscheinlich zwischen Euphrat
und Tigris zu suchen ist, rührt von den Chaldäern her, welche die
Führer und Träger der altbabylonischen Cultur waren, deren erste
Schrift jedoch auch aus Hieroglyphen bestand. Das Keilschrift-
wesen hat sichtlich die Strichschreibart zur
Figur 52. Qrimcjiag-e gehabt und beruhte allein auf fünf
Zeichen (Fig. 51), welche in ältester Zeit auch
manchmal die Hammerform (Fig. 52) ange-
nommen hatten. Der Uebergangszeit des Alt-
zum Neu-Babylonischen, im Jahr 535 v. Chr..
nach der Einnahme Babylons durch die Perser, gehört die Ver-
breitung der Keilschrift nach Ninive zu den Assyrern an, sowie
die Erscheinung der Abarten, deren man im Ganzen fünf Gat-
tungen kennt.
 
Annotationen