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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0158
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Erster Theil. Christliche Sinnbilder.

Figur 416. Dieses Kreuz ist römisches Kreuz genannt worden,
weil es auf römischen Töpferwaaren vorkommt, die bei Mainz und Nim-
wegen gefunden worden sind.

TFigur 417. Lateinisches Kreuz, Passionskreuz (franz.: croix latine,.
croix haussee etc.; lat.: crux immissa),-kommt schon, und zwar auf der
Weltkugel stehend, in den Zwickeln zwischen den inneren Bögen an den
Chorstufen der Basilika Sant Apollinare in Classe bei Ravenna Iß. Jahrh.}
vor, sowie auf dem Sarkophag des Christen Dometius (unter dem Con-
sulat des Mavortius) vom Jahr 527, jetzt im Museum zu Narbonne, dessen
Simswerk aber im Museum von St. Germain ist. — Es giebt peruanische, sehr alte
Schmucksachen, in reinem Gold, mit durchbrochenen lateinischen Kreuzen (s. den Ab-
schnitt über Goldschmiedearbeiten). — [Das lateinische Kreuz kommt zuerst im 3. Jahr-
hundert auf einer Marmortafel in den Katakomben vor, sowie auf der Wand im Coe-
meterium der Domitilla. Anm. d. Uebers.]

+Figur 418. Gleicharmiges Kreuz, ungenauer griechisches genannt.
Dieses Kreuz findet sich schon als Ornament an peruanischen Alter-
thümern, u. A. auf einem Basrelief in den Ruinen der Insel im See Ti-
tikaka, sowie auf halbmondförmigen Goldkleinoden (vielleicht Beilklingen),
welche mehrere Archäologen für Münzen halten. Die alten Ostindier
kannten es auch, da ich es an einem kleinen Bild des Wischnü gesehen habe, welches
aus der Zeit vor Christi Geburt stammt. — Dieses Kreuz kommt auf Münzen Con-
stantin's des Grossen, aber auch Karl's des Grossen vor, und wird noch jetzt ebenso wohl
von der römisch-katholischen Kirche (besonders als Weihekreuz des Reliquiengrabes
im Altar, auf Kirchenmauern etc.) gebraucht, als von der griechisch-katholischen. —
Es wurde ziemlich früh, ebenso wie das lateinische, künstlerisch verziert. Die einfachste
Art dieser Verschönerung bestand darin, dass man die Arme an ihren Enden breiter
machte als an ihrem Durchkreuzungspunkt. Dieses breitendige Kreuz, welches in der
Form von Figur 419 Kreuz von Oviedo oder Tatzenkreuz (frz.:
croix fiattee) heisst und, wie die folgenden Figuren zeigen, in
sehr vielen Abänderungen vorkommt, erscheint bereits bei den
Peruanern, z. B. auf einer Sculptur in der Sammlung des Don
Manuel Ferreyros; die ältesten christlichen breitendigen Kreuze
linden sich (aus dem 4. Jahrh.) in den Katakomben des Heiligen

Pontianus und der Domitilla in lateinischer
igur 420. Form, auf einer Wandmalerei in San de-

mente aus dem 5. Jahrh. etc., dann auf
kaiserlichen Münzen des Justinian etc.
(6. Jahrh.); ferner auf Gräbern in Mailand
und Ravenna. Das Münzcabinet in Paris
besitzt eine damit gezierte längliche Gold-
platte, 1845 in Gourdon (Dep. de la Cote
d'Or) zusammen mit Münzen der Burgun-
derkönige Sigismund und Gondibald (491
bis 503) gefunden. — Das Museum des
Louvre besitzt die in Figur 420 dargestellte
Lampe, an welcher dieses Kreuz zweimal
vorkommt und die in ihrer sonstigen Form
sehr viel Aehnlichkeit mit der in Fig. 421
dargestellten hat, welche einen römischen
Cäsaren zu Pferd vorstellt, nach Mont-
faucon's Mittheilung 1721 am Ausfluss der
Wolga in's Kaspische Meer gefunden
wurde und dem 5. Jahrhundert angehört. —
Ein Diptychon, auf welchem Kaiser Ba-
silius der Jüngere (976—1025) dargestellt
 
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