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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0260
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252 Zweiter Theil. Allgemeines. Die bürgerliche und kirchliche Baukunst.

Fis

Topa oder Stupa in Afghanistan.

wie es scheint, den Ostindiern das Wölben noch nicht überkommen,
da die ersten Wölbungen in Ostindien erst der Zeit des Königs
Asoka angehören (s. S. 13 und den Abschnitt über ostindische Bau-
kunst). — Aegypten sammt Nubien und Aethiopien, vermuthlich
durch afrikanische Stämme bevölkert, die aus der Wüste in's Nil-
thal83) herabstiegen, besitzt, wie Ostindien, Höhlenbauten und Frei-
bauten, beide von riesigen Maassen, beide viel älter als die ost-
indischen Denkmale und ohne bedeutendes Anzeichen von Ver-
wandtschaft mit letz-
teren. — Im Gegen-
satz gegen die reich-
gegliederten , loth-
rechten Wände und
theils sehr kurzen
und dicken, theils
überaus schlanken
und phantastischen
Säulen der oft in
vielen Geschossen
aufstrebenden ostin-
dischen Bauten ha-
ben die ägyptischen
sehr schlichte, abge-
böschte Mauern und
verjüngte, einfache
Säulen in wohl geregelten, aber ziemlich eintönigen Verhältnissen.
Dass die Lotosblume, Arays el Nil (Göttin des Nils), hier ebenso
wie in Ostindien und in Amerika als Verzierung vorkommt, wurde
schon in der Einleitung erwähnt. Der Gesammtcharakter der
Tempel sowohl als der Pyramiden ist geheimnissvoll, wahrhaft
riesig und monumentaler als der irgend einer anderen Baugruppe
der Welt. Diese Werke scheinen unzerstörbar und werden, wie
sie schon mehr als viertausend Jahre an sich vorüber streichen
sahen, noch ebenso lange dem Zahn der Zeiten widerstehen.

China — eines der ältesten Länder der Welt, dessen Geschichte
in Dunkel gehüllt ist betreffs der Periode vor der Thronbesteigung
des Königs Ting-Tschi-Hoang-Ti (s. S. 15), welcher die alten Denk-
male, Chroniken etc. zerstören liess — China hat lange vor Ost-
indien eine grossartige Baukunst besessen. Die Trümmer von
Säulenhallen, Thürmen, vor Allem aber die Grabsteine und Grab-
male, von denen der französische Consul zu Fu-Tscheu, Simon, in
seiner ,,Notice sur les recherches ä faire en Chine et en Japon"
{Sang-Hai 1860) spricht, unterscheiden sich sehr merklich sowohl
vom gegenwärtigen chinesischen Baustil, als von demjenigen,
welcher dort etwa gleichzeitig mit dem Beginn unseres Mittelalters
herrschte, und durch die Tempel des Donnerers und des Himmels

8d) Nach dem griechischen Romanzendichter Heliodoros, zu Emesa in Phönikien
in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. geboren, soll der Name des Nil von
dem griechischen vta ü.vg, ,,neuer Schlamm", herkommen.
 
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