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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0305
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Gallische und germanische Befestigungen.

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und Greise zu bergen, da sie noch keine Städte hatten, ja, wie fast
alle Germanen, jede Anhäufung von Wohnungen verabscheuten.
Diese Befestigungen, welche Cäsar, wie erwähnt, auch oppida
nennt, hatten gewöhnlich Einhegungen von 11'j2 bis 2 Meter Höhe
aus abgehauenen und der Länge nach gelegten Baumstämmen, mit
Schichten von Erde abwechselnd, in welche Steine eingelegt waren,
eine sehr feste Bauart (s. weiter unten die Abbildung), und na-
mentlich sicher gegen Entzündung' durch die musculi, die römischen
Belagerungsmaschinen, welche, aus Holz gefertigt, auch ihrerseits
durch feuchte Felle gegen das Feuer der Belagerten geschützt wurden.

Die befestigten Lager der Stadt Limes zu Braquemont bei
Dieppe, deren Ansicht sich weiter unten findet, ebenso wie die von
Canada bei Fecamp, von Mortagne zu Incheville bei Eu, von Va-
rengeville-sur-Mer, und das unter dem Namen Le Catelier (castellutn)
bekannte zu Veulettes, alle im Departement der unteren Seine, sowie
eine Anzahl weiterer werden den Galliern zugeschrieben; aber das ist
nicht sicher, da man in vielen dieser Werke ebenso viele, oft mehr,
römische als gallische Alterthümer gefunden hat, so dass es ebenso
gut römische Befestigungen sein können. Im Allgemeinen kann man
viereckige für römisch, runde für gallisch oder germanisch halten.

Die Germanen hatten nämlich, zur Zeit der römischen Einfälle,
runde Befestigungen auf Bergen, namentlich auf dem Launus und
in den Umgebungen des Mains. — Die Ruinen dieser Zufluchtsstätten,
unter welchen die auf dem Hausberg, Glauberg, Hardeck, Glückel-
berg, Schnepfenberg, Altkönig, Goldgrube etc. die bedeutendsten
sind, bezeugen ihre Wichtigkeit durch ihre Grösse, indem der innere
Durchmesser mancher noch 150 Meter übersteigt. Sie scheinen aus
Wällen bestanden zu haben, die aus Steinblöcken bis zur Höhe von
9 und 12 Metern aufgehäuft und durch vorgelegte Gräben und innere
Werke verstärkt waren. Amianus Victor sagt anlässlich der Siege
des Kaisers Gratianus (378 n. Chr.): ,,Diese Barbaren zogen sich
von einem Berg zum anderen zurück, wo die Legionen ihre Be-
festigungen mit Sturm nehmen mussten."

Solche Steinwälle trifft man auch in der Rheinpfalz, z. B. die
Heidenmauer bei Dürkheim, sowie in Preussen, Sachsen und im
böhmischen Mittelgebirge überall da, wo Steine genug zur Ver-
fügung standen; in gesteinarmen Gegenden aber Erdwälle. Die
Steinwälle scheinen drei verschiedenen Bauarten zu folgen. Manche
derselben sind nur aus Steinen zusammengehäuft, und zwar da,
wo einigermaassen lagerhafte Steine zur Verfügung standen. Wo
die vorgefundenen Steine rundlich waren, suchte man sie vor dem
Herabrollen durch eingelegte Holzverankerungen zu schützen, nicht
aber, wie Manche lehren, durch Brand zum theilweisen Schmelzen
zu bringen, damit sie aneinander hafteten. Das ist einfach Unsinn.
Wie ich schon in meiner Encyclopedie ceramique bemerkte, kann nur
Lava, Basalt und wenige andere Steinarten, etwa Thonschiefer etc.,
durch offenes Feuer zum Schmelzen gebracht werden, aber auch ohne
sich zu verbinden. Granit, Sandstein etc. zerbröckeln höchstens in
der Hitze. Die Schlackenwälle oder Brandwälle, auch Glasburgen (fr.:
 
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