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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0306
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Zweiter Theil. Allgemeines. Kriegsbaukunst.

fort vitrifie, engl.: vitrified wall, in Schottland: vitrifiedfori) genannt,
sind nur vermöge der Zerstörung" durch Feuer aus den mit Holz-
schichten aufgeführten Wällen entstanden; sie gehörender sogenann-
ten Eisenzeit an und kommen in Böhmen, in der Lausitz, in Schott-
land, Belgien, Frankreich etc. vor. Auf dem Stromberg bei Wassen-
berg", unweit Löbau, umschliesst ein solcher Brandwall ein Halboval
von 23 M. Länge und 13 M. Breite, nach Süd, Ost und West aus
Kohle und Basalt bestehend, im Norden aber aus Erde, Steinen und
poröser Schlacke, und zwar fanden sich Lehm und Holz in Schichten
zwischen den Steinen; ja Virchow erkannte in der Schlacke des ge-
schmolzenen Basalts Abdrücke des Holzes, welches zwischen die
Steine geschichtet war und bei der Zerstörung entzündet ward. In-
teressant, aber noch nicht genügend durchforscht, sind die Schanzen
bei Niethen und bei Doberschau in der sächsischen Lausitz, sowie
der Steinwall auf dem Radelstein im böhmischen Mittelgebirge.
Der Brandwall auf der Fürstenhöhe bei Kattowitz in Böhmen ent-
hält innerlich drei. Abtheilungen, in deren einer noch ein innerer
Schlackenwall sich erhebt. Die schottischen Glasburgen, die das
Volk bald den Dänen, bald den Römern, bald den Kaledoniern
zuschreibt, enthielten Thierknochen und Kohlen. In dem Lager von
Hassedon bei Namur erblicken belgische Alterthumsforscher, ge-
stützt auf die Art der gefundenen Alterthümer, eine Befestigung
aus der Steinzeit, welche die Römer zu einem verschanzten Lager
eingerichtet hätten. In den nordfranzösischen Brandwällen (Bre-
tagne, Normandie und Maine) fand Geslin römische und sogar
mittelalterliche Spuren. Die Linie dieser Brandwälle zieht von
Böhmen westwärts nach der Bretagne und von dort nach Schott-
land hinauf; nordöstlich von dieser Linie kommen keine vor. Die
schwedischen Ringwälle oder Heidenschanzen, von Hildebrand
untersucht, folgen der alten Hardesgrenze, bisweilen in doppelter
Reihe. Die Burgwälle Schleswig-Holsteins untersuchte Professor
Handelmann, der sie Bauernburgen nennt, ohne wesentliches Ergeb-
niss. In Mecklenburg und Preussen erheben sich Rund- und Lang-
wälle hügelartig über die Ebene; der Wall von Beuchow in der
preussischen Lausitz (bei Lübbenau) ist 6—8 Meter hoch und um-
zieht einen Kessel von 28 Schritt Länge und 20 Schritt Breite
(nach Virchow), rings umgeben von feuchtem Moorland, von einer
Seite durch einen Wassergraben geschützt; der nahe dabei liegende
Wallberg (Schanze Borchel) bildet einen Halbkreis von fast 100
Aren, hat 340 Schritt Umfang und 38 Schritt inneren Durchmesser;
der Wall steigt vom Bachufer 8 Meter hoch an. In diesem wie
in anderen Wällen fand man Spuren von Brunnen. Im Persanzig-
see bei Neustettin stand auf einer Halbinsel eine Pfahlfestung. Im
Flachlande benutzte man häufig einzelne Hügel zu Anlegung von
Ringwällen. Noch nicht wissenschaftlich untersucht sind zwei solche
bei Leipzig": der Techelberg, jetzt Theklaberg genannt, sowie der
Wynberg bei Taucha, welcher sogar eine doppelte, wenn nicht
dreifache, Ringbefestigung getragen zu haben scheint. — Kurz
überall, wo Germanen hausten, scheinen sie auch solche Wälle
 
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