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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0307
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Germanische Wälle. Hage, Gebücke.

angelegt zu haben, besonders aber an den Grenzen der von ihnen
besessenen Länderstrecken, zu Vertheidigung einerseits gegen die
Slaven, andererseits gegen die Römer.

Ausser den Erdwällen, Steinwällen, Gräben und Pfahlfestungen
scheinen die Germanen auch die Hage, Verhaue gekannt zu haben,
wie aus der weiter oben angeführten Stelle Cäsar's hervorgeht,
obschon die uns bekannten derartigen Asyle nicht vor das 12.
Jahrhundert hinaufreichen. — Die rheinländischen Gebücke {Hage,
auch Hege, Hajen, Haine, Hackelwerke und Hackelzäune, in Sachsen
Hecken, in Holstein Knicke oder Genicke, sowie im mittelalterlichen
Latein Iudago, auch Indagium
genannt), welche in all' den
früher fränkischen Grenzlän-
dern nur unter der Benennung-
Gebücke bekannt sind, bestanden
nach der Schilderung des Pater
von Eberbach aus einem etwa
50 Schritt breiten Waldstreifen,
in welchem man alle Bäume in
verschiedenenHöhen abgehauen
und dann den neuen Ausschlag
zur Erde niedergebogen und
untereinander dicht verflochten

1 T •, ,. Alte Hainbuchen - Gebückbaume, zwischen Sauer-

hatte, indem diese Baume nun wasserpfad und Rosenhahn. (Nach A. v. Cohausen.)

so fortwuchsen, entstand ein

für Menschen und grosse Thiere fast Figur 749-

undurchdringlicher Verhau, dessen nur
theilweise Durchbrechung schon mehrere
Tage Arbeit kostete. — Es waren be-
sonders LIainbuchen, die zu Gebück-,
bäumen verwendet wurden, wie noch
einige vereinzelt stehende, krüppelige Gebück der Befestigung, Backofen
Stämme zwischen Sauerwasserpfad und genannt, bei Walluf am Rhein; nach

_ einer Beschreibung.

Rosenhahn zeigen. Derartiges Gebück-

Yerhau reicht bis zum dreissigjährigen Krieg herunter und diente,,
besonders häufig im Rheingau, zu Dorf- und Grenzwehren.

Diese Gebücke waren nicht bestimmt, um von Bewaffneten
vertheidig-t zu werden, sondern dienten nur als Näherungshinderniss.
Ausser den mit Wällen und Gräben ausgestatteten Gebücken oder
Hagen findet man Ueberreste von solchen, die ohne alle andere Zu-
that Dörfer und selbst Burgen umgaben, wie die beim Burggraben
von Simmern auf dem Hundsrück, welche Sebastian Münster in
einem Holzschnitt veröffentlichte. Die Hagbefestigungen waren
auch den Sarazenen bekannt, welche unter Anderem im Golf von
St. Tropez in der Provence (Mitte des 10. Jahrhunderts) einen Berg
mit dornig'em Gebüsch derartig fest machten, dass sie von da aus
ungestraft ihre Räubereien verüben konnten. Selbst der Name
Fraxinehim (von fraxinus, Esche, oder auch von fraugo, knicken)
mehrerer sarazenischer Niederlassungen scheint auf derartige Ver-
 
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