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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 11.1987

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Köster, Hein: Die Deutung des Funktionalen: Ausstellungs- und Musealkonzeption in den 20er Jahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.31835#0069
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Hein Köster

Die Deutung des Furiktionalen. Aussteilungs- und Musealkonzeption

in den 20er Jahren

In der heutigen inflationären Zunahme artifizieller Zeichen wird
weniger deren crdnendem und hinweisendem Vermögen nachgegangen,
als vielmehr deren Inanspruchnahme für die Verbreitung des Irra-
tionalen praktiziert. Das Produkt wird aus den Niederungen der
simplen Praktikabilität herausgehoben und semiotisch aufgeladen,
das jedermann etwas für seine Wünsche und Phantasien erhält. In
dieser allgemeinen ästhetischen "Sublimierung" verkommt das Design,
wie es Michael Klar formuliert, znr "gestreamlinenten Sinnlich-
keitstechnokratie" und "Sinnlichkeitsbürokratie". /1/

Das Wetterleuchten dieser Entwicklung war in den 20er Dahren
bereits unübersehbar, doch marr konnte noch hoffen, denn Vernunft
besaß als Argument noch Gewicht - zumal, wenn man sie vergegen-
ständlicht vorweisen konnte. Die gestalterische Avantgarde wollte
zur Entiastung der Zeichen-Welt beitragen, indem sie ihr Sinnen
auf dauerhafte, praktische Gegenstände richtete und den Gegen-
ständen eine Signatur verlieh, die Dedeutung und Funktion gestalt-
haft - zeichenhaft - zu Tage treten ließ. Man plädierte für einen
aufklärenden - und praktizierte einen - aufgeklärten Zeichenge-
brauch, wollte transparente Konventionen und Normen für einen
emanzipierten Gebrauch visuelle Zeichen schaffen. Ausstellungen
der Produktgestaltung und Architektur avancierten zu einem wich-
tigen Vehikel der gesellschaftli.chen Kommunikation und des gesell-
schaftlichen Diskurses über Sinn und Perspektive gestalteter,
ästhetisch formierter Umwelt.

1

Ausstellungen weisen Kriterien auf, die sowohl semiotischer
Strukturierung als auch semiotischer Analyse zugänglich sind. Sie
sind ein Mittel, Welt zu bearbeiten und darzustellen, ein Mittel,
die Realität in eine geordnete und manipulierbare Zeichenwelt
zu überführen. Ihre Verfahren: Selektion und Semiose.

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