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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 11.1987

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Hückler, Alfred: Zum Aufbau der Formen und Bedeutungen von Industrieerzeugnissen: Bemerkungen und Vorschläge
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https://doi.org/10.11588/diglit.31835#0088
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Träger gegeben ist. Doch zum Herausbilden der Produktsprache kön-
nen wir die sensuell wirksamen Eigenschaften davon als das speziel-
le Design-Repertoire abheben. Es besteht aus Formelementen zur Rei-
zung, aus Bedeutungsgestalten und Ordnungsmitteln bzw. -verfahren.

Die Besonderheit dieses Repertoires, etwa,im Unterschied zu der un-
serer Umgangssprache, besteht nun darin, daß diese drei Mittel un-
tereinander in ihrer Wirkung beliebig ausgetauscht werden können:
Reizelemente können zu Bedeutungsgestalten wsrden, eine bestimmte
Ordnung der Reizmittel kann selbst zum eigentümlichen Reizmittel
werden, aber eine bestimmte Ordnung kann auch zur Bedeutungsgestalt
werden und eine Bedeutungsgestalt kann natürlich Reizmittel sein.

Zum Beispiel kann dasselbe Rot als Reizmittel einen Gestaltkomplex
erst förmalästhetisch interessant machen, es kann aber auch als Be-
deutungsges1;alt Zeichen für Gefahr oder Wärme sein und dieses Rot
kann als Ordnungsmittel verwandt werden, um einem unausgeglichenen
Farbgefüge eine ausgewogene Wirkung zu verschaffen. Weil das so ist,
und weil das auf alle Arten von Formelementen, also auch auf die
plastischen zutrifft, ist das Gestalten in unserem Metier so viel-
deutig und zumindest nicht in eindeutigen Zuordnungen von Fcrm und
Funktion zu fassen. Was nun von den drei Repertoirebestandteilen
zum Zeichen wird, kann also nicht vorausbestimmt werden, ohne die
gestalterische Verwendung zu kennen. Es wäre vor allem falsch, nun
etwa unveränderlich der Bedeutungsgestalt einfach den semantischen,
den Ordnungsmitteln den syntaktischen und den Reizelementen den prag-
matischen Aspekt zuzuordnen. Dabei bliebe der sigmatische Zusammen-
hang unberücksichtigt, der aber allen drei Repertoireteilen und ihrem
jeweiligen Gestaltungszweck zugeordnet ist. Indessen können alle
Aspekte wegen des erwähnten möglichen Austauschs allein^ auf einen
Repertoireteil angewandt werden; das zeigt das Beispiel der Ordnurigs-
mittel:

Semantisches Ordnen bedeutet Gliedern und Wichten der Intensitäten,
um dem Erzeugnis und seinem Gebrauch eine entspreehende, bedeutsame
Orientierung zu geben.

Sigmatisch Ordnen heißt, dem Erzeugnis eine erkennbare Zusammenge-
hörigkeit seiner Teile zu ihm und untereinander durch Gleichförmig-
keit, Formverwandtschaft, Proportionalität und Wesensverwandtschaft
seiner Gestaltmerkmale zu verleihen.

Pragmatisches Ordnen gibt dem Erzeugnis eine einfach wahrnehmbare

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