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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 12.1988

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Zum wissenschaftlichen Anliegen des Kolloquiums
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https://doi.org/10.11588/diglit.31836#0014
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Verehrte Fachkollegert!

Diese Situtation hat nach meiner Erfahrung in erster Linie eine ideologische Konsequenz.
Für viele Entscheidungsträger ist es ausgesprochen ungewöhnlich, einen wissenschaftli-
chen Weg mitzutragen, bei dem es nicht um die Beseitigung von Nachlauf, sondern um
die kontinuierliche Sicherung von Vorlauf geht! Und dieser Vorlauf muß sich in den näch-
sten Jahren - internationale Trends sowie eigene Potenzen beachtend - auf folgende Pro-
blemkreise orientieren:

1. Bildschirmarbeitsplätze für den Designer müssen sich immer mehr dadurch auszeich-
nen, daß von der punktuellen Unterstützung einiger weniger Schritte innerhalb des Ent-
wicklungsprozesses zur Rechnerunterstützung ganzer Arbeitsphasen bis hin zum Ge-
samtprozeß übergegangen wird.

2. In diesem Sinne müssen modular aufgebaute fachspezifische Programmsysteme Bau-
steine für unterschiedliche Darstellungszwecke, für Zwecke der Informationsversor-
gung, für überschlägige Berechnungen, für Farbstudien, für Erzeugnisgrafik, für ge-
mischte Text- und Bildverarbeitung und ähnliche Teilaufgaben enthalten, und zwar so,
daß sie innerhalb des Designprozesses eingesetzt werden können.

3. Dabei ist es international üblich und auch für unsere Einsatzbedingungen sinnvoll,
große durchgängige und funktionskomfortable Programmsysteme auf 32-Bit-Worksta-
tions zu installieren; daneben aber auch mit vor allem ökonomischer Berechtigung „ab-
gerüstete" (sog. Eisntiger-JVarianten für 16-Bit-Arbeitsplatzcomputer zu entwickeln.

4. Schnelle und überzeugende Rationalisierungseffekte im Design lassen sich vor allem an
der Schnittstelle von CAD zu CAM erreichen. Es müssen verstärkt die technologischen
Schnittstellen zum Zwecke der Grob-Modellherstellung über NC-gesteuerte Werkzeug-
maschinen bearbeitet werden, um dem Designer über die Drahtmodelidarstellung auf
dem Bildschirm den schnellen Übergang zum körperlichen Modell zu bahnen.

5. Offensichtlich weltweit vollzieht sich derzeit der Übergang von der Nutzung autonomer
Einzelplatzrechner zu Rechnerverbundsystemen nichtöffentlicher wie öffentlicher Be-
triebsformen und damit die Integration der Informationstechnik mit der Kommunika-
tionstechnik. In diesem Zusammenhang ist der Platz und sind die Schnittstellen des „De-
signerendplatzes" mitden anderen Endplätzen von Rechnernetzen zu definieren.

6. Schließlich sei der vielleicht wichtigste Problemkreis genannt: Die schrittweise Entwick-
lung von Expertensystemen auch für die Belange des Designers. Wir würden uns lang-
fristig nicht richtig orientieren, wenn wir vergessen würden, daß teilweise schon die
heutige, erst recht aber die zukünftige Computergeneration eben nicht nur ein „schnel-
ler Zeichenstift", eben nicht nur eine „exakte Rechenhilfe", sondern in erster Linie ein
„Berater" der Flauptproduktivkraft Mensch sein kann!

Das setzt aber voraus, daß wir fachspezifische Daten-(Wissens-)bestände - also berufs-
spezifische „Intelligenz" oder professionelles know-how - zur rechentechnischen Nut-
zung aufbereiten!

Voraussetzung dafür ist methodisches Hinterfragen des Designprozesses, ist Definition,
Systematisierung sowie Aufbereitung und „rechentechnische Verpackung" von Infor-
mationsmassiven. Und gerade auf diesem Gebiet haben wir an der Hochschule für indu-
strielle Formgestaltung Halle mit unseren Arbeiten zur Designmethodik in den letzten
13 Jahren wichtige Arbeiten geleistet, die wir jetzt unter dem hier in Frage stehendem
Aspektals „Einsatzvorbereitung" interpretieren können.

Diesen in Kurzform genannten sechs Problemkreisen werden wir uns an der Hochschule
für industrielle Formgestaltung Halle in Verbindung mit unseren Kooperationspartnern in
der einen oder anderen Form widmen. Wir hoffen, daß die angebahnte Zusammenarbeit
mit dem VEB Kombinat Robotron, Stammbetrieb Dresden und Büromaschinenwerk Söm-
merda, mit der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, mit den Technischen Universitäten

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