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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 12.1988

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Frick, Rolf: Arbeitsmethodik von Gestaltern und Einführung von technikunterstützten Arbeitsplätzen im Design - Voraussetzungen, Probleme, Konsequenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31836#0126
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Das soll heißen: nur in der Hand eines sehr gut ausgebildeten, sein professionelles Reper-
toire sicher beherrschenden und für seinen Arbeitsgegenstand sensibilisierten Fachman-
nes kann ein technikunterstützter Arbeitsplatz Zuwachs an Quantität und Qualität bringen!
Zweite Voraussetzung: Die Arbeitsmethodik und Arbeitsorganisation, Auch wenn zukünf-
tig die Forderung immer besser erfüllt wird, daß sich nicht der Mensch an die Maschine
anzupassen hat, sondern daß die Maschine (d. h. hier vor allem die Dialogführung) an den
Menschen angepaßt wird, bleibt eines unstrittig:

Die Nutzung des Computers verlangt vom Designer mehr als bisher die Fähigkeit, die
eigenen Arbeitsprozesse analysierend zu hinterfragen: komplexe Handlungsläufe gedank-
lich in Sequenzen zerlegen zu können; Handlungs-Strategien bewußt planen und gleitend
in Eigensteuerung umsetzen zu können. Verlangt aber auch, sich im Dialog mit dem Pro-
gramm einer vereinbarten Fachsprache mit definierter Bedeutung zu bedienen.

Das wird nicht immer leicht sein. Das verlangt intellektuelle Fähigkeiten, die erst durch
Training erworben werden müssen.

Auch die erhöhte Transparenz von mit dem Rechner vollzogenen Handlungsabläufen und
der schnellere Zugriff anderer durch Rechnernetze miteinander im „Datenaustausch" ste-
hender Personen schafft eine bisher ungewohnt enge Kooperation im Entwicklungskollek-
tiv, wofür paßfähige Organisationslösungen und sicherlich auch soziale Modelle erst noch
erarbeitet werden müssen.

Dritte Voraussetzung: Der Computer. Die Spezifik des Fachgebietes Design stellt an einen
technikunterstützten Arbeitsplatz weit höhere Forderungen als dies andere Fachgebiete
tun.

Hardwareseitig sind das vor allem Forderungen nach grafischen Eingabemöglichkeiten
(grafisches Tablett, Scanner, Videoeingang), nach hochauflösenden Color-Terminals
(über 200 Farbnuancen, 1 000 x 1 000 Pixels) und nach Ausgabemöglichkeiten im Sinne von
Farbplottern sowie qualitativ hochwertige Farbvorlagen liefernde Hardcopy-Geräte und
Printer. Auch die notwendigen Speicherkapazitäten sind für die Zwecke des Designs we-
sentlich größer als z. B. für reine Konstruktionsarbeitsplätze.

Von der Anwendersoftware her wird letztlich fachspezifische, sog. Designsoftware benö-
tigt. Wir haben sie definiert als:

zum ästhetisch bewertbaren Entwerfen der eine Erzeugnisgestalt bestimmenden Ele-
mente: Form, Oberfläche, Farbe, Grafik und Dekor sowie deren strukturelle Optimierung
hinsichtlich Funktion, Herstellung und Gebrauch.

Dabei ist mit der Bedingung: „... zum ästhetisch bewertbaren Entwerfen" eine Forderung
aufgemacht, der bisher nur sehr wenige auf dem Weltmarkt angebotene Softwarepakete
(punktuell) entsprechen!

ich möchte übergehen zu zwei ausgewählten Problemen.

Erstes Problem: Wie wird die Arbeitsmethodik des Designers strukturiert sein, wenn er
einen technikunterstützten Arbeitsplatz zur Verfügung hat?

In diesem Zusammenhang wird oft die Meinung geäußert, daß der Designer in vielleicht
10 oder 20 Jahren keinen Bleistift oder Skizzenblock mehr brauche, sondern daß er von
früh bis spät vor dem Bildschirm sitzen würde. Das ist natürlich Unsinn - und zwar gefähr-
licher Unsinn - weil dadurch völlig unnötigerweise Aversionen aufgebaut und Abwehrre-
aktionen provoziert werden!

Wenn man sich den Arbeitsprozeß des Designers - von der Übernahme der Aufgaben-
stellung bis zur dokumentierten Designlösung - als Schrittfolge vorstellt, dann wird ein
ständiger Wechsel der Nutzung von „konventionellen und rechentechnischen Werkzeu-
gen" in den einzelnen Prozeßphasen zu beobachten sein. Und dieser Wechsel wird er-

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