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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 12.1988

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Albrecht, Jürgen; Saalborn, Friedrich: Entwicklung und industrielle Erprobung des Programmsystems DECOS
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https://doi.org/10.11588/diglit.31836#0147
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zahl von Plotterzeichnungen auswählen, die vom System als nicht reproduzierbare Ent-
würfe (Unikate) hergestellt wurden.

Ergebnis

Der Reiz des Grundmusters für die Tapete II liegt in der Vielfalt der Varianten, die durch
das Spiel mit dem Zufall entsteht. Die unregelmäßige horizontale Anordnung der Linien in
Dichte und Länge führt optisch zu nichtablesbaren Motivelementen und fördert damit den
Spielraum für Paßgenauigkeiten beim Kleben der Tapetenbahnen für den Nutzer. Zusätz-
lich wird dieses Muster durch die Übergänge zwischen den 16 Rapportelementen diffe-
renziert, die am Produkt als Farb- und Tonwertunterschiede wahrgenommen werden.

Für die Produktion dieser Tapete wurde ein spezielles Ausschuß-Schema für den Muster-
rapport entwickelt. Das Bild 9 zeigt, wie die vier Druckwalzen mit Teilmustern belegt sind.
Bei einem 4x4-Musterrapport sind damit sechs Musterklassen zu realisieren. Außerdem
werden je zwei Druckwalzen Musterelemente mit unterschiedlichem Tonwert (dicht/of-
fen) so zueinander geordnet, daß sie den Musterrapport füllen.

Die Bilder 10 und 11 zeigen die Reprovorlagen für zwei solche Druckwalzen, wobei die
unterschiedlich dichten Musterelemente zu sehen sind. Mit diesen vier Druckwalzen kön-
nen Tapeten mit den o.g. sechs Musterklassen gedruckt werden, wobei ein Hell-Dunkel-
Kontrast durch die zwei unterschiedlichen Tonwerte entsteht.

Gestalterisch sind die Musterklassen besonders interessant, mit denen Streifen (Bild 12)
und Schachbrettversatz (Bilde 13 und 14) gedruckt werden können.

Durch Farbe erhöht sich die Variantenvielfalt. Abhängig von der Anzahl der eingesetzten
Farben und der Anzahl der Druckwalzen gibt es, wie Bild 9 zeigt, eine sehr große Anzahl
möglicher Mustervarianten. Fast alle Varianten besitzen einen schachbrettartigen Hell-
Dunkel-Kontrast, der durch die zwei unterschiedlichen Tonwerte der Musterelemente ent-
steht.

3.3 Gardine/VEB Plauener Spitze

Im Studienjahr 1987/88 wurden von Kerstin THOM im Rahmen einer Diplomarbeit Ent-
würfe für Gardinen aus besticktem Tüll erarbeitet. Ein Teil dieser Entwürfe wurde mit dem
VEB Plauener Spitze im Rahmen dieser Arbeit in Produkte umgesetzt.

Für die umfangreiche Entwurfsarbeit wurde das DECOS-System angewendet, so daß es
sich bei dieser Gestaltung um die erste Arbeit an unserer Hochschule handelt, bei der die
Diplomandin fast ausschließlich ein CAD-System als Werkzeug genutzt hat. Die notwen-
dige Voraussetzung, das System vollständig zu beherrschen, konnte durch den besonde-
ren Einsatz der Diplomandin und die Unterstützung der AdW, Berlin, realisiert werden.
Prof. Saalborn und Dr. Albrecht haben diese Arbeit [9] betreut.

Die Entwicklung wurde mit dem Ziel durchgeführt, Entwürfe für Tüllgardinen zu schaffen,
die geometrisch-grafische Decore enthalten, denen man aber das Computerwerkzeug
nicht auf den ersten Blick ansehen sollte, und die mit der beim VEB Plauener Spitze ver-
fügbaren Technik realisiert werden konnten. Im Verlauf der Arbeit sind fünf verschiedene
Entwürfe in sehr großer Variationsbreite entstanden, drei Entwürfe wurden in Plauen reali-
siert. Zwei unterschiedliche Entwürfe sollen hier vorgestellt werden.

Entwurf WIND

Für diesen Entwurf wurde ein Motiv aus 5 parallelen Linien verwendet, die von einem
Viertelkreis in eine waagerechte Gerade übergehen.

Als Gitter wurden nur rechtwinklige Gitter eingesetzt. Das Seitenverhältnis der Gitterzel-
len wurde variiert. Die wesentlichste Variation erfolgte über speziell entwickelte Bele-
gungsvorschriften, wobei die Geometrie des Motivs durch Zustandsveränderung variiert

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