Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
7

Strick sich selbst ums Bein schlang und so auf einen ^irschbaum
stieg, eine Verbindung des Angenehmen mit dem Nützlichen,
welche ihm übel hätte bekommen können. Obgleich in dieser Weise
seine Iugend wenig vom Bücherstaube berührt wurde, wie er denn
all sein Leben durch kein sonderlicher Freund der Vücherweisheit
gewesen ist, so entdeckte man doch in ihm höhere Anlagen und
beschloß, ihn studieren zu lassen. Nach anderer Version soll er sich
;u den ländlichen Arbeiten so unlustig und ungeschickt erwiesen
haben, datz man ihn, um doch etwas Brauchbares aus ihm zu
machen, zum Studium, selbstverständlich der Theologie, bestimmte.
Dres war unzweifelhaft ein Mißgriff. Mein Vater hätte ver-
nöge seines intuitiven Verstandes, seiner Gewandtheit, Iovialität
und eines sicheren Taktgefühls in hundert Fächern Bedeutendes,
vielleicht Eminentes leisten können, aber zum Prediger und Seel-
forger mochte er sich weniger eignen als manche andere, die an
Varheit der Auffassung, Sicherheit des Urteils und richtigem
nfolgreichen Eingreifen weit hinter ihm zurückstanden. Not-
dürftig wurde er drei Iahre hindurch durch Privatunterricht vor-
bereitet und wanderte dann zu Futz mit einem Freunde nach
Marburg, wo er zwei Iahre, und hierauf nach Bonn, wo er eiit
drittes Iahr seine Theologie studierte. Von seinm Lehrern er-
wähnte er mir gegenüber den Professor der Philosophie Sua-
bedissen in Marburg und den Theologen Nitzsch in Bonn, den er
ost rühmte, und der wohl am tiefsten auf ihn eingewirkt hat.
Übrigens war er nicht nur ein fleißiger, sondern auch ein lustiger
Student, wie er denn auch später nie ein Kopfhänger gewesen ist.
Wenn mich eine etwas unsichere Erinnerung nicht täuscht, so ge-
hörte er als Konkneipant dem Korps der Westfalen an. Ich
fragte ihn einmal: „Papa, hast du auch ein Duell gehabt?" —
„Es war geplant", erwiderte er,' „ich hatte einen gefordert, aber
der Kerl kam nicht, hatte x>eur8, so unterblieb's." In Köln wurde
1825 das erste und in Koblenz 1826 das zweite theologische
Eramen mit Ehren bestanden. Dann aber solgte eine vierzehn-
jährige Llandidatenschaft, ohne datz eine Stelle sich für ihn er-
öffnete, so beliebt er auch überall bei den Gemeinden war, in
denen er Aushilfedienste geleistet hat. So wandte er sich, nachdem
er vier Iahre hindurch an sechs verschiedenen Orten als
 
Annotationen