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Professor in Kiel.

1889-1919.

^sV>ein Leben in ^iel ist zu vergleichen mit einer Wanderung
^ durch eine fruchtbare, etwas einförmige Ebene, unter-
brochen durch Aufstiege zu Berghöhen mit weiter, erquickender
Fernsicht. Die Ebene ist Kiel, die Berghöhen sind die alljährlich
einmal, gewöhnlich sogar zweimal unternommenen Reisen.

In Kiel ging es bald an die Arbeit des Abstattens der Antritts-
desuche, deren nicht weniger als 88 zu erledigen waren, denn da-
mals bestand noch die schöne Sitte, dah man alle ^ollegen per-
sönlich besuchte, von ihnen wieder besucht, bald darauf zum Diner
oder Abendessen eingeladen wurde und gewissenhast alle in der-
selben Weise wieder zu sich einlud: kaum einen oder zwei gab es
damals, die sich diesen Verpflichtungen entzogen hätten. Diese
schöne Sitte ist mit der Zeit, in dem Maße wie die Universität
sich vergrößerte, mehr und mehr abgekommen. Übrigens war
unser Verkehr nicht ganz auf die Universitätskreise beschränkt,
wie wir denn manchen Abend in dem sehr geselligen Kreise unseres
Oberbürgermeisters Fuß verbrachten oder bei Sartori, von dem
man vor 2 Uhr nachts nie loskommen konnte, oder bei dem Ad-
miral ^norr, der uns alljährlich zu einem großen Monstreball
einlud.

Die Universität Kiel zählte, als ich Herbst 1889 in sie ein-
trat, 500 Studenten, während sie jetzt, vierundzwanzig Iahre später,
gegen 2000 hat. Es war daher kein ungünstiger Anfang, als ich
meine allgemeine Geschichte der Philosophie in Kiel mit 34

Deussen, Mein Leben. 18
 
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