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In Bologna sreuten wir uns des Philosophischen Kongresses
und des Wiedersehens mit so vielen Bekannten; ich hielt meinen
Vortrag, leitete teilweise die Sitzungen meiner Sektion und wurde
denn auch zu dem zu Ehren der Delegierten veranstalteten Fest-
mahl eingeladen. Ich satz zwischen einem Bologneser Ratsherrn
und dem mir befreundeten Geheimrat ^ohler aus Berlin. Mit
letzterem besprach ich eine Angelegenheit, die mich auf Erund
von Anregungen von verschiedenen Seiten her schon länger be-
schäftigt hatte, nämlich die Gründung einer Schopenhauer-
Eesellschaft, und er erbot sich, nicht nur mit mir in das ^uratorium
einzutreten, sondern auch als Schatzmeister unserer Gesellschaft
den ihm bekannten Direktor der Deutschen Bank und Mitglied
des Herrenhauses, Arthur v. Gwinner, bei den nahen Be-
ziehungen zwischen dessen Vater und Schopenhauer zu gewinnen.
Wir haben denn auch diese Gesellschaft am 30. Oktober 1911
mit dem Sitz in Kiel gegründet,- sie ist in kurzer Zeit mächtig
emporgeblüht, hat für 1912, 1913 und 1914 drei an Umfang
immer wachsende Äahrbücher veröffentlicht und hat auf den drei
zu Pfingsten 1912 zu Kiel, 1913 zu Frankfurt und 1914 zu
München bisher stattgefundenen Generalversammlungen, nicht zu
reden von dem überaus glänzenden Verlaufe derselben, zu einem
näheren Zusammenschlutz der gegenwärtig 430 Mitglieder geführt
und mir in der Nähe und Ferne viele warme Freunde erworben,
freilich auch viele Mühe und Arbeit gemacht, da die Last der
ganzen Leitung fast ausschlietzlich auf meinen Schultern ruht.

Am 12. April 1911 fuhr ich mit Erika von Bologna in
überfülltem Kupee nach Rom zu Diotima; auch Prabhudatta
hatte sich uns angeschlossen und fand für die Tage seines Bleibens
in Diotimas Palazzo ein freundliches Unterkommen, während
ich, wie gewöhnlich, einige Wochen blieb und meine Freude
daran Hatte, meiner sechzehnjährigen Tochter die Herrlichkeiten
Roms teils selbst zu zeigen, teils durch andere zeigen zu lassen.
Än Eilmärschen kehrten wir dann gegen Ende April über Mün-
chen, Koblenz und Düsseldorf nach Kiel zurück. Hier konnte ich
mich nunmehr von 1911 bis 1913 einer Arbeit widmen, welche
eine Kopf und Herz seit meiner Iugendzeit wie keine andere be-
schäftigende und quälende Frage behandelte und in meiner am
 
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