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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.20708#0009
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Dr. Geiger in Tübingen und die gute Drtha in Renke.

„Evangelischer" Ritt und Ausflug in das „katholische" Oberschwaben.
Zum Nachdenken vorurteilsloser Protestanten und zur Aufklärung zweifelsüchtiger Katholiken
geschildert von einem, der auch einmal zehn Jahre laug au einem evangelischen Wagen ziehen mußte.

(Fortsetzung.)

&

Davor wäre er behütet worden, wenn er die Akten des
hechungsprozesses ohne Vorurteil, wie es sich dem Ge-
(^.^ichreiber geziemt, sorgfältig durchgegangen hätte. Gerade
stoln ! ^er die Klippe, an der die objektive Forschung aka-
sLpit1' Geschichtsschreiber niederen und höheren Rangs
kQ[3 sie sich nicht die Mühe nehmen, katholische Ge-
Usuellen gründlich zu untersuchen und zu benützen. Dem-
behauptet Geiger in ganz ungerechtfertigter Weise,
^j??e zur Zeit der Geburt der guten Beta habe sich der
dj^^.^eden auch in Deutschland ausgebreitet. Er schließt
(Ait ^sieich aus der Thatsache, daß der Bischof von Konstanz
10 1)011 Riesenburg) im Jahre 1386 den dritten Orden
dx,. pRen und zum Eintritt anfgemuntert hat. Hätte sich
Jjt'eit £rr Universitätsbibliothekar mit der Geschichte der Aus-
^6 des dritten Ordens in Deutschland einigermaßen be-
iZiv gemacht, so hätte er wissen müssen, daß schon im Jahre
in r . ber Bischof Eberhard III. von Konstanz diesen Orden
fieJ6ftltem Bistum empfohlen hat. Ebenso wäre ihm bekannt
^ß um diese Zeit die erste Blütenherrlichkeit des
en§ }n Deutschland schon vergangen war und deshalb zu-
die A päpstlicher Verordnungen den Bischöfen Deutschlands
des ss gemacht wurde, den Eintritt in den dritten Orden
bcg, R Franziskus aufs neue zu empfehlen. Die Behauptung,

,v dritte Orden erst seit der Geburt der guten Betha sich
Deutschland ausgebreitet habe, giebt der Geschichts-
lw,lllg des Dr. Geiger einen neuen Stoß, der seine Reit-
rUll' in das beste Licht setzt. Wir sitzen in der Niede-

Lxh^der Hörer und maßen uns nicht das Recht an, den
aber ^ines Professors zu besteigen, dennoch erlauben wir uns
ev ö/ .a^ besser Unterrichtete den weniger Unterrichteten, wenn
deilhUniversitätsbibliothekar ist, unbeschadet unserer Beschei-
Uvß 111 diesem Betreff zu belehren. Wir thun dies aber nicht
aller xllt Rücksicht auf Dr. Geiger, sondern auch zur Aufklärung
I(,ns °erer, denen die Ausbreitung des dritten Ordens in Deutsch-
" Ebenso unbekannt ist wie dem Dr. Geiger, selbst auf die

werden. Die auf dem
1215 erlangte Anerkennung

Rn, der Breite beschuldigt zn
bes ou Laterankonzil im Jahre 121i

v«5 pvri ..'"O”- - vv.w...

Vejrf. 3en Ordens des hl. Franziskus, gewann demselben zahl-
äaln x -Länger und Mitglieder. Im Jahre 1219 war die
derselben schon so groß geworden, daß sich der hl. Franzis-
ÖeTRf,rlUi denselben bei einer zu Portiunkula auf Pfingsten ab-

ei)en Versammlung über die Ausdehnung ihrer Missions-


lgkeit

und damit zugleich über die Verbreitung des Ordens
^l)at *x^ ben außeritalienischen Ländern beriet und in der
auch b'e Absendung von Brüdern außer anderen Ländern
Deutschland beschloß. Wie in andern Ländern
aber trotz der nachdrucksamen Empfehlung des Papstes
ftcJnb,riUi§ III. der erste Missionsversuch in Deutschland voll-
Unkenntnis der deutschen Sprache war die Haupt-

ursache. Johannes de Penna kam mit seinen 60 Genossen
unverrichteter Sache und nach Erfahrung mancher Unbilden
aus Deutschland wieder nach Italien zurück. Bald kam der
hl. Franziskus zur Einsicht, daß die deutsche Mission nur
dann von Erfolg begleitet sei, wenn der deutschen Sprache
kundige Brüder für dieselbe verwendet werden würden. Ans
dem dritten Generalkapitel, das 1221 zu Portiunkula abge-
halten wurde, beschlossen die anwesenden Brüder eine zweite
Mission nach Deutschland. Hiezu wurde der dem hl. Fran-
ziskus wohl bekannte Bruder, der deutsche Priester Cäsarius
bestellt und als Provinzial der in Deutschland zu gründenden
Provinz designiert. Er erwählte sich zu seinem Werke zwölf
Kleriker und 13 Laien. Sie überstiegen in Abteilungen die
Alpen und kamen endlich über Partenkirchen nach Augsburg.
Das war der Sannnelpunkt für die gesamte Missionsgesell-
schaft. Von dort aus zerstreuten sie sich nach allen Richtungen
Deutschlands und gründeten Missionsstationen tu Augsburg,
Salzburg, Regensbnrg, Würzburg, Mainz, Speyer, Worms,
Köln, Hagenau und Straßburg. Schon im Jahre 1222 hatte
Bruder Cäsarius so viele Kleriker und Laien in den Orden
ausgenommen, daß er zu Worms in feierlicher Weise mit den
aus der Nähe herbeigerufenen Brüdern das erste deutsche
Provinzialkapitel abhalten konnte. Diese erste Versammlung
war aber so zahlreich, daß ihm die Kathedrale eingeräumt
werden mußte. Das seraphische Samenkorn, das Bruder
Cäsarius vou Italien nach Deutschland getragen hatte, wurde
bald ein großer Baum, dessen Zweige sich über das große
Deutsche Reich ausbreiteten. Im Jahre 1239 war die Zahl
der Franziskanerklöster daselbst schon so groß, daß zu deren
Leitung drei Provinzen errichtet werden mußten, nachdem schon
1230 aus der einen deutschen Provinz zwei geworden waren.
Wie bald schon Klöster des dritten Ordens in der oberdeutschen
Provinz gegründet wurden, beweisen die Orte Ulm 1237,
Lindau 1241, M. Stern in Augsburg 1258, Horb 1262, Deis-
lingen 1270, Ingolstadt 1276, Mnotathal 1280, Bern 1288,
Schaffhansen 1291, München 1295 u. s. w.

Nachdem wir gezeigt haben, welch ungeschickter Reiter
Dr. Geiger ist, wollen wir auch den Versuch machen, seine
Ungeschicklichkeit als Fechter nachzuweisen. Zunächst giebt er
sich den Anschein, ein guter Fechter zu sein, durch sein Fuch-
teln mit dem Schläger. Er gefällt sich, gegen Dr. Hofele
und Pfarrer Schürer zu fuchteln, um ihnen einen gewaltigen
Respekt von seiner Fechtknnst beiznbringen. Wenn Fuchteln
Fechten wäre, dann würde Don Quixote der berühmteste Held
der Fechtknnst sein. Geiger sagt: Dr. Hofele hat die von
Pfarrer Schürer im Jahre 1886 herausgegebene Festschrift
als quellenmäßiges Lebensbild der seligen Elisabetha Bona in
seinem „Diözesan-Archiv für Schwaben" empfohlen. Pfarrer
Schnrer aber hat neue Forschungen, die über das schon 1875
 
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