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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.20708#0017
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Itr.


w.

ellsge fmn Kiöpsan-Archiv

von Schwaben.

(690.

vr. Geiger in Tübingen und die gute Detha in Renke.

„Evangelischer" Nitt und Ausflug in das. „katholische" Oberschwaben.
Zum Nachdenken vorurteilsloser Protestanten und zur Aufklärung zweifelsüchtiger Katholiken
geschildert von einem, der auch einmal zehn Jahre lang an einem evangelischen Wagen ziehen mußte.

(Fortsetzung.)

III. Handschrift in Reute.

In demselben Betreff.

w nun die lieben Schwestern also znsammenkamen, da
),„^wies ich vorgenannter Propst die Schwester Elisabet
tz- , ailcf) die andern (als ich zuvor auch vieles dick in der
»n^ Waldsee gethan) wollten sie, daß ihnen Gott heimlich
.er ^ncn seine Heimlichkeit zu erkennen gäbe, so
M > sie ein rein lauteres und unsträfliches Gewissen haben.

k^kgte vorgenannte Schwester Elisabet in dem und an-
fjjj 111 kleinem Rat mehr denn die andern Schwestern und
»„i ihr Leben jit betrachten von erster Jugend auf itnb
ci,/1» klein Ding, da manches Mensch geistlich und weltlich
ich ^ Gewissen darum hat, fing sie an mit Reue und Bitter-
st ?hres Herzens zu beichten und zu büßen insonderheit, daß
'^ver Kindheit hatte zusammengewundene Tüchlein und
9ts \ ^re Kinder geheißen. Item daß sie hätte Kleiden
8»lh ^En) an ibre Kleider gesetzt und gesprochen, das wären
^ch^Ue Spangen n. dgl. viel, so ich Kürze halber zu er-
hcih^ ^uterlasse, auf um die Unwahrheit, daß sie nicht gedacht
ih/ 011 das bittere Leiden und Sterben Christi, das brachte

an

P. ^'oße Schmerzen und Bitterkeit in ihrem Herzen bis

I. Straßburger Handschrift.

Enth altu ng v 0n Speise.

.dkick als sie nun durch tägliche lautere und ganze Beichte
£cJUlem öfteren Gewissen kam, da fügte es sich auf einen
^ o, wie ich mir getraue von Einsprachen des hl. Geistes,
Hief l,fivb ihr von innen eingesprochen, sie sollte nicht mehr
»J^11 K^liche Speise und sollte doch sein ein Mensch nach
P i")licher Natur als auch darnach geschah. Das deuchte
wunderlich und übernatürlich zil sein, wand sie des-
>»ie Zvch nie gehört hätte. Darnach so schickte sie nach

1,,^ ' dap ich nicht unterlasse, ich käme zu ihr, sie bedürfte
»ich!' Nun wußte ich aber wohl, daß sie mir insonderlich
hch, ^"tbot, ihr liege denn etwas not daran (fehlt in Jnnsbr.
yP^lchr.), und als ich nun zu ihr kam, da fing sie an, mir
ai’ zu machen, wie ihr wäre eingesprochen und geoffen-
sy^ worden von Gott, wie sie vorbaß ohne leibliche Speise
ci»t[e Kben. Nun endet sie aber nicht ohne meinen Rat. Ich
schch artete ihr und sprach zu ihr also: das wäre mir zu
und könnte ihr darob jetzt keine Auskunft geben,
wollte mich darnmb bedenken und andächtiger und
Leute Rat darumb haben und also reit ich gen
k»,^ WUsen in die Klausen, nahe bei Biberach gelegen, zu
Andächtigen eingeschlossenen Klausnerin, die auch Mutter
"icht uoch ist in derselben Klausen. (Hat Jnnsbr. Handschr.
beweis späterer Bearb.) Der thät ich kund von der
u Elsedeten von Reute und von ihrem Einsprechen und

Treiben (Antrieb) als vorgeschrieben ist. Diese antwortete
mir als eine gottlobende und vernünftige Schwester ans der
hl. Schrift und sprach also: Gott ist allmächtig und vermag
alle löbliche Ding, will es nun Gott also gehabt haben, so
mag es wohl sein. Nun speiste er doch die Kinder Israels,
deren viel Tausend waren, vierzig Jahre mit dem Himmels-
brote (letzteres fehlt in der Jnnsbr. Handschr.) und also
blieb da die liebe Elisabet drei Jahre ohne alle leibliche Speise.
(Das folgende kommt gum Teil gar nicht, teils später in der
Jnnsbr. Handschr.) Denn einstmals da kam der Teufel ein-
gegangen in der Gestalt der Mutter, die ihr pflegte, und brachte
ihr ein Gerstenmus und sprach: sie solle essen und die liebe
Elisabet aß ein wenig, aber alsbald, da sie dies verdauet, da
kam sie in solch Wehtnm, das unsäglich war. Mit dem, da
kam die Mutter eingegangen und sprach: Elsbet wie thust
du nun also? Da antwortete die liebe Elsebet und sprach:
Die Gerste und das du mir zu essen gegeben hast, das thut
mir noch weh. Die Mutter sprach: ach Elsebet, ich habe dir
nichts zu essen gegeben, und also schätzte ich, daß cs der böse
Geist gewesen wäre, der ihr auch viel Leides anthat, der sie
gern an allen guten Dingen gehindert hätte. Nun in den
drei Jahren und auch viele Jahre darnach, da erschien der
böse Geist etlichen Schwestern in dem Hanse in der lieben
Elsbeten Gestalt und ging in die Gemache, da die Schwestern
ihre Leibnahrnng hatten, und nahm da Brot, Fleisch, Salz,
Schmalz u. dgl. und that das unter Elsbeten Bettstatt.
Darum als man der Dinge Mangel hatte und dann bei ihr
gefunden wurden, daß sie dann in Argwohn gehalten wurde als
auch geschah und das war auch nicht unbillig, weil die
Schwestern dergleichen nie mehr gesehen noch gehört, daß ein
Mensch hier in der Zeit möchte also ohne alle leibliche Speise
leben. Die Schwestern sahen wohl, daß man der lieben Eli-
sabet nicht zu essen machte und daß doch die Dinge, von denen
vorher gesagt ist, verloren (abhanden gekommen) wären und
also meinten die Schwestern, Elsebet nehme die Dinge und
esse das heimlich und wollte dann also heimlich erscheinen.
Mir vorbenannter Propst ist auch zu wissen, daß es sich einst-
mals fügte, daß die Schwester die in der Küche war und den
Schwestern sollte das Essen bereiten, weil die liebe Elsebet
also plöde war und krank nun worden, da legte dieselbe
Schwester, der die Küche befohlen war, etwa viel Stücke
Fleisches in einen Hafen und wollte das den Schwestern
sieden und da man das nun sollte zum Jmbis anrichten, da
waren nicht mehr als zwei Stücke Fleisches darin. Da sprach
eine Schwester gu der andern: wo mag das Fleisch hingekommen
sein? Da antwortete eine andere Schwester, die die liebe Eli-
sabet argwöhnig hatte: ach wo sollte das ander Ding alles
hinkommen — es Halls unsre Katze mit den zwei Beinen
entwendet, und sie meinte die liebe Elsbeten. Ich vor-
 
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