Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20708#0021
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
jlllli Wlöpsan-

von Schwaben.

(890.

Als

Dr. Geiger in Tübingen und die gute Dekha in Reute.

„Evangelischer". Ritt und Ausflug in das „katholische" Oberschwaben.
Zum Nachdenken vorurteilsloser Protestanten und zur Aufklärung zweifelsüchtiger Katholiken
geschildert vvu einem, der auch einmal zehn Jahre lang an einem evangelischen Wagen ziehen mußte.

(Fortsetzung.)

wann sie gesponnen, betrachtete sie mit großem Mit-

' u’*e Christus ihr vereinter Gemahl von den bösen
Juden unmildiglich und so ohne alle Barmherzigkeit
sie gerauft und hin- und hergezogen ward. Wann

'All

--'-^.8 trug, betrachtete sie, wie Christus das hl. Kreuz
bwßter Geduld von allen seinen Freunden ganz verlassen
,er Stätte Kalvaria auf seinem hl. Rücken um unsret-
,, n Erug, als ein unschuldiges unbeflecktes Lämmlein, damit
^ ^ behalten möchte. Also in allem ihrem Thun und
^^stellshat ^Hos nach dem hl. Leiden Christi gerichtet und

% ^ sie nun das Kreuz und Leiden Christi von innen
fiiv, auBen emsiglich betrachtet und in sich gebildet hatte, nach
Uie|y.,1 cZeit als ihr Erlist in inbrünstiger göttlicher Liebe ge-
^ard, kam sie in ein svllich Mitleideil mit Christo,
leit lle anfuig zll siechen und in solche Blödigkeit und Krank-
daß oft in ihr gehört wurde ein Getümmel und ein
Zu gleicherweis als ob ihr Gebein zerbrochen würde
vft^^?^'lresflicheil Schmerzen uild Mitleiden. Sie kam auch
»Hs, ^ ätz solcher Krankheit, daß man sie verrichtete (versah)

z>l,i^ Ersatz mit aller Heiligkeit, und man ihr die Kerzen auf-
nicht anders wußte, als ob sie verscheiden wollte,
^ilivpviel Zeit trieb, eiilstnials da man sie mit der
bie verrichtete, da gedänchte die Mutter oder Meisterin,
l»,j) ^ Mag, wie der lieben Beta Antlitz übernatürlich schön
..MAsch erschien und wie ihr eingesprochen wurde, daß
kl)eiteiUe n^A'irliche Krankheit, sondern daß es Gott also

wolle.

Ax^^vnach über etlich viel Zeit, da brach der
he

lieben

ct* .w linke Seite ans und darnach über etwa viel Zeit
% die rechte Seite auf und floß das roseilfarbene Blut

^ von einem Lämmlein. Das habe ich vorgenannter
^v^l und dick gesehen und ich nicht allein, jonbern auch
ehrwürdige Priester und beider Geschlecht Personen.
Aehx Mwwch M ihre Begierde von inwendig je länger je
liijjj eMüllstig ward, da sah ich nlanchesmal ihre Hände nnb
öws'MM.. vft und viel aufthun und das roseilfarbene Blut in
<> Fülle herauslaufen.

bbet rner ^ vft und viel gesehen ihr Haupt also ver-
' ^ls wäre es mit Dornen gekrönt gewesen.

8cin^^^?un habe ich und andere mehr gesehen, daß ihr
^ildia? ?b überall von deni Scheitel an bis an die Ferse ganz
^ßelt ^ ^ard versehrt als ob sie mit scharfen Geißelil ge-
^vllte Mrden wäre mit so viel Wunden, die ich nicht zählen
ßegxi.-^ zu gleicher Weise, wie wir von Christo lesen, daß er
As war^und geschlagen, daß von ihm von dem Scheitel
i me Ferse nichts unversehret war.

L M ich auch zu dem Lob Gottes die Wahrheit nicht
UeiÖe/ so Hab ich nnb die Meisterin, die ihr pflag, dick


und viel die Wnndzeichen Christi an ihr gesehen, auch das
roseilfarbene Blut davon fließen. Nach dem wir sie an den
Händen, Füßen, Seiten, Haupt nnb allem ihrem Leib, nach-
dem sie sich also verblutet, abgewaschen und getrocknet haben.
Die Zeichen Christi wurden vft und viel an ihrem Leib ge-
seheil, etliche Tage zu sechsmalen oder mehr, sonderlich aber
an dem Freitag thäten sich auf die Hände und Füße, Seiten
nnb Haupt mit großem Blut ausfließen und laufen. Aber in
der Fasten gewöhnlich alle Tag und also hat die liebe Beta
ihr Lebtag bis all ihr End mit Schmerzen und Leiden, mit
Begierde zugebracht.

Ich vorbenannter Propst Hab oft und dick gehört, wann
die liebe Beta gedänchte, daß sie nicht genug Leideil hätte,
daß sie alsdann mit Innigkeit sprach: ach Herr, spare mich
nicht; ach Herr darfst du dich an mich nicht wagen; ach Herr
gieb mir dein Leiden zu erkennen nnb zu empfinden, so viel
als möglich ist. Weiß gleichwohl, daß dein hl. Leiden nie-
mand ergründen kann, aber an dem jüngsteil Tag wird es
offenbar werden den Guten zu ewiger Freud, den Bösen zu
ewiger Verdammnis. Darnach kam sie in ein solch innigliches
Leiden, daß davon nicht zu schreiben ist.

Ich Hab auch dick und viel gehört, daß die liebe Beta
in solchem inniglichen Leiden war, daß ihr alle äußeren Sinn-
lichkeiten vergingen, daß sie alsdann sprach: ach Herr, ich
danke dir deiner Gnaden, daß bn mir zll erkennen hast geben
dein heiliges nnb heimliches Leiden, das leider manchem Ge-
lehrten lllid Ungelehrten verborgen ist.

Die liebe Beta vermeinte auch, ihr wäre von Gott son-
derlich eröffnet, daß wie Christo die Dornenkron in sein
hl. Haupt gedrückt ward, sonderlich sieben verschiedene Wun-
den, in welcher jeden Wunde vier spitzige lange Dörner ge-
gangen, gemacht nnb gedrückt worden seien dergestalt, daß jede
derselben Wunden zu einem natürlichen Tod genug gewesen
wäre. Uild dergleichen Wunden erschienen auch wahrhaftig
an der lieben Beta Haupt.

I. Straßburger Handschrift.

G r a b e n des Brunnens.

Weil aber nun von des stetigen Ansfließens wegen des
Blutes große Arbeit war, daß man die liebe Elsebet nnb auch
ihr Bettgewand, Leilacheil und auch alles das, was um sie
war, wusch von Gebresten des Wassers, das in guter Ferne
von der Klause war und ich auch nicht gern sah, daß man
ihr Dillg öffentlich wasche, darum daß jemand in keinen Arg-
wohn gegen die Schwestern siele, da sprach ich vielgenannter
Beichtvater: Elsebet könnten wir nicht gedenken um Wasser,
lveil das eül große Notdurft wäre wegen der Schwesteril
Arbeit und auch deinetwegen. Nun hatte auch die liebe Else-
bet eine solche Gewohnheit, wenn ich sie was fragete, ehe daß
 
Annotationen