Die weiße Farbe ist in einzeinen klar voneinander sich abgrenzenden
Schichten aufgetragen. Die klare Abgrenzung betrifft die geometrisch
strenge Konturführung, nicht die räumliche Fixierung. Vielmehr ergibt
sich hier, dem kubistischen Facettensystem nicht unähnlich, ein vielfäl-
tiges Wechselspiel des Vor und Zurück: so erscheint etwa der Winkel
der nach rechts gerichteten ,,Nase" nach oben hin in einem höheren
Relief, während er sich nach unten hin hauchartig in den Vertikal- und
Horizontalstreifen verschleift. Technisch wird das zarte Farbrelief durch
die seit 1965 verwendeten Klebebänder gewonnen, die die exakte
Konturierung der Farbflächen gewährleisten. Innerhalb der durch die
Klebebänder, die danach entfernt werden, ausgesparten Flächen wird
die Farbe mit der Spachtel, und dadurch die Farbmaterie betonend,
aufgetragen.
Das Farbrelief bezieht das Bild, durch Licht- und Schattensäume, auf
das reale, einfallende Licht, und zwar auf ein von rechts einfallendes
Licht. Die Staffelei in Ricardons kleinem Atelierraum empfängt das
Licht scharf von rechts her. Auf dieses Licht hin sind Ricardons Bilder
gemalt, der Rhythmus seiner Bilder entfaltet sich auf ein Licht von
rechts. Unterwerfen sich Ricardons Bilder auch hierin einer strengen
Selbstbegrenzung, so erlangen sie andererseits gerade aus solcher Be-
grenzung eine neue Freiheit: im wenn auch nur ausschnitthaft emp-
fangenen Sonnenlicht offenbaren sich die ungemein zarten Schichten
von Weiß mit einer in der Malerei vordem unbekannten Fülle von
Ton- und Helligkeitsstufen — und damit auch von Ausdruckscharak-
teren.
Im ,,Grand visage de clown" von 1971 (143 x 106 cm,Abb.20) er-
scheint die Bildorganisation gegenüber der einfachen, übersichtlichen
Struktur des ,,Portrait de clown" von 1967 bereichert und komplex.
Das Weiß tritt in Kontrast zu Schwarzgrau-Streifen, das oberste Hori-
zontalband ist mehrfach senkrecht geteilt, den Schrägen von links
oben nach rechts unten antworten verhaltenere Schrägzüge von rechts
oben nach links unten. Zum Verständnis dieses Bildes kann die zweite
Schema-Zeichnung herangezogen werden, in der nach unten führen-
de Schrägen zu einem auf der Spitze stehenden Dreieck ergänzt wer-
den (vergl. Abb. 16). Auch im ,,Grand visage de clown" läßt sich die
obere rechte Schrägbahn verlängern zur linken unteren Ecke des lin-
ken Schrägstreifens. Einem nach rechts gewandten Profil antwortet so
in der rechten Bildhälfte ein nach links zeigendes. Dem entspricht auch
die Mehrfachteilung des ,,Augenstreifens". Wiederum sind Frontalan-
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Schichten aufgetragen. Die klare Abgrenzung betrifft die geometrisch
strenge Konturführung, nicht die räumliche Fixierung. Vielmehr ergibt
sich hier, dem kubistischen Facettensystem nicht unähnlich, ein vielfäl-
tiges Wechselspiel des Vor und Zurück: so erscheint etwa der Winkel
der nach rechts gerichteten ,,Nase" nach oben hin in einem höheren
Relief, während er sich nach unten hin hauchartig in den Vertikal- und
Horizontalstreifen verschleift. Technisch wird das zarte Farbrelief durch
die seit 1965 verwendeten Klebebänder gewonnen, die die exakte
Konturierung der Farbflächen gewährleisten. Innerhalb der durch die
Klebebänder, die danach entfernt werden, ausgesparten Flächen wird
die Farbe mit der Spachtel, und dadurch die Farbmaterie betonend,
aufgetragen.
Das Farbrelief bezieht das Bild, durch Licht- und Schattensäume, auf
das reale, einfallende Licht, und zwar auf ein von rechts einfallendes
Licht. Die Staffelei in Ricardons kleinem Atelierraum empfängt das
Licht scharf von rechts her. Auf dieses Licht hin sind Ricardons Bilder
gemalt, der Rhythmus seiner Bilder entfaltet sich auf ein Licht von
rechts. Unterwerfen sich Ricardons Bilder auch hierin einer strengen
Selbstbegrenzung, so erlangen sie andererseits gerade aus solcher Be-
grenzung eine neue Freiheit: im wenn auch nur ausschnitthaft emp-
fangenen Sonnenlicht offenbaren sich die ungemein zarten Schichten
von Weiß mit einer in der Malerei vordem unbekannten Fülle von
Ton- und Helligkeitsstufen — und damit auch von Ausdruckscharak-
teren.
Im ,,Grand visage de clown" von 1971 (143 x 106 cm,Abb.20) er-
scheint die Bildorganisation gegenüber der einfachen, übersichtlichen
Struktur des ,,Portrait de clown" von 1967 bereichert und komplex.
Das Weiß tritt in Kontrast zu Schwarzgrau-Streifen, das oberste Hori-
zontalband ist mehrfach senkrecht geteilt, den Schrägen von links
oben nach rechts unten antworten verhaltenere Schrägzüge von rechts
oben nach links unten. Zum Verständnis dieses Bildes kann die zweite
Schema-Zeichnung herangezogen werden, in der nach unten führen-
de Schrägen zu einem auf der Spitze stehenden Dreieck ergänzt wer-
den (vergl. Abb. 16). Auch im ,,Grand visage de clown" läßt sich die
obere rechte Schrägbahn verlängern zur linken unteren Ecke des lin-
ken Schrägstreifens. Einem nach rechts gewandten Profil antwortet so
in der rechten Bildhälfte ein nach links zeigendes. Dem entspricht auch
die Mehrfachteilung des ,,Augenstreifens". Wiederum sind Frontalan-
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